„Unsere Unterkünfte laufen voll.“ Mit dieser Aussage hatte Werner Stödtke die Ratsmitglieder im August konfrontiert. Nun, gut zwei Monate später, sehe die Situation weit dramatischer aus. „Wir stoßen absolut an unsere Grenzen“, erklärt der Bürgermeister auf Nachfrage der Redaktion. Es fehle Wohnraum – und vor allem Personal.
Auch wenn die Gemeinde sehr gute Erfahrungen mit der dezentralen Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine, aber auch aus anderen Krisenregionen gemacht habe – man müsse nun auch verstärkt über zentrale Einrichtungen nachdenken. Und handeln.
Nach den Plänen zum Bau einer zentralen Asylbewerberunterkunft mit bis zu 50 Plätzen in Oeding (wir berichteten) werden nun weitere Vorhaben konkret. Container rücken wieder ins Blickfeld. Zwölf Exemplare sind bereits von der Gemeinde bestellt worden, für insgesamt 32 Personen, wie Werner Stödtke bestätigt.
Viele Standorte wurden gesichtet, die Wahl fiel nun auf den Parkplatz am ehemaligen Edeka im Ortsteil Südlohn. Dort würden bestenfalls zu Beginn des Jahres dann Zwei- und Vier-Personen-Container aufgestellt – auch, weil sich das Pflaster dort dafür eigne. Die Zweierobjekte verfügten über eigene Sanitäranlagen und Kochbereiche, bei den Vierer-Containern gebe es zentrale Dusch- und Waschgelegenheiten.
Container für 32 Personen
Seit Ende 2021 stehe man bei diesem Objekt in enger Verbindung mit dem Eigentümer, dem Unternehmen Stroetmann aus Münster. Seit Februar liege der Fokus nun auf der Flüchtlingsentwicklung. „Da ist der Eigentümer sofort auf unsere Belange und Anliegen eingestiegen. Dafür sind wir sehr dankbar“, meint Werner Stödtke. Die Idee sei immer die, dass sich die Geflüchteten selbst sollen versorgen können. „Die Betreuung durch die Gemeinde ist natürlich immer gewährleistet“, so der Bürgermeister.
Eine zentrale Unterbringung zum Beispiel in Turnhallen – so wie es in Ahaus oder Vreden realisiert wird – sei aus personeller Sicht aktuell für die kleine Kommune schwer darstellbar. Faktoren wie Brandschutz und eben die zentrale Versorgung stellten enorme Hürden dar. Sicherheitsdienst, Catering – das alles müsste eingekauft werden auf einem momentan sehr begrenzten Markt.
In der Jakobi-Halle ist – zum Beispiel für den Fall eines längeren Stromausfalls – überdies einer der beiden Notfallinformationspunkte in der Doppelgemeinde vorgesehen.

Im Blick wird weiter der Bau der zentralen Asylbewerberunterkunft mit bis zu 50 Plätzen in Holzfertigbau in Mobilbauweise gehalten. Rat und Sozialausschuss waren darüber bereits informiert worden, „Angebote zu verschiedenen Modellen sind eingeholt“, berichtet Werner Stödtke. Viele Standorte seien auch hier gesichtet worden, die Verwaltung entschied sich in Absprache mit der Politik für ein Grundstück hinter dem Feuerwehrhaus in Oeding am Woorteweg.
„Auch dort ist uns der Eigentümer beim Kauf sehr entgegengekommen“, betont der Bürgermeister. Die „Not der Kommunen“ werde gesehen. Eine letzte Entscheidung müsse nun die Politik noch treffen. Der Standort eigne sich vor allem, weil das Gelände recht schnell zu ertüchtigen sei. Und Zeit wird zu einem wesentlichen Faktor.
Die Mietdauer bei den Containern veranschlagt die Gemeinde zunächst mit 24 Monaten, bei der zentralen Unterkunft in Oeding denke man langfristig. „Sicher 20, 25 Jahre“, so Stödtke. Er lenkt den Blick noch einmal auf die dezentralen Unterbringungsoptionen. Erst waren es 18, dann im Juli 22, nun sind es schon 33 Objekte.
Immer wieder werde sich geeigneter Wohnraum angeschaut, immer mit dem Fokus auf das, was schnell hergerichtet werden kann – dies vor dem Hintergrund der Auftragslage auf dem Bau. Und die Bewohner müssten sich dort auch einrichten können. „Eine Riesenleistung der Abteilung Soziales“, betont Stödtke. Dankbar sei man natürlich allen sehr, die Menschen privat aufgenommen hätten. Und er weiß auch, dass die Container nur einen nächsten „kleinen Puffer“ bedeuten. „Eine Entspannung der Lage ist nicht zu sehen.“
Edeka und Pfarrheim im Blick
Und so beschäftigt sich die Gemeinde schon mit weiteren „Plänen B“. Eine Alternative sei das ehemalige Edeka-Gebäude an der Bahnhofstraße in Südlohn selbst. „Natürlich eine andere Hausnummer“, weiß Werner Stödtke. Das Ordnungsamt werde diese Option auch unter dem Aspekt des Brandschutzes prüfen.
Eine weitere Alternative könnte das Pfarrheim in Oeding liefern; dann, wenn das neue an der Jakobus-Kirche voll bezogen ist. „Wir schauen in unseren eigenen Liegenschaften, wo was frei ist oder frei werden könnte“, meint Werner Stödtke.
Dass das in der Summe eine „Millioneninvestition“ werden wird – allein schon beim Projekt in Oeding –, dessen ist sich Werner Stödtke bewusst. Das werde man irgendwie auffangen müssen. Er betont aber noch einmal, dass die personellen Ressourcen absolut an der Grenze der Belastbarkeit angekommen sind.
„Bund und Länder müssen endlich erkennen: Das kann und darf kein Dauerzustand sein“, richtet der Bürgermeister eindringliche Worte an die Entscheidungsträger in Berlin und Düsseldorf. Er trage letztlich auch die Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber.
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Gemeinde Südlohn will Asylbewerberunterkunft mit bis zu 50 Plätzen bauen