Konflikt um den „Kaiser von Hundewick“ noch nicht gelöst
Obdachloser Brookhütte
Wie geht es um Jürgen Rensinghoff, den Obdachlosen in der Brookhütte, weiter? Die Gemeinde sucht nach einer Lösung – bisher vergebens.

Mitte April hatte unser Bericht über den „Kaiser von Hundewick“, wie sich Jürgen Rensinghoff selbst manchmal nennt, gerade in der Nachbarschaft einige Wellen geschlagen. Bisher ist keine Lösung in Sicht. Rensinghoff lebt weiter in der Brookhütte. © Stephan Teine
Er ist die tragische Hauptfigur einer Geschichte, die keinen Gewinner kennt: Jürgen Rensinghoff, der seit einigen Jahren in der Brookhütte lebt. Er ist mit dem Leben dort zufrieden. Doch die Nachbarn wären froh, wenn er weg wäre. Die Behörden suchen derweil einen Ausweg. Eine Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellt, gibt es nicht.
Vergangene Woche, früher Nachmittag: Jürgen Rensinghoff sitzt unbekümmert in „seiner“ Hütte. Kleidung und allerlei Habseligkeiten hat er auf Bänken und Tischen in der Hütte ausgebreitet. Ja, es gehe ihm gut. Auf den Konflikt mit den Anwohnern in der Nachbarschaft angesprochen, antwortet er in wirren Geschichten: Da ist die Rede von Tagesbefehlen, Gefechten mit mehreren Toten in Hundewick in den vergangenen Tagen, der Weltregierung, geheimen Absprachen, die er mit Bundeskanzlerin und Innenminister trifft. Von Giftanschlägen auf ihn und so fort. Aus seiner Hütte könne ihn niemand vertreiben. Schon gar nicht der Südlohner Bürgermeister – der dürfe sich nicht einmischen, schließlich genieße er diplomatische Immunität und sei von adliger Abstammung. Er verabschiedet sich schließlich mit Grüßen an das Oberkommando. Ein vernünftiges Gespräch war nicht möglich.
Einfach unheimlich
Die Nachbarn singen ein Lied davon. Und sie sagen auch, dass Rensinghoff längst nicht immer ruhig und freundlich ist. Susanne van den Bosch sagt, sie spreche auch für die übrigen Familien in der Nachbarschaft. „Er ist uns einfach unheimlich“, sagt sie. Um die Hütte machten sie und die anderen Anwohner inzwischen einen großen Bogen. „Wir meiden den Mann, wo wir können“, sagt sie. Denn er drohe mit Stöcken oder spaziere plötzlich durch fremde Vorgärten. Und wo er seine Notdurft verrichte, das wolle sie lieber gar nicht näher beschreiben. „Ein unhaltbarer Zustand“, sagt sie.
Helmut Seifer regt sich eher über die Nachbarn auf. Der 74-Jährige kümmert sich ehrenamtlich um Josef Rensinghoff, hilft ihm, bringt ihm die Rente vorbei, unterstützt, wo er kann. Zweimal die Woche sei er bei ihm. Dieses Leben habe Rensinghoff eben für sich gewählt. „Für mich wäre das nichts, aber er will es so“, sagt Seifer. Jürgen Rensinghoff sei nett, zuvorkommend, sauber, ordentlich, hochintelligent und „proper“. Das betont Helmut Seifer mehrfach. Überhaupt sei er ja sowieso meist unterwegs und wandere durch die Bauerschaften. Die Anwohner seien ja auch weit weg. Und er habe mit ihnen gesprochen, Probleme habe niemand mit Jürgen Rensinghoff. Nachfragen vor Ort belegen das Gegenteil: „Stimmt alles nicht. Natürlich stört er. Und der sitzt den ganzen Tag da. Bestenfalls geht der einmal die Woche zum Einkaufen“, sagt ein Anwohner.
Schutzbehauptungen
Und die abstrusen Geschichten? „Das sind nur Schutzbehauptungen. Er lässt niemanden Fremden an sich heran und erzählt stattdessen solche Geschichten. Mit mir redet er ganz normal“, erklärt er. Die Nachbarn sollten sich schämen: „Lasst den Mann doch einfach da leben“, sagt Seifer.
Eine Lösung ist noch nicht in Sicht: Im April hatte die Gemeinde Südlohn die Hütte aufgeräumt und mit Bauzäunen abgesperrt. Das hielt nicht lang (wir berichteten). „Wir arbeiten daran“, sagt Bürgermeister Christian Vedder. Es geht ihm um eine für alle verträgliche Lösung. „Die Hütte dort ist nun mal bei aller Toleranz keine Wohnung“, sagt er. Und Josef Rensinghoff überschreite auch Grenzen. Für Vedder ist es schwierig, als Verwaltung tätig zu werden. „Die persönliche Freiheit ist ein hohes Gut.“ Sie einzuschränken sei ein enormer Eingriff. „Insgesamt eine Arbeit auf extrem vielen Ebenen.“
Datenschutz
Das Büro, das die rechtliche Betreuung von Josef Rensinghoff übernimmt, kann zu dem Fall nichts sagen. „Datenschutz“, heißt die kurze wie unmissverständliche Antwort. Genannt werden möchte es auch nicht. Eines macht eine Mitarbeiterin noch deutlich: „Rechtliche Betreuung ist keine Vormundschaft. Ein Betreuter kann zu nichts gezwungen werden.“
Helmut Seifer aus Gescher will nach Kräften für Jürgen Rensinghoff kämpfen.
Er habe auch schon Südlohn und den Bürgermeister angezeigt. Mit welchem Tatbestand? Das kann er nicht beantworten. Jedenfalls solle Rensinghoff dort bleiben. Von Anzeigen gegen sich, seine Mitarbeiter oder die Südlohner Verwaltung weiß Christian Vedder indes nichts.