Liebe trotz Krieg Südlohner als Aufnahmeleiter bei Filmdreh in Oeding

Liebe trotz Krieg: Südlohner als Aufnahmeleiter bei Filmdreh in Oeding
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Es herrscht Stille in der Kapelle. Aus den vorderen Reihen ist ein leises Schluchzen zu vernehmen. Dann wird ein Kindersarg hineingetragen und eine Frau kann ihren Schmerz nicht mehr verbergen. Bricht laut in Tränen aus.

Scheinwerfer an der Kirche
Viel Aufwand wurde betrieben, um die evangelische Kirche in Oeding richtig in Szene zu setzen. © Alex Akcan Damer

Es ist Donnerstag (29. Mai) und in der evangelischen Kirche in Oeding werden gerade Szenen für den Kurzfilm „A nigth with the enemy“ gedreht. „Stopp“ – eine donnernde Stimme unterbricht die Szene. Es ist die Stimme des Regisseurs Taim M. Adams. Auf Englisch werden den zwei spanischen Hauptdarstellen und den rund 30 weiteren Darstellern noch mal Anweisungen gegeben. Dann heißt es „Ruhe und Go“. Die Szene wird wiederholt.

Menschen beim Filmdreh in der evangelischen Kirche in Oeding.
Bevor der Dreh in der Kirche losgeht, gibt es durch Taim M. Adams noch Regieanweisungen. © Karin Printing

„Wie lange so ein Dreh dauert, kann man nie sagen“, erklärt Markus Beyer. Der 47-jährige Südlohner, vielen als Bruder Bommek von verschiedenen Mittelalter-Veranstaltungen in der Region bekannt, muss es wissen, er ist hier der Aufnahmeleiter. „In diese Aufgabe bin ich so hereingerutscht“, sagt der Mittelalter- und Horrorfilm-Fan. Eigentlich sei er nur der Locationscout gewesen.

Aber dann habe er mehr und mehr Aufgaben übernommen und nun sei er halt der Aufnahmeleiter des Kurzfilms. „25 bis 30 Minuten soll er lang werden“, erzählt der 47-Jährige und weiter: „Er wird auf Englisch gedreht, weil wir den nach der Fertigstellung auf verschiedenen internationalen Filmfestivals vorstellen wollen. Unter anderem in Berlin und Cannes.“ Ansonsten soll er auf verschiedenen Streamingdiensten laufen. So der Plan.

Eine Woche wird gedreht

Bis es so weit ist, stehen dem Drehbuchautor und Regisseur Adams, seinen Darstellern und natürlich auch dem Aufnahmeleiter noch anstrengende Tage bevor. „Heute ist der erste Drehtag“, sagt Beyer. Heute Morgen habe man schon in Bocholt auf einem Friedhof eine Szene gedreht. „Wir haben dort ein tiefes Loch ausgehoben“, schildert er.

Unten habe man dann eine Kamera eingelassen, mit einer Glasscheibe bedeckt und dann von unten gefilmt, wie Sand in das Loch geworfen werde. „Schon eine aufwühlende Szene und dann jetzt die Szene mit dem Kindersarg“, meint der Vater von bald drei Kindern. „Mit dem Wetter haben wird allerdings Glück“, sagt er schmunzelnd. Dieses Regenwetter passe zur traurigen Stimmung des Films.

Zweite gemeinsame Arbeit

Zustande gekommen ist die Zusammenarbeit mit dem Regisseur durch einen anderen Film. „Den haben wir vor ein paar Monaten hier gedreht“, erinnert sich der gebürtige Heidener. Unbemerkt von den Südlohner. „Das haben wir der Gemeinde und seinen Mitarbeitern zu verdanken. Die haben hier vieles möglich gemacht“, erzählt weiter.

So habe das Ordnungsamt zum Beispiel Schilder aufgestellt mit dem Hinweis „Gartenarbeiten“. „Das hat gut geklappt“, sagt der Südlohner dankbar und anerkennend. Und weil alles so gut funktioniert habe, sei Adams wieder auf ihn zugekommen und er habe sofort zugesagt. „Ich bin halt ein Filmfan. Außerdem hat mich das Thema fasziniert. Liebe in Kriegszeiten“, erklärt der 47-Jährige.

Priester vor einem Altar.
Auch der Darsteller des Priesters bekommt noch letzte Hinweise. Das Bild des toten Jungen steht auf dem Altar. © Karin Printing

Worum es in dem Film geht, skizziert er kurz und lässt das Ende natürlich offen.

Inhalt des Kurzfilms sei die Geschichte einer ukrainischen Familie. Während des ukrainisch-russischen Krieges würde der Sohn der Familie getötet. „Seine Eltern und die ältere Schwester flüchten danach nach Berlin. Hier verliebt sich die Mutter in einen neuen Mann. Wie sich herausstellt, in einen russischen Soldaten. Eben ein romantisches Drama“, erzählt er noch. Aber nicht mehr.

Freitag Drehtag in Südlohn

Gedreht wird der Film an sechs Tagen. Weitere Drehorten sind das Heimathaus in Burlo, der Pröbstingsee in Borken und eine Gemüsetheke in einem Discounter in Südlohn. „Dort drehen wir am Freitag (31. Mai)“, sagt Markus Beyer und weiter: „Die meisten Südlohner sind dann ja auf dem Schützenfest. Dann gibt es weniger Schaulustige.“

Menschen unterhalten sich
Im Gespräch mit seinen Darstellern: Der Regisseur Taim M. Adams. © pd