Bei Wefapress in Vreden geht’s bergauf „Konkurrenz hat uns totgesagt“

Bei Wefapress geht’s bergauf: „Konkurrenz hat uns totgesagt“
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„Der schlimmste Tag unseres Lebens“, so beschreibt Gerrit Beck den Tag, als er vor etwas mehr als drei Jahren von seinem Bruder Lutz Beck am Telefon erfahren hat, dass das Lebenswerk in Flammen steht. Der Geschäftsführer der Vredener Firma Wefapress war gerade mit der Familie im Urlaub und hat sich direkt auf den Weg zurück nach Vreden gemacht.

Doch der erste Schock verflog schnell und die Familie krempelte sofort die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Denn eines war klar: „Aufgeben war keine Option.“ Heute sieht das Firmengelände wie ausgewechselt aus und darauf ist die Familie auch stolz.

9000 Quadratmeter abgebrannt

Zum Hintergrund: Das Feuer auf dem Gelände von Wefapress war am frühen Morgen des 3. Juli 2021 ausgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt waren keine Mitarbeiter in der Halle. Um 4.20 Uhr lösten gleich drei Brandmeldeanlagen aus. Knapp 48 Stunden später sind zwei Drittel des Betriebes zerstört. Mehrere Hallenteile liegen in Schutt und Asche, insgesamt waren es fast 9000 Quadratmeter. Nur das Bürogebäude, die alte Presserei, die neue Halle für Logistik und Versand und die Dreherei waren noch intakt.

Doch trotz dieses harten Schicksalsschlags hatte Gerrit Beck für die damals 135 Mitarbeiter eine gute Nachricht: „Es wird niemand gekündigt. Wir machen weiter.“ Und genau das taten sie auch. Es gab zwar eine geraume Zeit wesentlich weniger Arbeit als gewohnt, aber das lösten sie durch ein spezielles Schichtsystem.

„Das war die Stunde Null“

„Dann stand der Neuaufbau auf dem Plan“, erinnert sich Lutz Beck. Die Planung dessen begriffen er und Gerrit als Chance. „Das war sozusagen die Stunde Null“, ergänzt Lutz Beck. Sie konnten nun eine Halle bauen, die den Ansprüchen des Unternehmens optimal entspricht. „Die ursprüngliche Halle wurde immer Schritt für Schritt weiter ausgebaut“, erinnert sich Gerrit Beck. „Die Höhenunterschiede waren teilweise immens.“ So seien zwischen zwei unterschiedlichen Hallen früher Rampen nötig gewesen, um eine Flurdifferenz von bis zu 70 Zentimetern auszugleichen. „Das ist natürlich nicht sinnvoll“, räumt Gerrit Beck ein.

Die Keller für die Maschinen in der Halle überdimensional groß.
Die Keller für die Maschinen in der Halle sind überdimensional groß. © Luca Bramhoff

Deshalb fingen sie auch genau an dieser Stelle an: Ein ebenmäßiges Fundament musste her. In das Fundament wurden zusätzlich riesige Keller eingelassen, in denen ein Großteil der Kunststoffpressen verschwindet. Auch die Abläufe in der Produktion hat die Familie Beck gemeinsam mit einem Architekten immer weiter optimiert. „Das Ganze ist von vorne bis hinten effizient durchdacht“, hält Jeanne Beck fest. Geschäftsführer Gerrit Beck geht sogar davon aus, dass der Betrieb nach der Fertigstellung der Halle besser laufen wird als zuvor.

„Konkurrenz hat uns totgesagt“

Dabei hatte ein Mitbewerber auf dem Markt von Wefapress schon direkt nach dem Brand vollkommen gegensätzliche Prognosen gemacht. „Die Konkurrenz hat uns totgesagt“, erinnert sich Gerrit Beck. „Sogar unseren Kunden gegenüber hieß es, dass wir uns von diesem Schock nie erholen würden.“ Umso größer ist heute der Stolz der beiden Unternehmer, wo sie so kurz vor dem Ende der Bauarbeiten stehen und nicht am Ende sind.

Im Sommer dieses Jahres war es dann so weit sein. Die gröbsten Bauarbeiten in allen Gebäuden und der Umzug der Maschinenanlagen waren abgeschlossen. Das Ende soll das jedoch auch noch nicht sein. „Ich sage ja immer, bei uns ist immer Baustelle“, so Lutz Beck. „Aber das ist auch nötig, um sich ständig weiterzuentwickeln.“

„Das hat uns stark gemacht“

Doch trotz all des Optimismus sind die vergangenen Jahre nicht spurlos an dem Familienunternehmen vorbeigegangen. „Man fühlt sich wirklich ausgebrannt“, so Lutz Beck. „Das hat uns schon die ein oder andere schlaflose Nacht gekostet.“ Für Tochter Jeanne war der Schlag besonders groß. „Für mich, mit meinen 26 Jahren, war das die Klatsche meines Lebens“, erinnert sie sich. „Aber jetzt merke ich, dass uns das total stark gemacht hat.“

Diesen Artikel haben wir am 21. Januar 2024 veröffentlicht.

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