Es regt sich Widerstand gegen die Strom-Autobahn

Erdverkabelung

Zwei der vier Plankorridore für die unterirdischen 380 kV-Strom-Autobahn von Nord nach Süd führen durch Südlohn und Oeding. Jetzt regt sich Widerstand gegen die Pläne der Firma Amprion. Von denen könnten auch viele andere Städte betroffen sein.

OEDING

von Bernd Schlusemann

, 23.10.2017, 14:40 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wollen die unterirdische Strom-Autobahn durch Oeding verhindern (v.l.): Stefan Valtwies, Dirk Resing sowie Kristin und Matthias Schnelting, im Bild mit ihren Kindern Luisa (2) und Klara (6 Monate).schlusemann

Wollen die unterirdische Strom-Autobahn durch Oeding verhindern (v.l.): Stefan Valtwies, Dirk Resing sowie Kristin und Matthias Schnelting, im Bild mit ihren Kindern Luisa (2) und Klara (6 Monate).schlusemann © Bernd Schlusemann

Von Bernd Schlusemann

Keine Stromtrasse in Südlohn und Oeding – so heißt die Facebook-Seite, die Kristin Schnelting vor ein paar Wochen online gestellt hat. Zusammen mit ihrem Mann Matthias, Dirk Resing und Stefan Valtwies gehört sie zu Grundstücksbesitzern, die Widerstand gegen eine mögliche Hochspannungsleitung durch ihre Flächen leisten wollen.

Bisher sind es nur drei Grundstücksbesitzer, die aktiv geworden sind. Sie haben ihre teilweise in einem Kiebitz-Schutzprogramm untergebrachten Flächen in der Fresenhorst und im Sickinghook. Sie hoffen darauf, dass sich noch viele Bürger aus Südlohn und Oeding anschließen. „Für kein Geld der Welt wollen wir das hier haben“, will Matthias Schnelting alles tun, um die unterirdische Gleichstromleitung zu verhindern.

Keine Information im Dorf

Die Firma Amprion hat vier mögliche Korridore für eine Nord-Süd-Verbindung bei Informationsveranstaltungen vorgestellt. Aber nicht in der Gemeinde. Dirk Resing hat sich bei Amprion erkundigt, warum das so war. Antwort: Wir können nicht in jedes Dorf gehen. „Bei so einem Projekt?“, fragt er sich, ob man so mit Grundstücksbesitzern umgeht, denen man möglicherweise durch das Grundstück „pflügt“.

Vor über 30 Jahren hat es das in Oeding schon einmal gegeben. In viel kleineren Dimensionen. Damals wurde eine Salzleitung verlegt. Die Schneise war nur zwei Meter breit. Aber die Auswirkungen sind heute noch sichtbar: „Wir haben noch immer Ertragseinbußen, Unebenheiten, ein sauberes Ackern ist nicht möglich“, berichtet Matthias Schnelting. „Vielen ist die Dimension der geplanten Leitung gar nicht bekannt“, meint Stefan Valtwies. 35 Meter breit ist die Trasse. Über den Leitungen darf nichts gebaut oder auch nur ein Baum gepflanzt werden.

„Versuchskaninchen“

Bei der geplanten Trasse sind nicht nur die Dimensionen größer. „Es heißt der Boden erwärmt sich um etwa zwei Grad“, weiß Kristin Schnelting. „Eine Gleichspannungs-Erdleitung ist noch nie gemacht worden“, sind für Dirk Resing die Auswirkungen dieser Technik noch unklar: „Man möchte ungern Versuchskaninchen werden“. „Wir haben zwei kleine Kinder, da kommt man ins Nachdenken“, ergänzt Kristin Schnelting.

Enttäuscht ist Matthias Schnelting von der Gemeinde. Die hat ihre Bürger bisher nicht darüber informiert, dass so eine Leitung geplant ist. Bürgermeister Christian Vedder habe ihm am Rande einer Veranstaltung die Einschätzung mitgeteilt, dass gegen so eine Trasse aus seiner Sicht kaum etwas zu machen ist.

Das hat die Oedinger aber keineswegs dazu verleitet, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil. Ihre Facebook-Seite wird inzwischen gut besucht. Darauf rufen sie dazu auf, bei der nächsten Sitzung des Gemeinderates deutlich zu machen, dass es in Südlohn und Oeding Widerstand gegen die Amprion-Pläne gibt. Das, so hoffen die Vier, wollen sie durch möglichst viele Besucher deutlich machen. In der Sitzung am 22. November (18 Uhr, Rathaus, Winterswyker Straße) wird nach ihren Informationen ein Vertreter der Amprion Auskunft über die Pläne geben. Dem wolle man deutlich zeigen: „Wir wollen die Leitung hier nicht.“

Die geplanten Strom-Autobahnen
  • Vier Korridore hat Amprion als mögliche Trasse für die Stromautobahn ausgesucht.
  • Amprion wird die Trasse im Auftrag des Bundes planen, bauen und betreiben.
  • Von Norden kommend, verläuft der Planungskorridor entlang der niederländischen Grenze. Auch Ahaus, Heek, Legden, Vreden, Stadtlohn, Südlohn und Gescher liegen im Korridor.
  • Geplant ist eine 380-kV-Gleichstrom-Trasse.
  • In Gescher gibt es bereits Widerstand gegen eine mögliche Trasse dort.