
© Stephan Teine
Bauern aus Vreden wollen die Milliarde Euro aus Berlin nicht
Landwirtschaft
Eine zusätzliche Milliarde Euro als Härteausgleich für die Landwirte. Das klingt richtig gut. Die Vredener Landwirte aber sind von dem Beschluss der Koalition alles andere als begeistert.
In der Nacht zu Donnerstag hat die Bundesregierung beschlossen, den Landwirten in den nächsten vier Jahren mit einer Milliarde Euro unter die Arme zu greifen. Mit diesem Geld sollen Nachteile durch die neue Düngeverordnung abgemildert werden. Thema verfehlt! So könnte man die Reaktionen aus den Reihen der Landwirte zusammenfassen.
Frank Kisfeld, Vredener Landwirt (Schweinehaltung und Biogas) und Mitorganisator der Initiative „Land schafft Verbindung“ von konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten hat als Reaktion auf die jüngste Nachricht aus Berlin „sehr, sehr viel Unmut“ von den Berufskollegen erfahren.
Geld ist nicht die Lösung
Kisfeld wie auch den anderen geht es nicht darum, dass Geld auf den Tisch gelegt wird, sondern um eine faire Behandlung auf der Grundlage von belastbarem Datenmaterial: „So werden wir wieder zu Leistungsempfängern, offenbar will man uns mit Steuergeld rauskaufen.“ Das aber sei nicht das, was man bei den Demonstrationen der letzten Zeit habe bewirken wollen.

Frank Kisfeld will das Geld aus Berlin nicht. © Stephan Teine
Zum einen sei die Milliarde wohl vor allem für Investitionen in Gülleanlagen und -Technik gedacht, zum anderen bliebe, wenn man es auf die einzelnen Betrieb runterbreche, ohnehin kein nennenswerter Betrag übrig.
Nicht mehr als ein Trostpflaster
Eine These, die „Land schafft Verbindung“ in einer ganz aktuellen Pressemitteilung mit Zahlen untermauert und sogar von einem „Trostpflaster“ spricht: Verteilt über vier Jahre stünden jährlich 250 Mio. Euro zur Verfügung. Angesichts von 266.000 landwirtschaftlichen Betrieben blieben dann für jeden einzelnen 950 Euro übrig.
„Der Karren ist schon tief in den Dreck gezogen worden“, kritisiert Frank Kisfeld, dass offenbar das Grundanliegen der Bauern immer noch nicht verstanden werde. Kisfeld beruft sich dabei auch auf ganz frische gutachterliche Untersuchungen, bei denen sich herausgestellt habe, dass rund zwei Drittel der Messpunkte nicht funktionsfähig seien.
Nachweis für fehlerhafte Messstellen
Und genau das stand für Kisfeld und Co. immer im Zentrum der Kritik: Die an Brüssel übermittelten Ergebnisse aus dem deutschen Messstellennetz, die eine hohe Belastung der Gewässer zeigten, seien in Teilen mangelhaft, oder sogar schlicht falsch.
Den Vredener Landwirt ärgert es enorm, dass man als Landwirt ständig an den Pranger gestellt werde und betont: „99 Prozent der Bauern haben sich immer an Gesetz und Recht gehalten.“
Kisfelds Vorschlag: Die Milliarden nicht für Investitionen zu verwenden, sondern, um mögliche Strafzahlungen aus Brüssel zu bezahlen, damit das Messstellennetz auf wirklich solide Füße gestellt werden kann.
Nach den neuen Untersuchungsergebnissen geht er jedenfalls davon aus, dass es demnächst deutlich weniger „rote Gebiete“, also solche, in denen die Gewässer stark belastet sind, geben wird.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
