Das erste Auto ist wie die erste große Liebe, man vergisst es nicht. Und es ist weit mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es ist ein Traum der Jugend, Statussymbol, Synonym für Erfolg, Lebensqualität, Mobilität, Freiheit und Unabhängigkeit. So der allgemeine Tenor. In einer losen Reihe erinnern sich deswegen Leser und Leserinnen der Münsterland Zeitung verschiedener Generationen aus dem Verbreitungsgebiet der Münsterland Zeitung sowie ihre Redakteure und – innen an ihr erstes Gefährt.
Natürlich auch ich. Mein Problem: Mein erstes habe ich im zarten Alter von 44 Jahren gekauft. Warum? Ging nicht mehr anders. Bis dato haben mich Leihwagen, öffentliche Verkehrsmittel und auch diverse Räder von A nach B gebracht.

Eine emotionale Beziehung habe ich deswegen nicht zu meinem Auto aufgebaut, sondern wohl eher zu meinem ersten Rad. Es war gelb, hatte drei Räder und mit vier Jahren habe ich damit die Welt entdeckt.
Nicht immer mit dem Wissen und der Zustimmung meiner Eltern, wie ich später erfahren musste. Ich schwang mich zuweilen auf die Fietse und radelte vom elterlichen Bauernhof in der Bauerschaft Borkenwirthe in die weite Welt. Manchmal landete ich so als Gast auf Geburtstagen, auf denen ich nicht eingeladen war. Hier wurde ich dann so lange geduldet, bis ein Elternteil mich dort abholte.
Das konnte dauern, weil meine Eltern nicht immer sofort die Notwendigkeit sahen, mich abzuholen. Frei nach dem Motto: „Die Kleene ist da doch gut aufgehoben.“ In meiner Erinnerung war das eine tolle Zeit voller Kuchen, Süßigkeiten und Abenteuer. Lange ist das her und ich glaube, vielen Autobesitzern erinnern sich so an ihr erstes Auto.
Inzwischen habe ich also mein erstes eigens Auto. Die Anschaffung verlief so: Nach einer kurzen Recherche im Internet (Rat meiner Schwägerin), folgte ich dem Hinweis meines Schwagers und ging zum Mechaniker seines Vertrauens in Vardingholt. Ihm schilderte ich mein Anliegen. „Ich brauche ein Auto. Es soll fahren. Schnickschnack ist nicht nötig. Farbe ist mir egal“, erklärte ich dem Mann. „Mehr nicht?“, fragte er mich. Meine Antwort: „Es sollte ein Radio haben. Ich singe gerne. Entspannt mich.“
Als ich das so sagte, merkte ich sofort, dass der Mann mich nicht wirklich ernst nimmt. Trotzdem nickte er lächelnd und kaum eine Woche kam er mit einer Erfolgsmeldung. Er habe einen Wagen für mich, teilte er mir telefonisch mit. Es sei schwarzer Polo. Gut erhalten, kaum gefahren und vor allem mit Radio. „Super“, dachte ich und summte direkt vor mich hin.
Schon einen Tag später stand die Probefahrt an. Los ging es in Vardingholt an der Kirche, weiter über Burlo Richtung Oeding und dann über Weseke nach Borken. Ich fuhr und fuhr und fuhr. Neben mir der Mechaniker. Er machte mich auf allerlei Schnickschnack aufmerksam, den der Wagen dann doch hatte. „Heutzutage ist das halt so“, erklärte er fast schon entschuldigend.
Nach gut 20 Minuten Fahrt fragte er mich dann das Unausweichliche. „Und wollen Sie nicht mal das Radio anmachen?“ Ich schaute ihn an und sagte: „Ich wollte mir das Beste bis zum Schluss aufbewahren.“
Also drehte ich das Knöpfchen und wollte da gerade einen Sender suchen. Da musste ich dann feststellen, dass bereits zehn Sender einprogrammiert waren. „Habe ich bereits gemacht. Damit Sie direkt mitsingen können“, erklärte er schmunzelnd. Also tat ich wie befohlen und was schmetterten die Prinzen da auf WDR: „Jeder Popel fährt ’nen Opel. Jeder Affe fährt ’nen Ford. Jeder Blödmann fährt ’nen Porsche. Jeder Arsch ’nen Audi Sport. Jeder Spinner fährt ’nen Manta
Jeder Dödel Jaguar. Nur Genießer fahren Fahrrad. Und sind immer schneller da!“
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