Mein erstes Auto Nicht schön, aber laut – bis es geknallt hat

Mein erstes Auto: Nicht schön, aber laut – bis es geknallt hat
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In einer losen Serie stellen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Münsterland Zeitung ihr erstes Auto und ihre Erinnerungen daran vor.

Vier Räder, ein Motor und ein Dach. Das waren die Argumente, die mich 2010 zu meinem ersten Auto brachten. Ich wohnte in Münster, sollte ein Jahr im Kreis Borken arbeiten. Und im Herbst anfangen. Kein Wetter für mein Motorrad.

Für ‘nen Appel und ein Ei – vielleicht waren es auch 500 Euro – kaufte ich dem Azubi des vertrauenswürdigen Schraubers in der Nachbarschaft seinen uralten VW Polo 2 ab. Baujahr habe ich vergessen. Es war der mit den eckigen Scheinwerfern.

Und Coupé-Heck. Der Kilometerzähler war fünfstellig. „Und erst einmal rum“, wie mir der Schrauber-Azubi versicherte. „Der läuft noch ewig“, fügte er hinzu. Nicht ohne Nachwuchs-Schrauberstolz.

Ungezählte Stunden habe ich in ihm auf Landstraßen hinter Treckern und LKW zwischen Münster und Ahaus verbracht. Mal über den Schöppinger Berg, mal über Coesfeld, an ganz verwegenen Tagen sogar über die Autobahn.

45 PS, vier Gänge, 135 km/h

Von den 45 PS, die VW da einmal eingebaut hatte, waren vielleicht noch 30 übrig. Vielleicht auch weniger. Das sportliche 4-Gang-Getriebe wurde mit einem langen Stock ungefähr auf Schulterhöhe geschaltet. Und dank der Aerodynamik einer Gelsenkirchener-Barock-Schrankwand ließ die Beschleunigung erst bei wahnwitzigen 135 km/h nach.

Dabei schrien die vier Zylinderchen so laut die Symphonie der Vernichtung, dass selbst nebenan startende Düsenjäger blass wurden. Dagegen half nur, mit dem Radio auf voller Lautstärke gegenzusteuern. Natürlich hatte der Schrauber-Azubi den Polo soundtechnisch mit einer riesigen Endstufe aufgerüstet. Die dürfte den Großteil des Kaufpreises ausgemacht haben.

Durstig, aber verlässlich

Die mangelnde (Motor-)Leistung schränkte Überholmöglichkeiten ein: Selbst hinter einem Traktorgespann musste die Beschleunigung genau getaktet sein und war nur an ganz wenigen Stellen überhaupt denkbar.

Man muss dem Polo zugutehalten, dass er mich nie im Stich gelassen hat. Er lief einfach. Unaufgeregt. Auch wenn er dabei für heutige Verhältnisse schon fast vulgäre acht oder neun Liter gesoffen hat. Super.

Sein Ende kam mit einem Knall: Beim Anbremsen an eine grün werdende Ampel verschätzte ich mich. Oder genauer gesagt überschätzte ich die Reaktion des Vordermanns. Ich war mir sicher, dass der schon losgefahren war.

War er aber gar nicht. Mit 10 oder 15 km/h Restgeschwindigkeit stupste ich den Wagen vor mir fast zärtlich an. Dem vollgepackten Familienauto auf dem Weg in den Sommerurlaub passierte – gar nichts.

Mein Polo hatte einen eingedrückten Kotflügel, ein verbogenes Blech hinter dem Scheinwerfer und ein gesplittertes Blinkerglas. Natürlich war ich nicht kaskoversichert. Als ich auf den Hof des Schraubers fuhr, winkte der aus 50 Metern Entfernung lachend ab: „Wirtschaftlicher Totalschaden. Vergiss es.“ Sein Azubi hatte zum Glück an dem Tag Berufsschule.

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