Haben die gute Laune trotz der Coronakrise noch nicht verloren: Christian (l.) und Josef Nagel vom Hotel Nagel in Südlohn. Auch wenn sich Christian Nagel noch keine Sorgen um die Zukunft macht, rechnet er im Moment mit deutlich spitzerem Bleistift als üblich.

© Stephan Rape

Hotel Nagel fährt den Betrieb im Lockdown auf Sparflamme herunter

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Dass der Lockdown Mitte Februar endet, glaubt Christian Nagel, Inhaber des Hotels Nagel in Südlohn, nicht. Planbar ist im Moment für ihn nur wenig. Die gute Laune verliert er deswegen aber nicht.

Südlohn

, 20.01.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Lockdown ist erst einmal bis Mitte Februar verlängert. Darauf haben sich Bund und Länder am Dienstagabend geeinigt. Christian Nagel aus Südlohn winkt ab. Dabei werde es nicht bleiben, da ist sich der Hotelier sicher. „Man braucht doch bloß auf das vergangene Jahr zu blicken“, sagt er. Damals sei der Lockdown im März ja erst richtig losgegangen. „Und das Wetter wird in diesem Jahr ja nicht anders werden“, fügt er hinzu. Auch das Virus werde ja wohl kaum darauf Rücksicht nehmen, dass die Coronakrise nun schon fast ein Jahr andauert.

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„Man muss das einfach realistisch betrachten“, sagt er. Dabei wirkt er gelassen. Fast ein bisschen fröhlich. „Was soll ich machen? Ich kann es ja doch nicht ändern“, erklärt er und zuckt mit den Schultern. „Unser Vorteil ist, dass wir keine Pacht zahlen müssen“, macht Christian Nagel deutlich.

Neubau fließt nicht mit in die Hilfen ein

Gerade mit der großen Investition vor der Haustür: Rund 900.000 Euro hat er in den Neubau direkt am Schlingeufer investiert. „Das hätte man natürlich alles anders organisieren können, wenn man gewusst hätte, was da auf uns zukommt“, erklärt er. Das Problem: Mit dem Neubau konnte er Anfang des vergangenen Jahres noch keinen Umsatz machen. Also werden auch die Hilfen, die jetzt für die Gastronomie gezahlt werden, darauf nicht angerechnet. Die Kosten für den Neubau laufen natürlich trotzdem. „Die Planzahlen, die wir rund um den Neubau hatten, kann ich jetzt natürlich in die Tonne treten“, erklärt er.

Allerdings macht er sich noch keine allzu großen Sorgen um die Zukunft. „Ganz hart gesagt: Bevor wir fallen, fallen andere“, erklärt er. Schließlich sei seine Familie mit dem Unternehmen seit 1849 am Markt und habe schon ganz andere Probleme bewältigt. Dennoch müsse er momentan genauer hinsehen.

Außer-Haus-Verkauf ruht im Januar

Beispiel Außer-Haus-Verkauf. Den hat er für Januar eingestellt. Die Küche im Hotel Nagel bleibt kalt. Für ihn keine leichte Entscheidung, aber eine, die auf einer simplen betriebswirtschaftlichen Rechnung beruht: „Wenn ich maximal 30 Prozent des Umsatzes vor einem Jahr mache, bekomme ich 90 Prozent meiner Fixkosten erstattet“, sagt er. Liege er über dieser Umsatzgrenze, bekommt er nur noch 60 Prozent.

„Da fängt man natürlich an, Aufwand und Ertrag gegeneinander zu rechnen“, sagt er. Auch so sei der Außer-Haus-Verkauf nichts, um reich zu werden. „Es ist natürlich eine gute Werbung und meine Leute können ein paar Stunden machen“, sagt Christian Nagel.

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Durch die Buchungen der Hotelzimmer durch Geschäftsreisende könne er den Umsatz auch so einfahren. Allerdings läuft auch dort der Betrieb auf Sparflamme. Gerade einmal ein Drittel der Hotelzimmer könne im Moment gebucht werden. „In den anderen beiden Häusern hab ich erst einmal die Heizung ausgestellt“, sagt er. Es bringe ja nichts, die leeren Zimmer zu heizen. „Das sind immerhin die Heizkosten von zwei Einfamilienhäusern“, sagt er. Und dafür, dass er zwei Zimmer vermieten könne, lohne es sich nicht, das komplette Haus zu heizen.

Rechnung mit dem spitzen Bleistift

Es geht eben im Moment um jeden Euro. „Ich kann nicht einfach die Küche aufmachen und mal schauen, was passiert“, sagt er. Das sei im normalen Betrieb schon mal möglich. „Ich bin täglich damit beschäftigt auszurechnen, wie viel Umsatz ich machen darf“, sagt er.

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Unklar bleibt für ihn, wie es weitergeht. „Wir können ja nichts planen“, sagt er. Aktuell hänge alles am 14. Februar. Auch mit Blick auf die Saison oder Feiertage im Frühjahr. Buchungen gebe es natürlich noch nicht.

Langeweile herrscht derweil trotzdem nicht im Hotel Nagel. „Ich bin trotzdem jeden Tag hier“, sagt Christian Nagel – und fügt dann mit leicht säuerlicher Miene hinzu: „Irgendwo findet man immer etwas zu tun.“