Geschichten vom Genuss: Angelika Kötters schreibt über mehr als Rezepte

© Markus Gehring

Geschichten vom Genuss: Angelika Kötters schreibt über mehr als Rezepte

rnBlog „Johannas Kochgeschichten“

Angelika Kötters ist leidenschaftliche Hobbyköchin und Weinliebhaberin. Kurz: Genussmensch. In einem Internetblog will sie Interessierte inspirieren. Sie selbst lernte viel von Johann Lafer.

Südlohn

, 24.12.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Angelika Kötters war schon immer ein Genussmensch. Das kann sie an einer Erinnerung aus der Kindheit festmachen: Noch Jahrzehnte später kann sie sich daran erinnern, wie sie als Kind mit ihrer Oma Johanna im großen Gemüsegarten in Ramsdorf unterwegs war, die Oma ihr verbogenes Schälmesser aus der Schürzentasche nahm, eine Kohlrabi fürs Mittagessen abschnitt und ihrer Enkelin schon mal ein Stück zum Probieren gab. „Dieser pure Geschmack!“

Erinnerungen an Rhabarber in Zucker und frische Erdbeeren

Ähnliche Gefühle werden in ihr ausgelöst, wann sie an in Zucker gestippte Rhabarberstangen denkt oder an die ersten geernteten Erdbeeren aus dem Garten ihrer Mutter: „Die wurden in Scheiben geschnitten und kamen aufs Brot“, schwelgt die 62-Jährige in Erinnerungen. Bis heute ist die Oedingerin sich treu geblieben. „,Johanna ist verliebt in Genuss!“ beschreibt sie es selbst in ihrem Internetblog.

Hier entstehen ihre Beiträge für den Internetblog "Johannas Kochgeschichten": Im Wohnzimmer, umgeben von hunderten von Kochbüchern.

Hier entstehen ihre Beiträge für den Internetblog "Johannas Kochgeschichten": Im Wohnzimmer, umgeben von hunderten von Kochbüchern. © Markus Gehring

In ihrem namentlich ihrer Oma gewidmeten Blog „Johannas Kochgeschichten“ schreibt sie seit jetzt drei Jahren über Genussthemen. Übers Kochen, über Weine, über Produkte, Reisen und Bücher. „Das ist mein Baby“, sagt Angelika Kötters lachend über ihren Blog. Vor allem ist es ihr Hobby. Beruflich hat die Oedingerin nie gekocht. Und auch ihr Blog soll nichts einbringen. „Bezahlte Werbung gibt es nicht“, betont sie im Gespräch mit der Redaktion.

Aber als exzellente Köchin und Genussmensch war sie natürlich im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis eine gefragte Adresse, Informantin und Ratgeberin. „Hast du mal das Rezept....?“ – war eine vielgestellte Frage. Bis ihr Mann Ferdi sagte: „Schreib das doch mal auf.“

„Umami ist neben süß, sauer, salzig und bitter der 5. und jüngste Geschmackssinn. Herzhaft-wohlschmeckend und mitunter fleischig, so könnte man es am besten beschreiben.“ Angelika Kötters in ihrem Blog „Johannes Kochgeschichten“

Jahre überlegte sie noch, dann schrieb sie es auf. Aber nicht nur die Rezepte. Auch Wein nimmt großen Raum ein – in ihrem Leben und im Blog. „Die Leute sollen Freude haben, sich inspirieren lassen, schöne Momente haben und vielleicht zum Essen in ein gutes Restaurant gehen“, sagt Angelika Kötters zu ihrer Motivation. Auch wer nicht koche, solle Freude haben beim Lesen ihrer Geschichten übers Kochen, Wein genießen, Reisen, Entdecken....

„Ich schreibe, wie ich fühle“, sagt sie, in ihrem Blog liest sich das so: „Ich versuche mein Leben ohne Lineal zu gestalten – und so halte ich das mit diesem Blog auch!“ Stöbern in „Johannas Kochgeschichten“ ist auf jeden Fall genussvolle Lebenszeit. Fotos von Angelika Kötters auf dem Münsteraner Wochenmarkt – für sie samstags ein Muss – zeigen ihre Freude an guten Produkten.

