Es hat alles in jungen Jahren in der Gemeinde Südlohn angefangen. Damals spielte der junge Mann in einer Band. Als Schlagzeuger trat er mit den Spoggies in der Region auf. Der Probenraum war im Jugendheim. „Irgendwann habe ich dann aber gemerkt, das kann nicht alles sein“, sagt der 40-Jährige und weiter: „Da habe ich dann angefangen, Songs aufzunehmen und mir dafür nach und nach die notwendigen Kenntnisse angeeignet.“ Damals stand Schlichte ein Tonstudio im Jugendheim zur Verfügung. Mittlerweile hat er ein eigenes Studio in seinem Wohnhaus im Velener Ortsteil Ramsdorf eingerichtet. „Black Sine Studio“ heißt es und hier produziert der Mann Bands und Solokünstler aus der Region, aus Deutschland und aus der ganzen Welt.

So produziert er hier zurzeit unter anderem die Südlohnerin Tina Sanders, die mit ihrer Band Rock Göre hier ihre erste CD aufnimmt (wir berichteten). Stefan Schlichte hat aber auch schon mit Künstlern wie Ikke Hüftgold gearbeitet.
„Natürlich ist es eine andere Musikrichtung. Und mein Schwerpunkt liegt eher auf härteren Stilen“, erklärt er, aber die Arbeit sei immer die gleiche und bei jedem Künstler fange es mit einem leeren Blatt Papier an. Dieses müsste man dann quasi füllen. „Ich bin schließlich ein Dienstleister“, sagt der Produzent. „Allerdings ist es auch meine Aufgabe, das Beste aus dem Musiker herauszuholen. Manchmal muss ich sie dafür etwas provozieren und sie aus ihrer Komfortzone holen“, ist er sich sicher. So komme man zu dem Ergebnis, das man erreichen wolle.
Damit alles wirklich professionell abläuft, hat der Mitarbeiter der Stadt Stadtlohn ein Studium zum Tontechniker absolviert. „Das habe ich am SAE Institute Bochum neben meinem Beruf gemacht“, erklärt der Vater eines Sohnes. Vier Jahre habe es gedauert und er habe es im Jahr 2022 abgeschlossen.

Seitdem arbeitet der ehemalige Südlohner quasi in drei Jobs. Morgens als Mitarbeiter der Stadt, abends als Produzent von Bands und manchmal am Wochenende als Tontechniker. „Das mache ich auch an diesem Wochenende bei VeRa-Live. Dort betreue ich die Band Die Bauern.“
Leidenschaft treibt ihn an
Alles Arbeiten, die er mit viel Leidenschaft ausführt. Abends widmet er sich aber vor allem seiner Arbeit als Produzent. „Da kann ich stundenlang an Aufnahmen basteln. Da vergesse ich oft die Zeit“, gibt Stefan Schlichte zu. Zum Glück habe er eine sehr verständnisvolle Frau, die ihn unterstütze.
Viele Künstler kämen für Aufnahmen hierher ins Büro. Aber nicht immer müssten alle Bandmitglieder vor Ort sein. „Ich arbeite mit professionellen Tonstudiomusikern zusammen. Manchmal unterstützen sie die Bands bei der Aufnahme, wenn beispielsweise Künstler zu nervös sind“, meint Stefan Schlichte. Das Studio sei gebucht und man müsse auf den Punkt abliefern. Manchmal klappe so etwas nicht. Da werde der Part dieses Künstlers nachgespielt und aufgenommen, erklärt er. Manches ginge heute auch schon mit dem Nutzen von KI. Aber natürlich werde alles so eingespielt, wie es der Künstler auch könne und ihn auch repräsentiere.
Um als Produzent erfolgreich zu arbeiten, müsse man guter Netzwerker sein und auch immer wissen, welche Musik gerade angesagt ist, weiß Stefan Schlichte. „Darum habe ich auch immer Musik auf den Ohren“, erzählt der 40-Jährige. Außerdem laufe viel über Mundpropaganda und wenn man einmal einen Fuß irgendwo in der Tür habe, dann ginge es immer leichter. „Das ist diese Geschichte mit Ikke Hüftgold. Da könnte ich noch viel mehr machen im Schlagerbereich“, sagt er.
Aber sein Herz hänge nun mal an den härteren Musikrichtungen. „Wenn ich da etwas in denen sehe, dann möchte ich auch, dass die ganze Welt daran teilhat“, sagt er. Da könne es schon mal passieren, dass er für seine Arbeit – von Aufnahme, Mixen über Mastering – mit Holz bezahlt werde. „Kein Problem. Meine Frau mag es gerne warm im Haus“, sagt Stefan Schlichte schmunzelnd, setzt sich in sein Tonstudio und bastelt an dem nächsten Song von morgen.