Himmlisches Tiramisu zum Abschluss „Da Fabio“ setzt mit Rezepten aus italienischem Dorf Akzente

Himmlisches Tiramisu : Rezept aus italienischem Dorf bei „Da Fabio“
Lesezeit

Ein Hauch von Italien mitten in Südlohn – Fabio Bettin hatte das „Da Fabio“ von Februar 2011 an weit über die Grenzen des Dorfs bekannt gemacht. Als es ihn 2020 beruflich weiterzog, ergab sich für Federico und Mariola Romanato die Chance, das italienische Restaurant zu übernehmen. Federico Romanato (34) kannte den Betrieb gut – als langjähriger Koch hatte er schließlich einen guten Teil zum guten Ruf beigetragen.

Nun wollen wir das Restaurant unter „neuer“ Leitung testen. Wir wählen einen Montagabend für den Check-Besuch und sind gespannt, wer außer uns noch zum Start der Woche auswärts Italienisch essen möchte. Freundlich werden wir, wie wir später erfahren, vom Chef persönlich in Empfang genommen. Einen Platz im gut gefüllten Restaurant oder einen im ruhigeren vorderen Bereich rund um die Theke kann er uns anbieten – wir entscheiden uns für Ruhe.

Ein Blick in die nicht überbordende Speisekarte lässt kaum Wünsche für Pizza- und Pasta-Fans offen, auch Fisch- und Fleischgerichte in klassischen, aber auch raffinierten Variationen sind im Angebot. Uns fällt die Seite „Federicos Empfehlungen“ ins Auge. Dort hat der Restaurant-Chef je drei Vor- und Hauptspeisen außerhalb des Standards aufgelistet.

Ein Blick ins Restaurant
Die Mischung von italienischem Ambiente und Südlohner Posthistorie ist gelungen im Ristorante „Da Fabio“. © Markus Gehring

Schnell werden unsere Getränke, ein gut gekühltes, perliges italienisches Mineralwasser und ein alkoholfreies Weizenbier serviert. Wir haben uns entschieden und wählen drei Gerichte aus den Empfehlungen und eines aus der klassischen Karte. Dann ist Zeit, die Einrichtung näher in den Blick zu nehmen. Den Restaurantbereich kennen wir ja schon vom ersten Restaurant-Check.

Hier im Bereich an der Theke sitzen wir in einer gemütlichen Ecke, neben uns gibt es hohe Tische mit Hockern für den etwas lockereren Besuch im Ristorante. Die Theke und das dunkle Holzgebälk haben allerdings eher münsterländisches als italienisches Flair. Aber das soll auch so sein: Schließlich sitzen wir innerhalb historischen Mauern der ehemaligen Poststation.

Der Gruß aus der Küche

Baguette mit grünem Kräuterdressing
Der Gruß aus der Küche - knuspriges Baguette mit grünem Kräuterdressing © Anne Winter-Weckenbrock

Der Gruß aus der Küche wird serviert. Baguette und ein Kräuterdressing – interessant nicht nur wegen der flüssigen Konsistenz des Brotaufstrichs. Mit einem Teelöffel verteilen wir reichlich Dressing auf der Scheibe, das schnell in das noch schön warme Weißbrot einzieht. Die Kruste des Baguettes ist knusprig, das Dressing vereint so viele Kräuter, dass ich nicht in der Lage bin, sie einzeln rauszuschmecken. Aber die Kombination passt – auch durch Dressing pappiges Brot kann gut schmecken.

Die Vorspeise - Antipasto

Der Antipasto-Vorspeisenteller
Antipasto della casa - gemischter Vorspeisenteller nach Art des Hauses © Anne Winter-Weckenbrock

Ich habe mich für den gemischten Vorspeisenteller nach Art des Hauses entschieden. Schon optisch macht der Teller eine Menge her. Stichwort Menge: Die hat er auch zu bieten. Der Preis ist für eine Vorspeise ordentlich, aber dafür wurde auch nicht mit edlem Carpacccio und Vitello tonnato gespart.