Neben hunderten Rezepten von der Adventlichen Käsesahnetorte bis zur Zitronentarte schreibt sie unter der Rubrik „Glückstropfen“ über Wein. „Der Weg zum Weinkenner ist lang und hart, aber wunderschön“, betont Angelika Kötters gut gelaunt, während sie dem Besuch von der Redaktion Apfeltee serviert, den sie mit selbst getrockneten Quittenschalen verfeinert hat. Tatsächlich ein Genuss.

Zwei Zimtsorten hat Angelika Kötters in ihrem Schrank, und sie reibt ihn bei Bedarf frisch.

Zwei Zimtsorten hat Angelika Kötters in ihrem Schrank, und sie reibt ihn bei Bedarf frisch. © Markus Gehring

Kurz geht es zum Gewürzschrank im Flur: „Gewürze sind doch das einfachste Mittel, sich die Welt ins Haus zu holen“, sagt sie. Sie hat feine Geruchs- und Geschmacksnerven. Wenn sie außer Haus isst, „dann seziere ich das Essen“, verrät sie schmunzelnd.

Das war auch im Jahr 1995 so. Da gönnten sie und ihr Mann sich ein Genießerwochenende auf Johann Lafers Stromburg in der Pfalz. „Auch da habe ich alles seziert und dem Sommelier Löcher in den Bauch gefragt“, erinnert sich die Oedingerin. Beim Dessert machte dann der Starkoch die Runde durch sein Lokal. Beim Tisch der Kötters angekommen, stemmte er die Arme in die Seite: „Ich habe gehört, hier sitzt jemand, der schon vorher erraten hat, welche Gewürze ich benutzt habe?“

Im Jahr 2001 wirkte Angelika Kötters im Kochclub „Table d’Or" mit, hier mit dem „Meister" Johann Lafer in Aktion.

Im Jahr 2001 wirkte Angelika Kötters im Kochclub „Table d’Or" mit, hier mit dem „Meister" Johann Lafer in Aktion. © privat

Sie versicherte ihm, keine Testerin zu sein. Sie kamen ins Gespräch, und Johann Lafer lud das Oedinger Ehepaar zu einem Glas Champagner an der Bar ein. Der Anfang einer jahrelangen Freundschaft. Ob sie Interesse habe, bei einem Kochclub mitzumachen, den er zu gründen gedenke, fragte Lafer damals. Welche Frage!

„Ich möchte Euch inspirieren, die schönen Dinge des Lebens um uns herum wahrzunehmen. Die Augen öffnen und ganz bewusst zu leben. Denn das ist der größte Genuss.“ Angelika Köttes in ihrem Blog „Johannas Kochgeschichten“

„Das waren alles Genießer. Winzer aus der Umgebung“, schwärmt sie noch heute über die ersten Kochclub-Jahre, „eine tolle Truppe“. Nicht nur, dass sie (Fach-)Leute kennenlernte, mit denen sie Wein- und Genussreisen unternehmen sollte in den darauffolgenden Jahren. Natürlich lernte sie auch beim Kochen dazu. „Er hat mich gelehrt, sich was zu trauen, auszudrücken, was man fühlt“, erzählt Angelika Kötters.

Johann Lafers Rat: „In erster Linie muss es Dir schmecken“

„In erster Linie muss es Dir schmecken“, sei Johann Lafers Rat, wenn es ums Abschmecken gehe. Und auch über das individuelle Empfinden beim Wein habe sie sich viel mit ihm ausgetauscht. Mit den Jahren, mit denen die TV-Prominenz von Johann Lafer stieg, wurden die Kontakte seltener. Aber lachend erinnert sich die Oedingerin, wie Johann Lafer sie immer im Kochclub begrüßte. „Da kommt ja meine Münsterländer Küchenprinzessin!“

Ein Blick in Angelika Kötters Küche: Der Obstkorb auf den handgeformten Kacheln im Hintergrund ist von ihr selbst gemacht, wurde in Handarbeit auf die Kacheln übertragen und dann gebrannt. "Auf solche Details in meiner Küche bin ich sehr stolz und würde aus diesem Grund niemals meine Küche gegen eine neue austauschen", sagt die Oedingerin.

