Es ist Mittwochabend und die letzten Aufbauarbeiten für die Vredener Kirmes sind im vollen Gange. Mithilfe eines großen Krans werden die einzelnen Gondeln des „Shake and Roll“ auf dem Domhof in die Luft gehievt, um sie dann auf die überdimensionierte Drehscheibe aufzusetzen, die den Besuchern der Vredener Kirmes ab Samstag ein Gefühl von Schwerelosigkeit bescheren soll. Doch ein paar Schritte weiter in Richtung Innenstadt ist kein Kran und auch kein schwer beschäftigter Handwerker mehr zu sehen.
Seit 30 Jahren in Vreden
Das liegt jedoch nicht daran, dass es dort nichts aufgebaut wird. Ganz im Gegenteil: Direkt vor dem Eingang des K+K-Marktes am Domhof erstrahlt das Fahrgeschäft Highway Rallye bereits in seinem vollen Glanz. Lars Langenscheidt aus Delmenhorst, der zusammen mit Johann Kutschenbauer das Kinderfahrgeschäft „Highway Rallye“ betreibt, hat schon längst alles erledigt. Sie sind nämlich „alte Hasen“ auf der Vredener Kirmes. Seit 30 Jahren kommen Lars Langenscheidt und sein Vater bereits auf das Volksfest und stehen schon immer an derselben Stelle.
„Wir sind natürlich eingespielt“, erklärt Langenscheidt, während er vor seinem Fahrgeschäft auf und ab geht und ein paar letzte Kontrollen durchführt. „Wir wissen, wo hier alles ist und wo wir hinmüssen.
Das können wir mittlerweile fast blind.“ Aber der Schausteller kommt nicht nur aus Gewohnheit immer wieder nach Vreden. „Mir gefällt die Stadt sehr“, betont er. „Auch die Menschen hier sind sehr nett. Vor allem mit dem Marktmeister verstehen wir uns sehr gut. Selbst beim Bäcker wissen die Verkäuferinnen schon ganz genau, was ich bestellen werde.“
Alles wird teurer
Aber all den positiven Aspekten nimmt Lars Langenscheidt auch eine Veränderung des Kirmestreibens in den vergangenen Jahrzehnten wahr. „Das Geschäft hat sich schon sehr verändert“, erzählt er und blickt dabei auf sein Fahrgeschäft. „Für uns als Betreiber wird es zum Beispiel immer schwieriger, die Fahrgeschäfte instand zu halten und zu transportieren.“
Denn nicht nur Ersatzteile und Reparatur seien in den vergangenen immer teurer geworden, sondern auch der Sprit für die Laster. „Mittlerweile bezahle ich dreimal so viel wie noch vor fünf Jahren“, berichtet der Delmenhorster.
Kunden zurückhaltender
Das Geld fehlt allerdings nicht nur bei den Schaustellern, sondern auch bei den Kirmesbesuchern. „Klar, die Leute haben auch nicht mehr so viel Geld“, räumt Langenscheidt ein. Das mache sich auch im Umsatz bemerkbar. „Aber genau deswegen kommen wir ihnen ja mit Angeboten entgegen.“ So koste eine Einzelfahrt zwar 3,50 Euro. Doch kauft man gleich vier Chips, reduziert sich der Preis auf 3 Euro. Außerdem gelten zur sogenannten Happy Hour ebenfalls niedrigere Preise.
Optimismus wird bewahrt
Ernsthafte Sorgen mache sich Lars Langenscheidt aber um die Zukunft der Kirmes nicht. „Vor allem in Vreden gehört das zu der Stadt und den Menschen einfach dazu“, betont er und schaut einigen Gruppen hinterher, die schon während des Aufbaus über die Kirmes wandeln. „Ich bin sehr optimistisch, dass das hier wieder ein schönes Wochenende bei bestem Wetter und mit viel guter Laune wird.“ Er wirft einen letzten Blick auf sein Fahrgeschäft und verabschiedet sich bis zur offiziellen Eröffnung am Samstagnachmittag.