Das Carpaccio - rohes Rinderfilet in dünnen Scheiben - trete ich direkt an meinen Mann ab. Es ist mit einem delikaten grünen Pesto angemacht, darüber sind dünne Parmesanhobel gestreut. Und wie ich später höre, sind Qualität und Zusammenstellung bestens. Ein Genuss.


Ich freue mich über die Vielfalt in der Mitte des Tellers: Marinierte Paprika, gefüllte und panierte Zucchiniröllchen, ein Stückchen panierter Peccorino, eine Bruschettascheibe... Es gibt keine Überraschungen, aber alles schmeckt so, wie es sollte: mediterran und lecker. Das Vitello tonnato überzeugt durch die Frischenote der Sauce, zartes Kalbfleisch und Kapern, die was können. Allein das Salatbett darunter hätte ich nicht gebraucht.

Die Vorspeise - Spargel in Parmaschinken

 frischer Spargel in Parmaschinkenmantel
Vorspeise: frischer Spargel in Parmaschinkenmantel © Anne Winter-Weckenbrock

Vier gut temperierte und perfekt gekochte Stangen Spargel, ummantelt von Parmaschinken und bestreut mit herzhaften Käsesplittern, werden auf einem geschmackvollen länglichen Vorspeisenteller serviert. Balsamico-Streifen am Rande bieten was fürs Auge, aber auch für den Gaumen. Denn der Parmaschinken verleiht dem Spargelgericht die leicht salzige Note, was aber mit den leicht geschmolzenen Käsesplittern auf dem Schinken und dem Balsamicoessig perfekt harmoniert.

Alle Zutaten sind von bester Qualität und in Menge und Art der Zubereitung gut aufeinander abgestimmt. Eine dieser Vorspeisen, die man gerne nachbestellen würde, obwohl man weiß, dass danach noch einiges kommt.

Hauptgericht - Fisch und Risotto

Steinbuttmedaillons auf Spargelrisotto
Steinbuttmedaillons auf Spargelrisotto © Anne Winter-Weckenbrock

Als Pizza- und Pasta-Fan will ich heute mal was anderes probieren. Risotto habe ich noch nicht allzuoft gegessen. Aber in Kombination mit Spargel - das reizt mich. Die Seeteufelmedaillons auf Spargelrisotto von Federicos Empfehlungen habe ich gewählt – auch wenn sie mit Steinbutt daher kommen. Weil der Seeteufel aus war, empfahl Federico Romanato Steinbutt als Alternative. Ein guter Tipp.

An Deko wird bei dem Gericht nicht gespart. Etwas beunruhigt probiere ich, ob der sonnengelbe Rand zwar ein farblich schöner Kontrast, aber gleichzeitig ein Indiz für äußerst fettiges Risotto ist. Die Befürchtung zerstreut sich. Der optische Reiz schmeckt eigentlich nach nichts, genauso wie das mit Tintenfischtinte gefärbte Scheibchen Teig, der den schwarzen Kontrapunkt bildet neben den roten Tomaten.

Der Steinbutt ist kross gebraten und bleibt es trotz kurzer Liegezeit auf dem Risottobett. Geschmacklich ist der Fisch top, und zum Spargelrisotto kann ich mir in dem Moment nichts Passenderes vorstellen. Cremig, locker, schlotzig muss es ja wohl sein - aber wie gesagt, Risotto-Expertin bin ich nicht. Ich finde die Konsistenz gelungen. Die feine Spargelnote wird auch durch die grünen Kräuter auf einer Seite des Tellers nicht mal übertüncht. Ein tolles Hauptgericht.

Der dazu von Fecerico Romanato empfohlene Weißwein, ein halbtrockener Passerina, rundet alles noch perfekt ab.

