Safer Sex: Autofahrer sollten wegen brünftiger Rehe zurzeit vorsichtig fahren

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Safer Sex: Autofahrer sollten wegen brünftiger Rehe zurzeit vorsichtig fahren

rnHegering warnt

Die Rehe haben Paarungszeit. Das sollte nicht nur Jäger interessieren, sondern auch Auto- und Motorradfahrer: Aktuell muss jederzeit mit Rehen auf der Straße gerechnet werden. Auch tagsüber.

Südlohn Stadtlohn

, 02.08.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Landesjagdverband hat es so formuliert: „Safer Sex: Fahren SIE vorsichtig! – ER hat den Kopf woanders!“ Es geht um die Rehe, die auch im August noch in der Paarungszeit sind. Und deswegen kopflos unterwegs sind und häufiger als sonst die Straßen queren.

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Andrea Rabe-Bockwinkel vom Hegering Stadtlohn-Südlohn-Oeding liegt es auch am Herzen, die Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren hinzuweisen, die im Moment von den paarungswütigen Rehböcken ausgeht – und den brünftigen Ricken, die von ihnen getrieben werden. „Das ist jedes Jahr so. Egal, ob es heiß ist, oder nicht: Auch außerhalb der Dämmerung müssen Autofahrer mit Rehen auf der Straße rechnen“, betont die Jägerin. Gerade vor zwei Wochen sei noch ein junger Bock in der Stadtlohner Bauerschaft Hundewick vors Auto gelaufen.

Genaue Zahlen kann sie nicht angeben, aber erfahrungsgemäß sind die Monate Juli und August die, in denen die Zahl der Wildunfälle höher ist. Frank Rentmeister von der Pressestelle der Polizei kann auf Anfrage der Redaktion mitteilen, dass im Kreis Borken im zurückliegenden Monat 165 Einsätze wegen Wildunfällen gefahren wurden.

Von ihren Beobachtungen in der freien Natur weiß Andrea Rabe-Bockwinkel, wie wild es zugeht in der „Blattzeit“, wie die Jäger die Paarungszeit nennen. Die brünftige Ricke verströmt einen Duft, der bei den Böcken eine derartige Begierde auslöst, dass sie die Ricke über viele, viele Kilometer verfolgen. „Das geht kreuz und quer, und manchmal über Tage“, weiß die Jägerin.

Rehböcke, Ricken und Kitze könnten unvermittelt Straßen queren

Gerade am Sonntag sah sie, wie ein Rehbock einer Ricke hinterherjagte, und ein „revierloser“ junger Bock sich auch noch traute, das brünftige Reh zu verfolgen und nicht aufgab. Der Bock trieb also das Reh und hielt auch noch mehrmals den jungen Bock auf Abstand. Drei Tiere, die überhaupt nicht auf eine Straße achten würden bei dem Trieben. „Und dann sind da auch noch die Kitze, die der Bock auf Abstand hält“, erklärt die Stadtlohnerin. Der Nachwuchs ist aktuell etwa zwei bis drei Monate alt und halte sich in der Nähe der Mutter auf, auch wenn diese von einem Bock getrieben wird.

Von den jungen Böcken ohne eigenes Revier – das stecken die Böcke im Frühjahr mit teils heftigen Revierkämpfen ab und bilden somit ihren „Einstand“ – gibt es einige, die in den Feldern herumstreifen. Und natürlich auch hier und da den Duft der brünftigen Ricke aufnehmen und den Kopf verlieren. Die Böcke können dann bei einem Aufeinandertreffen sehr aggressiv sein, fauchen sich an und wenden brachiale Gewalt an.

Was ist für den Verkehrsteilnehmer bei einem Unfall zu tun?

Was ist für den Verkehrsteilnehmer bei einem Unfall zu tun? Andrea Rabe-Bockwinkel bittet dringend darum, den Jagdpächter zu informieren, wenn dieser bekannt ist, oder auf jeden Fall die Polizei. „Und zwar auch dann, wenn man denkt, man hat das Tier nur ganz leicht erwischt und am Auto ist nichts zu sehen“, betont die Jägerin. Oft würden Unfälle gar nicht gemeldet. In jedem Fall sollte die Polizei informiert und der Ort des Unfalls angegeben werden, damit die Polizei den Jagdpächter informiert und sich die Jäger auf Kontrollsuche begeben können. Ralph Müller-Schallenberg, Präsident des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen, informiert in seiner Pressemitteilung sogar darüber, dass eine nicht erfolgte Unfallmeldung als Ordnungswidrigkeit gilt.

Bei Wildunfällen mit allen Paarhufern, dazu zählen Reh, Wildschwein und die Hirscharten, müsse nach dem Landesjagdgesetz die Polizei informiert werden, erklärt Ralph Müller-Schallenberg. Die zeitnahen Nachsuchen angefahrener Tiere lägen den Jägern sehr am Herzen, da die Tiere durch innere Verletzungen sonst oft qualvoll verenden. Zu diesem Zweck stehen in allen Jagdrevieren in Nordrhein-Westfalen Hundegespanne zur Verfügung, die zeitnah helfen könnten.

Tipps vom Landesjagdverband

  • Um Wildunfälle zu verhindern, rät Ralph Müller-Schallenberg zu folgenden Punkten: Fahrbahnränder genau beobachten, Wildwechselschilder beachten, Sicherheitsabstand einhalten, bei Anblick eines Rehes mit weiterem Wild rechnen.
  • Wenn Wild auf die Straße wechselt, ist zu folgendem Vorgehen zu raten: Geschwindigkeit reduzieren, hupen, abblenden, nachfolgenden Verkehr beachten, an den eigenen Schutz denken.
  • Ist eine Kollision nicht zu verhindern, ist ein frontaler Zusammenstoß ungefährlicher, als ein Seitenaufprall gegen einen Baum o.ä.
  • Wenn es zu einem Unfall kommt und Sie ein Tier angefahren oder überfahren haben: umgehend anhalten, Warnweste anziehen, Unfallstelle absichern, bei Verletzten, diese versorgen, überfahrenes Wild von der Fahrbahn entfernen, wenn dies nicht möglich ist kennzeichnen (Warndreieck, Blinklicht), Unfallort markieren
  • Wichtig ist, unverzüglich die Polizei/Jagdausübungsberechtigten zu informieren, Wildunfall durch Unfallmeldung bestätigen lassen, damit eine Regulierung des Schadens durch die Versicherung möglich ist.