Ein Blick in Angelika Kötters Küche: Der Obstkorb auf den handgeformten Kacheln im Hintergrund ist von ihr selbst gemacht, wurde in Handarbeit auf die Kacheln übertragen und dann gebrannt. "Auf solche Details in meiner Küche bin ich sehr stolz und würde aus diesem Grund niemals meine Küche gegen eine neue austauschen", sagt die Oedingerin. © Markus Gehring

Ihr „Genuss-Netzwerk“ hat sie nicht zuletzt ihrer Freundschaft zu Johann Lafer zu verdanken, lernte bedeutende Winzer, Trüffel-Papst Ralf Bos und andere Sterneköche kennen auf derselben Wellenlänge namens „Genuss“. Mit ihrem Blog möchte sie andere teilhaben lassen und auch dazu bewegen, über den Konsum nachzudenken. Nachhaltigkeit, Wertschätzung gegenüber den Produkten und ihren Herstellern, all das spielt auch eine Rolle.

Über 700 Kochbücher hat Angelika Kötters schon gesammelt. Sie liebt Rezepte – und doch verändert sie sie meist beim Nachkochen.

Über 700 Kochbücher hat Angelika Kötters schon gesammelt. Sie liebt Rezepte – und doch verändert sie sie meist beim Nachkochen. © Markus Gehring

Wenn Corona nicht dazwischen gekommen, hätte sie sich jetzt mit Leidenschaft in ihr Projekt „support your local“ gestürzt. Sie möchte eine Art „Einkaufsführer über regionale Erzeuger“ zusammenstellen. Viele gute Adressen kennt sie schon – sie schreibt, wo es ihr gefällt. Ganz subjektiv natürlich, über Produkte, die sie ausprobiert oder probiert hat. Weil sie Freude daran hat, Gutes mitzuteilen.

In diesem Jahr die Gastronomen unterstützen

In diesem Jahr hat sie sich mit neuen Rezepten zur Weihnachtszeit zurückgehalten. Sie hat der Aufruf des Südlohner Gastronoms Dragan Bukejilovic berührt und sie schließt sich an: Statt selbst kochen das Festmahl bei der heimischen Gastronomie bestellen. „Damit wir auch nach Corona noch außer Haus essen gehen und genießen können“, betont Angelika Kötters.

Ein Rezept: Portwein-Kuchen

  • Für eine Guglhupf-/Backform von 24 bis 26 Zentimetern Durchmesser
  • Zutaten für den Teig: 250 g Butter, 250 g Zucker, 1 TL Lebkuchengewürz (wenn er weihnachtlich schmecken soll, sonst ersatzweise Vanille), Abrieb einer halben Bio-Orange, Prise Salz, 4 frische Landeier, 250 g Weizenmehl Typ 550, 20 g Kakaopulver, 3 gestrichene TL Backpulver , 125 ml Portwein (wenn Kinder mitessen, geht es auch mit rotem Traubensaft), 50 g Zartbitterkuvertüre aufgelöst, etwas Butter zum Einfetten der Backform, Puderzucker zum Bestäuben
  • Zubereitung: Die Backform mit Butter gut einfetten und einmal mit Mehl ausstauben. Butter, Zucker , Lebkuchengewürz und Orangenabrieb cremig aufschlagen. Die Eier dabei nach und nach dazugeben. Mehl, Kakaopulver und Backpulver gründlich vermischen und einmal sieben, damit sich keine Klümpchen bilden können. Nun das Mehlgemisch und den Portwein (Traubensaft) abwechselnd und portionsweise zu der Buttermasse geben und vorsichtig unterrühren. Zum Schluss die aufgelöste Zartbitterkuvertüre unterrühren.
  • Die fertige Masse in die Backform geben, glattstreichen, auf ein Backblech stellen und den Kuchen im vorgeheizten Backofen bei 180°C Ober- und Unterhitze circa 60 Minuten backen. Wichtig: gegen Ende der Backzeit unbedingt die Stäbchenprobe machen und die Backzeit eventuell etwas verlängern!
  • Den fertig gebackenen Kuchen aus dem Ofen nehmen, zehn Minuten in der Form stehen lassen. Erst dann auf ein Kuchengitter stürzen und die Form vorsichtig entfernen. Nach dem Auskühlen mit Puderzucker bestäuben.
    Der Portweinkuchen - er kann mit Lebkuchengewürz oder Zimt eine weihnachtliche Note bekommen oder stattdessen mit Vanille das ganze Jahr über auf die Kaffeetafel passen.

    Der Portweinkuchen - er kann mit Lebkuchengewürz oder Zimt eine weihnachtliche Note bekommen oder stattdessen mit Vanille das ganze Jahr über auf die Kaffeetafel passen. © Markus Gehring