Auf gepackten Koffern Pater Raju Peter verlässt Ende Februar Südlohn

Auf gepackten Koffern: Pater Raju Peter verlässt Ende Februar Südlohn
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Pater Raju Peter sitzt schon mehr oder weniger auf gepackten Koffern. Schaut man sich in seiner Wohnung um, haben sich Regale geleert. „Die meisten Bücher habe ich bereits eingepackt“, erzählt der 45-Jährige, der nach zehn Jahren nun die Kirchengemeinde St. Vitus und St. Jakobus in der Gemeinde Südlohn verlässt. Einige Sachen – wie etwa seine Sportgeräte – habe er verschenkt.

„Ich kann nicht alles mit nach Indien nehmen“, sagt der Seelsorger, der am kommenden Sonntag offiziell von der Gemeinde Abschied nimmt. „Es gibt erst einen Gottesdienst und später dann eine Feier in der Festhalle Terhörne“, erzählt er und weiter: „Das wird nicht immer so leicht werden.“ Aber Abschiednehmen sei immer schmerzhaft, sagt der Inder und ergänzt schnell, dass er mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen werde.

Freundschaften bleiben

„Ich habe hier viele Freundschaften schließen dürfen, hab eine schöne Zeit verlebt und bin dankbar, wie mich die Menschen hier vor Ort aufgenommen haben", sagt er im Gespräch. Mit offenen Armen sei das gewesen.

Männer und Frauen vor einem Haus in Indien.
Auch Frauen und Männer aus seiner Wahlheimat Südlohn fuhren mit ihm nach Indien. © privat

Natürlich habe er auch einiges dafür getan, dass er sich hier im Münsterland – in Südlohn und Oeding – all die Zeit so wohlgefühlt habe. „Ich bin ein sehr kontaktfreudiger Mensch. Ich gehe auf Menschen zu und erwarte nicht, dass sie zu mir kommen“, meint er.

So war es für ihn klar, dass er auch mal in der Kneipe bei einem Bier ein Fußballspiel anschaute oder Schützenfeste besuchte. „Wie soll man sonst Kontakte knüpfen?“, fragt er und fängt dann an zu lachen. Ein Lachen, das anstecken ist.

Außerdem sei er mit acht Jahren auf ein Internat geschickt worden, weitere Internate in anderen Bundesländer in Indien folgten. So konnten sich auch seine Geschwister früh an Raju Peters Reiselust gewöhnen. „Sie freuen sich aber trotzdem jedes Mal, wenn ich komme“, sagt er lachend.

Nebenher lernte er so vier indische Sprachen, Englisch und eben durch seine Zeit in Südlohn und Oeding Deutsch. Sprache ist für den Absolventen eines Theologie- und Philosophiestudiums sehr wichtig – vor allem, weil man so besser mit Menschen Verbindung aufnehmen könne.

Viele Kinder und ein Mann in Indien
Pater Raju Peter besuchte oft seine Heimat Indien. Hier hat er unter anderem ein Projekt rund um eine Nähschule mitorganisiert. Sie wurde auch mit Spenden vieler Bürger Südlohns und Oedings finanziert. "Die Gemeindemitglieder waren immer sehr großzügig", sagt Pater Raju Peter. © privat (A)

Entscheidend sei ihm bei der Kontaktaufnahme mit seinen Mitmenschen, dass er mit seinem Gegenüber immer auf Augenhöhe spreche, sagt er weiter. „Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren – mir fällt es leicht, zu anderen Menschen einen guten Draht herzustellen und mit ihnen auf einer Ebene zu reden. Es ist so etwas wie ein Gottesgeschenk“, ist Pater Raju Peter sich sicher.

So war es ihm auch immer eine besondere Freude, die Ferienlager im Sommer zu besuchen und dort mit den Kindern und Jugendlichen Freizeit zu verbringen. Aber auch die Zeit mit den Senioren im Altenheim oder den Messdienern möchte er nicht missen.

„Bei dem Miteinander mit den Einwohnern Südlohns und Oeding steht aber eine Sache immer im Vordergrund – Freude schenken“, sagt der Ordenspriester und Seelsorger.

Welche Station die nächste ist, ist dabei noch unklar. „Mir wird das in den nächsten Tagen mitgeteilt“, sagt der 45-Jährige. Dass es aber in eine andere Stadt – und zwar in Indien – geht, steht fest.

„Das war von Anfang an geplant“, sagt Raju Peter. Erst einmal geht es für ihn am Freitag, 28. Februar, nach Trivandrum (Hauptstadt des südindischen Bundesstaates Kerala) in Indien. Danach mal schauen. „Aber ich freue mich auf die neue Herausforderung“, sagt er und wie er da so lächelnd in seinem Sessel sitzt, glaubt man ihm das sofort.

Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun. „Ich bin auf Abschiedstour“, erklärt er und zeigt auf die vielen Geschenke, die Gemeindemitglieder in den letzten Wochen überreicht haben. Bilder, Fotos und ein Baseballschläger hat er bekommen. „Ich bin dankbar. Ich hatte hier eine wunderbare Zeit“, sagt er und ist sich sicher, dass er noch oft nach Südlohn zurückkommen wird.