Noch 2020 wurden die Vorhaltezeiten für den Krankentransportwagen (l.) in Südlohn erweitert, um den Rettungstransportwagen (RTW) zu entlasten. Künftig soll letzterer rund um die Uhr durchgängig besetzt werden, so das Ergebnis eines Gutachtens. Jürgen Rave, Leiter Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Borken, begrüßt dies aus Mitarbeitersicht.

Noch 2020 wurden die Vorhaltezeiten für den Krankentransportwagen (l.) in Südlohn erweitert, um den Rettungstransportwagen (RTW) zu entlasten. Künftig soll letzterer rund um die Uhr durchgängig besetzt werden, so das Ergebnis eines Gutachtens. Jürgen Rave, Leiter Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Borken, begrüßt dies aus Mitarbeitersicht. © Schlusemann/Grothues

Gutachten schlägt vor: RTW in Südlohn soll rund um die Uhr besetzt werden

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In 90 Prozent aller Fälle sollte ein Rettungstransportwagen binnen zwölf Minuten am Einsatzort sein. In Südlohn liegt die Quote deutlich darunter. Die Erhöhung der Einsatzzeit wäre ein Ansatz.

Südlohn

, 23.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Erst im Jahr 2020 hatte es eine grundlegende Erweiterung im sogenannten Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Borken für die Rettungswache in Südlohn gegeben. Nun könnte eine weitere strukturelle Änderung folgen. Grundlage ist ein Gutachten, welches die Kreisverwaltung auf Beschluss des Kreistages im Juni 2021 zur Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans in Auftrag gegeben hatte.

Ziele dabei waren es, die aktuelle Situation des Rettungsdienstes zu überprüfen und mögliche Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren. Konkret auf Südlohn bezogen ist eines der Ergebnisse, dass der Rettungstransportwagen (RTW) künftig rund um die Uhr besetzt werden soll. Bisher ist er dies täglich allein zwölf Stunden. Jürgen Rave, Leiter Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Borken, der die Rettungswache Südlohn unter dem Dach des Kreises betreibt, begrüßt diesen Vorstoß – speziell aus Mitarbeitersicht: „24-Stunden-Schichten sind interessanter.“

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Gemäß dem Gutachten des Büros Orgakom sei die flächendeckende planerische Erreichbarkeit im Kreisgebiet weitgehend sichergestellt. Damit dies so bleibt, sollten Kapazitäten für die Notfallrettung im Kreisgebiet unter anderem an den Standorten Ahaus, Bocholt, Borken, Gronau und eben Südlohn ausgebaut werden. Der RTW Südlohn soll an 365 Tagen rund um die Uhr besetzt werden. Nimmt man den Geschäftsbericht für das Jahr 2021 zur Hand, so lassen sich diese Maßnahmen erklären und ableiten. Dort heißt es, der Rettungsdienst hätte im Jahr 2021 „nicht gekannte Herausforderungen im zweiten Jahr der Pandemie zu meistern“ gehabt.

Hilfsfristquote liegt in Südlohn 13,5 Prozent unter dem Zielwert

In Zahlen: Die Hilfsfristquote als markantes Kennzeichen für die Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes lag im Jahr 2021 mit 90,48 Prozent unter der Vorjahresmarke (92,65 Prozent), aber noch über den im Rettungsdienstbedarfsplan garantierten Wert von 90 Prozent. In Rettungsdiensteinsätzen ausgedrückt bedeutet dies, dass von den 19.261 (17.615) auswertbaren, hilfsfristrelevanten Einsatzfahrten bei 17.432 (16.394) Einsätzen der Einsatzort innerhalb von zwölf Minuten (gerechnet ab Alarmierung des Fahrzeuges) erreicht wurde. Angestrebt wird sogar der Wert von 95 Prozent.

Bei der Analyse der Zahlen ist die Entwicklung der Einsatzzahlen auffällig: So sind die RTW-Einsätze nach einem Rückgang im Jahr 2020 um 6,5 Prozent im Jahr 2021 um 10,5 Prozent gestiegen und haben somit das Niveau von vor der Pandemie leicht übertroffen. Noch deutlicher sind die Steigerungen im Bereich der Krankentransporte um 13,5 Prozent im Jahr 2021 nach einer Steigerung um 9 Prozent im Jahr 2020. Der Rückgang der Hilfsfrist sei wesentlich in der hohen pandemiebedingten Mehrbelastung begründet. Diese kann auch Jürgen Rave bestätigen – unabhängig vom aktuellen Thema der zunehmenden Bagatellanrufe.

Die Steigerung der Einsatzzahlen ist auch in Südlohn spürbar. 815 Einsätze hatte der RTW 2021 zu fahren, damit mehr als 2019 (712) und 2020 (629). Bei den KTW-Einsätzen stieg die Zahl von 2019 (1696) auf 1951 in 2021. Die 12-Minuten-Hilfsfrist konnte in 2019 in 80,15 Prozent der Fälle gehalten werden, 2020 lag die Quote bei 79,39 Prozent. 2021 sank diese weiter auf 76,48 Prozent und liegt damit deutlich unter der Zielerreichungsquote von 90 Prozent. Allein in Schöppingen war die Quote im Kreis Borken noch geringer.

Vorhaltezeiten für KTW war 2020 noch ausgeweitet worden

Noch 2020 waren die Vorhaltezeiten für den KTW in Südlohn erweitert werden. Diese Ausweitung sollte die RTW entlasten, die vordringlich für die Notfallrettung zur Verfügung stehen, aber auch für Krankentransportfahrten eingesetzt werden. Der KTW ist seitdem montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr sowie auch samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 22 Uhr einsatzbereit. Der RTW in Südlohn steht 12 Stunden am Tag zur Verfügung, von 8 bis 20 Uhr rückt der Wagen mit Besatzung zu Unfällen und Notfällen von der Robert-Bosch-Straße aus.

Speziell nachts ist damit Unterstützung von den Standorten Stadtlohn oder auch Borken notwendig. „Wenn diese umgehend verfügbar ist. Wir dürfen bei allem nicht vergessen, dass wir eine große Fläche abdecken“, gibt Jürgen Rave zu bedenken. Mit der 24-Stunden-Besetzung des RTW könnte folglich ein Schritt gemacht werden, um die ortsgebundene Zielerreichungsquote wieder „nach oben zu hieven“.

Die Ergebnisse des Gutachtens werden nun in den zuständigen Gremien des Kreistages beraten und dann mit den Krankenkassen, die den Rettungsdienst finanzieren, den Kommunen und den Betreibern der Rettungswachen abgestimmt. Auf Grundlage dieser Abstimmungsergebnisse wird die Verwaltung dann einen Rettungsdienstbedarfsplan für den Kreis Borken entwerfen. Nach derzeitigen Planungen soll dieser Entwurf dem Kreistag in seiner Sitzung am 15. Dezember zur Beschlussfassung vorgelegt werden. „Tritt diese Anfang 2023 auch in Kraft, können wir damit sehr gut arbeiten“, meint Jürgen Rave.

Natürlich müsse die Wache dann auch personell aufgestockt werden. Da die 24-Stunden-Schichten aus Mitarbeitersicht attraktiver scheinen, könnte dies das Berufsbild durchaus noch attraktiver machen, hofft Jürgen Rave.