Borkenkäfer hat Bäume im Oedinger Busch so schwer beschädigt, dass sie gefällt werden

© Georg Beining

Borkenkäfer hat Bäume im Oedinger Busch so schwer beschädigt, dass sie gefällt werden

rnTrockenheit und Borkenkäfer

200 Fichten – die letzten im Oedinger Busch – fallen in diesen Tagen der Kettensäge zum Opfer. Die Bäume waren durch Borkenkäfer so schwer geschädigt, dass sie zu einer Gefahr wurden.

Südlohn

, 07.11.2019, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es kracht, reißt, splittert und endet in einem dumpfen Fall. So geht der Soundtrack eines stürzenden Baumes – unverwechselbar, endgültig und fast brutal.

Dass dieses Szenario am Mittwoch und Donnerstag im Oedinger Busch fast im Minutentakt abläuft, macht es für Andrea Balke auch nicht erträglicher. „Das tut mir in der Seele weh“, gesteht die Försterin, „aber es geht nicht anders. Wir werden alles wieder aufforsten.“

Der Oedinger Busch büßt in diesen Stunden gerade die letzten fünf Prozent seines noch verbliebenen Kiefernbestandes ein. Im Grunde hat er ihn längst verloren – an einen ebenso kleinen wie heimtückischen Gegner: den Borkenkäfer.

Försterin Andrea Balke tut es in der Seele weh, dass die Bäume gefällt werden müssen. Die Lücken sollen durch neue Bäume nach und nach wieder geschlossen werden.

Försterin Andrea Balke tut es in der Seele weh, dass die Bäume gefällt werden müssen. Die Lücken sollen durch neue Bäume nach und nach wieder geschlossen werden. © Georg Beining

Andrea Balke ist als Försterin des Bezirks Velen im Landesbetrieb Wald und Holz NRW auch zuständig für die Waldgebiete in Südlohn und Oeding. Der Oedinger Busch hat am Südrand in Höhe der Buchenallee noch ein Areal von etwa 5000 Quadratmetern mit Kiefern – rund 200 Bäume, alle um die 45 Jahre alt. „Sehen Sie die braunen Kronen der Bäume?“ Andrea Balke weist auf eine Reihe dünner Bäume. „Die sind alle tot oder sterben gerade ab. Und bevor sie von selbst auf die Leute stürzen, müssen sie gefällt werden.“

Trockenheit hat es dem Borkenkäfer leicht gemacht

Die Trockenheit der Monate habe zu dem massiven Befall mit dem Schädling geführt. So schlimm sei es noch nie gewesen, und es werde immer dramatischer.

Daher musste sie eine niederländische Firma beauftragen, die kranken und abgestorbenen Baume zu fällen und zu entsorgen. Zwei Männer sind mit mächtigen Maschinen im Wald unterwegs, und beide Fahrzeuge vermitteln fast den Eindruck eines überdimensionalen Ernteeinsatzes.

Bezeichnenderweise und fast ein wenig verharmlosend heißt das Ungetüm, das die Bäume in einem Arbeitsgang absägt, umschubst, sofort entastet und in etwa zwei Meter lange Stämme schneidet, auch noch „Harvester“.

Wie mit kleinen Streichhölzern geht der Harvester mit den rund 45 Jahre alten Bäumen um. Mit dem starken Hydraulikarm werden die Baumstämme binnen weniger Sekunden gefällt, zugeschnitten und aufgestapelt.

Wie mit kleinen Streichhölzern geht der Harvester mit den rund 45 Jahre alten Bäumen um. Mit dem starken Hydraulikarm werden die Baumstämme binnen weniger Sekunden gefällt, zugeschnitten und aufgestapelt. © Georg Beining

Nebenan räumt eine Zugmaschine mit Greifarm und Hänger die Stämme beiseite und schichtet sie ordentlich auf. Was mit dem Holz passiere ist die Frage. Vincent, einer der Niederländer, der Harvester-Pilot, steigt aus seiner Kanzel, die der eines Hubschreibers ähnelt, steckt sich eine Pausenzigarette an und nickt:

Holz ist kaum zu vermarkten

Die Försterin spricht gerade davon, dass die Holzpreise europaweit total im Keller seien: „Dieses tote Holz ist kaum zu verkaufen. Daraus kann man höchstens noch Spanplatten oder Papier machen.“

Seit zehn Jahren sitzt Vincent schon auf dem Harvester. „Rund 300.000 Euro kostet so einer“, sagt er, „Dafür kriegt man bei uns schon ein Wohnhaus.“

Fünf Hektar Wald werden fallen

Freitag werde man fertig sein. Dann fahren er und sein Kollege nach Zandvoort. Dort gibt es unweit der Autorennstrecke ein fünf Hektar großes Waldgebiet. „Das muss leider auch weg.“

Die Borkenkäfer befallen vorzugsweise Fichten und fressen sich zwischen Borke und Splintholz durch den so genannten Bast. Sie durchtrennen dabei die Leitungsbahnen, die für den Nahrungs- und Wassertransport innerhalb des Baumes sorgen. In der Folge stirbt der Baum ab.
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