
© Victoria Thünte
Behörden sehen beim ausgetrockneten Ölbach in Doemern keinen Handlungsbedarf
Salzgewinnungsgesellschaft
Ausgetrocknet war der Ölbach in Doemern im Sommer 2018. Die Grünen sehen einen Zusammenhang zu den Aktivitäten der Salzgewinnungsgesellschaft. Doch die Behörden wollen nichts ändern.
Für die Behörden ist das Thema ausgetrockneter Ölbach in Doemern abgehakt, es gebe keinen Handlungsbedarf. Doch Josef Wissing (Die Grünen) will noch keine Ruhe geben. Er findet die Aussagen des Kreises und der Bezirksregierung „beschämend“.
Wochenlang war der Ölbach in Doemern im Sommer 2018 völlig ausgetrocknet. Die Grünen sehen die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) in der Verantwortung. Denn der Bach hat nach Aussagen der Lokalpolitiker sowohl am Freibad als auch in Ottenstein Wasser geführt. Nur in Doemern sei er trocken gewesen.
SGW pumpt täglich Tausende Liter Grundwasser ab
Das ist genau das Gebiet, in dem die SGW täglich Tausende Liter Grundwasser abpumpt, um damit Salz abzubauen und es als Salzlake zu transportieren. Das ist mit einer sogenannten wasserrechtlichen Erlaubnis geregelt. Die Grünen sind jedoch der Meinung, dass die SGW in einem so trockenen Sommer weniger Wasser abpumpen müsste.
Nachdem die Stadt Vreden auch nach mehrfachen Hinweisen der Grünen mit der Begründung „Dafür sind wir nicht zuständig“ nicht reagiert hat, hat sich Josef Wissing im Oktober 2018 an den Kreis Borken gewandt. Dort hieß es zunächst, man kümmere sich. Zwei Monate später dann die Antwort: „Aufgrund der vorliegenden Gutachten zum betroffenen Absenkbereich sehen wir derzeit keinen Handlungsbedarf und verweisen auf die Bezirksregierung Arnsberg.“
SGW muss nicht auf den Ölbach achten
Josef Wissing ist sauer. „Ich fand die Antwort des Kreises nach so langer Zeit doch sehr beschämend.“ Er wendet sich wie empfohlen an die Bezirksregierung. Und muss wieder zwei Monate warten.
Die Bezirksregierung Arnsberg ist die Behörde, die die wasserrechtliche Erlaubnis für die SGW ausgestellt hat. Darin werden „keine Vorgaben bezüglich einer Abhängigkeit der Förderung vom Ölbach gemacht“, heißt es in der Mail, die Josef Wissing Mitte Januar bekommt. Heißt: Die SGW hat gegen keinerlei Auflagen verstoßen und deswegen kann die Behörde auch nichts dagegen machen.

Josef Wissing (sachkundiger Bürger), Gerd Welper und Sandra Lentfort von den Grünen stehen im Oktober 2018 am ausgetrockneten Ölbach an der Gaststätte Schwering in Doemern. © Victoria Thünte
In einer Stellungnahme der SGW heißt es außerdem: „Es ist davon auszugehen, dass die Förderung in Doemern dafür verantwortlich ist, dass der Ölbach eher trockengefallen ist und später wieder Wasser geführt hat, als es ohne Förderung der Fall gewesen wäre. Ein Trockenfallen des Ölbachs in 2018 wäre aufgrund der außergewöhnlichen klimatischen Verhältnisse jedoch auch ohne Grundwasserförderung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eingetreten.“
Bezirksregierung möchte Erlaubnis nicht ändern
Ähnlich äußert sich auch die zuständige Wasserbehörde. Die SGW gibt zudem an, im Jahr 2018 sogar neun Prozent weniger Grundwasser in Doemern abgepumpt zu haben als im Vorjahr. Deswegen sieht die Bezirksregierung auch keine Notwendigkeit, die wasserrechtliche Erlaubnis zu ändern.
Mit dieser Antwort ist Josef Wissing ganz und gar nicht zufrieden. „Wir werden bei der nächsten Fraktionssitzung darüber sprechen. Das Thema ist für mich noch nicht erledigt.“
Normalerweise leben in dem Bach Fische, teilweise sogar Aale und Millionen Kleinlebewesen. Wie viele Fische wegen des ausgetrockneten Bachs gestorben sind, kann niemand sagen.
Landwirte fordern Unterstützung von der Stadt
- Landwirte aus Doemern haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen und fordern in einem Antrag an den Rat mehr Unterstützung der Stadt beim Umgang mit der SGW.
- Sie fordern eine Reduzierung der abgepumpten Wassermengen, mehr Schutz für Gewässer wie den Ölbach und eine Erweiterung der Entschädigungsleistungen für die betroffenen Grundeigentümer.
- Hendrik Mulder (FDP), der in dem Gebiet aufgewachsen ist, berichtete in der Ratssitzung von unerklärlichen Bodenlöchern, Rissen in Gebäuden und anderen Schäden, die im Zusammenhang mit der SGW aufgetreten seien.
- Vor einer Sitzung des Bauausschusses soll in naher Zukunft ein Ortstermin in Doemern stattfinden, bei dem sich die Lokalpolitiker ein Bild von der Situation vor Ort machen wollen.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