Hauptgericht: Schweinefilet mit Trüffel-Pilz-Sauce

Das Iberico-Schweinefilet mit Trüffel-Pilz-Sauce
Das Iberico-Schweinefilet mit Trüffel-Pilz-Sauce © Anne Winter-Weckenbrock

Das Iberico-Schweinefleisch ist von feinen Fettäderchen durchzogen. In der von Federico Romanato empfohlenen Variante bleibt das Fleisch dadurch besonders zart und hat einen leicht nussigen, intensiveren Geschmack.

Die Pilzvariantensauce mit den echt erdigen, dünn gehobelten Trüffelsplittern passt perfekt dazu und gibt dem ganzen Gericht eine besondere geschmackliche Note. Die Bratkartoffeln haben eine gute Schnittgröße, sind gut angeröstet und ausreichend in der Menge.

Qualität, Menge und Aromen der Hauptspeise sind genau nach dem Gusto meines Mannes. Wer sich auf dieses geschmacklich intensivere, hochwertige Schweinefleisch - das in der regionalen Küche nicht so oft zu finden ist - einlässt, wird nicht enttäuscht sein und auf seine Kosten kommen, lautet sein Urteil.

Schade nur, dass die gelungenen Bratkartoffeln in der Metallschale gereicht wurden, wie es nahezu Standard in der regionalen Gastronomie ist. Da wünscht man sich aber auch schon mal die Porzellanvariante, die zu dem Hauptspeisenteller eher gepasst und die Wertigkeit des Gerichts noch mal herausgehoben hätte.

Nachspeise - Tiramisu della casa

Das Tiramisu della casa
Das Tiramisu della casa © Anne Winter-Weckenbrock

Bei der Nachspeise passe ich, aber mein Mann muss einfach ein Tiramisu probieren. Da hat er hohe Vergleichsmaßstäbe. Und? Schon beim ersten Löffel merkte er, dass in der Zusammenstellung nicht die klassische Variante geboten wird bei Da Fabio. Nach zwei Löffeln steht fest: Das hausgemachte Tiramisu gehört zu den besten, die er bisher genossen hat.

Da werde ich doch neugierig und greife zu dem vorausschauend dazugelegten zweiten Löffel... Wie schaffen es die italienischen Köche eigentlich, dass Mascarpone-Nachspeisen so leicht und locker schmecken können als wären sie kalorienarm wie Luft? Es zergeht auf der Zunge. Himmlisch.

Später erfahren wir vom Inhaber, dass das Tiramisu-Rezept aus seinen Heimatdorf Pieris stammt. Es wird unter anderem verfeinert mit für uns nicht zu bestimmenden Liköraromen. Geschmack und Konsistenz insgesamt: perfekt.

Das Fazit

Es war ein kulinarisch gelungener Abend in einem Restaurant mit besonderem Ambiente. Die Empfehlungen vom Chef hatten allesamt etwas, gekrönt vom Tiramisu nach Dorfrezept. Aber wo Federico Romanato doch den ganzen Abend den Service gemanagt hat - wer steht denn in der Küche? Einen jungen Mann aus Pieris hat er als Koch verpflichten können, wie der 34-Jährige erzählt. Da kann man ja auf noch mehr Gerichte mit Hausmannskost und gehobener Küche nach Dorfrezept hoffen.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis: Wir haben so eben die 100-Euro-Marke geknackt. Aber das ist für mehrere Gänge vollkommen ok in diesen Zeiten. Die Portionen waren nicht spärlich, die Zutaten von hoher Qualität und mit dem frischen Spargel auch saisonal. Hervorragende italienische Küche - in Südlohn kann man sie nach wie vor genießen.

Restaurant-Infos

  • Ristorante da Fabio, Kirchstraße 3, Südlohn
  • Tel: 02862 – 99 880, E-Mail: info@hotel-suedlohner-hof.de
  • Parkplätze ausreichend in der Nähe
  • online: www.hotel-suedlohner-hof.de

  • Wir bestellen ohne Ankündigung bei den jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne lecker essen.
  • Wir beschreiben die Menüs so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.