Christoph Hollad produziert seit Montag Schutzmasken, um zumindest etwas tun zu können. Sein Bekleidungsgeschäft darf er noch nicht öffnen.

© Stephan Teine

Schutzmasken statt Festtagsmode: Modehaus Hollad kämpft um die Zukunft

rnCoronavirus

Weil das Modehaus größer als 800 Quadratmeter ist, darf Christoph Hollad aktuell noch nicht öffnen. Doch nach vier Wochen Corona-Pause will er etwas tun. Und produziert nun Schutzmasken.

Südlohn

, 21.04.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Sonne scheint, doch die Fenster vom Modehaus Hollad sind dunkel. An einen Verkauf dort ist noch nicht zu denken. Unten, hinter der Eingangstür hat Christoph Hollad zwei große Tische zusammengeschoben. Dort schneidet er zusammen mit seiner Frau Andrea lange Stoffbahnen zu. Daraus näht er Schutzmasken. Mehrere kleine Stapel sind schon fertig.

„Die waren erst einmal nur für Angestellte und Kunden gedacht“, sagt er. Auf Facebook hatte er davon am Wochenende berichtet – und erntete riesige Resonanz. „Die Leute haben gefragt wo und wie sie die Masken kaufen können“, sagt er. Auch sein Gesicht verschwindet hinter einer der Stoffmasken.

Sieben Schneider in zwei Schichten

Da sei ihm dann die Idee gekommen, in eine größere Produktion einzusteigen. Auch die sechs Schneiderinnen und den einen Schneider seines Unternehmens bindet er seit Dienstag in zwei Schichten in die Produktion ein. „Die hatten im Atelier zuletzt auch nichts mehr zu tun“, sagt er seufzend.

Christoph Hollad hofft, dass er wenigstens Anfang Mai wieder öffnen kann. "Ich habe 47 Mitarbeiter. Die brauchen Arbeit", sagt er. So lange will er Schutzmasken produzieren und zumindest den sechs Schneiderinnen und einem Schneider genug Arbeit verschaffen.

Christoph Hollad hofft, dass er wenigstens Anfang Mai wieder öffnen kann. "Ich habe 47 Mitarbeiter. Die brauchen Arbeit", sagt er. So lange will er Schutzmasken produzieren und zumindest den sechs Schneiderinnen und einem Schneider genug Arbeit verschaffen. © Stephan Teine

Nun also Schutzmasken. Die werden im Moment an allen Ecken und Enden händeringend gesucht. Auch an das Rohmaterial zu kommen, gestaltet sich schwierig. „Der Stoff wird im Moment nicht mehr gewebt“, sagt Christoph Hollad und deutet auf die langen Stoffbahnen auf dem Tisch. Die hatte er am Wochenende noch einkaufen können.

Gummibänder sind längst Mangelware

Auch die Gummibänder sind inzwischen begehrte Mangelware. „Ich habe noch 4500 Meter bekommen können. Über einen Bekannten“, sagt er. Inzwischen seien die Bänder im Großmarkt genauso ausverkauft wie im Supermarkt um die Ecke.

Die Masken sind für ihn ein erster Schritt zurück zur Normalität. „Irgendetwas musste ich mir einfach einfallen lassen“, sagt er. Allein schon, um wieder eine Struktur in den Tag zu bekommen. Auch für seine Mitarbeiter. Die sind – bis auf die Schneider – aktuell geschlossen in Kurzarbeit.

Geschäft ist auf Null zusammengebrochen

Blickt er auf das übrige Geschäft, zuckt er nur mit den Schultern. „Seit 16. März ist es praktisch auf Null zusammengebrochen“, erklärt er. Ein paar Bestellungen gingen zwar online ein, aber das sei nicht mal der Tropfen auf den heißen Stein. „Heute sind es fünf Pakete“, sagt er und deutet auf ein Tischchen am Rand des Verkaufsraums. „Davon kann ich meine 47 Mitarbeiter nicht ernähren“, erklärt er.

Masken gibt es per E-Mail-Bestellung

  • Das Modehaus Hollad bietet die produzierten Masken für 9,95 Euro an. Ein Euro pro Stück wird an das Kinderhospiz in Syke gespendet.
  • Interessenten können Masken per E-Mail bestellen.
  • Wie Christoph Hollad auf Nachfrage erklärt, könne sein Unternehmen auch größere Stückzahlen produzieren.

Im Moment profitiere sein Unternehmen noch nicht von der neuen Regelung. „Ich hoffe, dass es spätestens Anfang Mai auch für uns wieder losgehen kann“, sagt Christoph Hollad. „Wenn die Leute vernünftig sind, vielleicht ja auch etwas früher“, ergänzt er.

Jetzt lesen

Denn – so viel ist ihm klar – niemandem sei damit geholfen, wenn die Menschen nun die Innenstädte und Geschäfte stürmen würden. „Auch wir würden uns ja mit allen nur erdenklichen Vorkehrungen auf Kunden in dieser besonderen Situation vorbereiten“, sagt er. Er denkt dabei an größere Abstände zwischen Umkleidekabinen, Desinfektionsmittel, Mundschutz, Handschuhe... „Wir müssen wieder eröffnen, wir müssen Geld verdienen“, sagt er.

Das Geschäft in der Coronakrise

Auch das bleibe schwierig genug. „Schützenfeste, Abibälle, kirchliche Hochzeiten – alles abgesagt“, sagt er. Die Festtagsmode im Obergeschoss des Modehauses wird wohl erst einmal nicht gefragt. Und auch die übrige Mode werde mit jedem Tag ja nicht besser. Gleichzeitig stehen neue Lieferungen an. „Die Hersteller wollen weiter liefern. Da war bisher nur wenig Verhandlungsspielraum. Die neue Ware steckt also in der Pipeline“, sagt er.

Vom Erlös der Masken will er auf jeden Fall einen Teil an das Kinderhospiz Löwenherz in Syke bei Bremen spenden. Für das Haus sammelt er schon lange Spenden. Auch bei dieser Aktion soll das Kinderhospiz einen Teil abbekommen.

Christoph Hollad schüttelt den Kopf, als er wieder zur großen Schneiderschere greift. „Es ist einfach Wahnsinn“, sagt er.

Teilöffnung ab Donnerstag

Am späten Dienstagnachmittag erfuhr Christoph Hollad, dass er einen Teil seines Geschäftes wieder öffnen darf. Ab Donnerstag soll die Damenabteilung wieder für die Kunden geöffnet sein.