Ein prallvolles Restaurant an einem Dienstagabend im April ist schon ein gutes Zeichen. Und wir werden nicht enttäuscht: Bei da Fabio war es extrem lecker und wir hatten einen schönen Abend.
Stimmengewirr und der Duft nach einer frischen Pizza, die gerade an uns vorbeigetragen wird, empfangen uns an einem Dienstagabend Anfang April im Restaurant da Fabio. Die Tische sind um 19.30 Uhr schon voll besetzt, wird werden von einer freundlichen Servicekraft zu unserem Platz gelotst. Mitten im Geschehen sitzen wir und lassen einen Augenblick lang unsere Blicke durch den Raum schweifen. Die Einrichtung gefällt uns. Die Wandfarbe und der Boden sorgen für einen mediterranen Charakter, die schwarzen, hochlehnigen Stühle bilden einen Kontrast. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos mit Menschen, die Pasta und Co. in Gesellschaft genießen. Eine alte Kaminuhr mit Kerzenleuchtern passt zum Alter des Gebäudes. Mit dieser rustikalen Note ergibt sich ein Stilmix, der Freundlichkeit und Gastlichkeit ausstrahlt. Und zumindest mir fallen die kunstvoll gefalteten Stoffservietten auf, die neben einer Kerze, Salz und Pfeffer und kleinen Glaskaraffen mit Öl und Balsamico die Tischdeko bilden.
Die Speisekarte wird uns gereicht. Wer Suppenfan ist, muss Tomatensuppe mögen. So wie ich. Aber die Auswahl an Antipasti, also Vorspeisen, ist doch etwas größer. Auch wenn mich der gemischte Vorspeisenteller „Antipasto della casa“ anlacht – der Preis von 12,50 Euro deutet auf eine große Portion hin, und mein Mann hat sich direkt für Vitello tonnato entschlossen. Also gibt es auch bei mir einen Klassiker: Bruschetta. Da hilft mein Mann auf jeden Fall gerne mit, wenn es zu reichlich ist.
So funktioniert der Restaurant-Check
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken. Die Karte bietet – mit Ausnahme der Suppen – nicht zu viel und nicht zu wenig Auswahl an Fleisch-, Fisch- und Nudelgerichten sowie natürlich Pizza.
Die Salatauswahl bietet echte Vielfalt aber mit nur einem, dafür typisch italienischen Balsamico-Olivenöl-Kräuterdressing. Aber mir waren im Vorfeld schon von einer Freundin die hausgemachten Nudeln bei da Fabio ans Herz gelegt worden, und bei den sechs Varianten habe ich dann eine gewählt, deren erlesene Zutaten ich bislang eher selten gegessen habe: Ravioli tartufe e porcini –Ravioli mit Trüffelfüllung in Steinpilzsauce. Mit 14,50 Euro auch der preisliche Spitzenreiter. Bei „Carni“ wird – nicht überraschend – mein Mann fündig, der gerne Kalb essen würde. „Saltimbocca alla romana“ – Kalbsmedaillons mit Parmaschinken in Salbei-Weißweinsauce locken ihn. Obwohl: „Auf der Internet-Karte waren noch mehr Gerichte mit Kalbfleisch“, meint er.

Der Gruß aus der Küche ist einfach, aber lecker. Die Baguettescheiben sind im Steinofen aufgebacken worden, die Aufstrich hat eine leichte Tomatennote und ist total fluffig. © Anne Winter-Weckenbrock
Gerade wird unseren Nachbarn – sehr weit stehen die Tische gerade nicht auseinander – der Hauptgang serviert und da sieht alles sehr gut aus, als auch wir das erste Mal genießen dürfen. Der „Gruß aus der Küche“ folgt direkt nach der ersten Bestellung. Frisches, kurz im Steinofen aufgebackenes Baguette, dazu ein Aufstrich. Der kommt fluffig und mit einer dezenten Note von reifen Tomaten daher. Das prickelnde Pellegrino-Wasser und das alkoholfreie Bier passen bestens.

Vitello tonnato – ein Klassiker der italienischen Vorspeise einmal anders angerichtet. © Anne Winter-Weckenbrock
Die dritte Scheibe Baguette haben wir noch nicht mal verzehrt, da wird schon die Vorspeise serviert. Der routinierte Blick der Servicekraft geht auf den leeren Brotkorb und sie fragt, ob noch Brot gewünscht wird. Aber sicher. Das leckere Baguette schmeckt gut zum Vitello tonnato, das uns erst einmal optisch total überrascht. Wir kennen es eigentlich nur so, dass die Kalbfleischscheiben auf einem Teller gefächert sind und die Thunfisch-Kapern-Sauce großflächig darüber verteilt ist. Anders bei da Fabio: Auf einem länglichen Teller sind auf den Außenseiten jeweils ein paar Scheiben Kalbfleisch übereinandergeschichtet und mit einem Klecks Sauce versehen worden, in der Mitte steht ein Schälchen, dekoriert mit einem Kapernapfel, mit Extra-Sauce. Gute Idee. Sieht nicht nur gut aus, sondern kommt meinem Mann entgegen, der das Kalb lieber mit weniger Sauce isst und nun selbst zuteilen kann. Auch das Bruschetta macht schon rein optisch etwas her, das Grün vom Ruccola unter den Brotscheiben wird vom Grün des Pestos auf den Parmesanspäne aufgenommen.
Mein Mann ist von der Vorspeise geradezu hingerissen. Das Fleisch von ausgezeichneter Qualität und zart, die Thunfisch-Kapern-Sauce in einer passenden Konsistenz, feinstens passiert (so fein, wie wir es noch nie erlebt haben) und geschmacklich einfach gut abgestimmt. Die Kapern selbst, die meine Begleitung immer zur Seite schiebt, erlauben mir auch einen Eindruck von der Frische der Sauce. Extrem lecker. „Davon könnte ich mich satt essen“, meint mein Mann.

Bruschetta – auch ein Klassiker und bei Da Fabio ausgewogen zubereitet. © Anne Winter-Weckenbrock
Drei Bruschetta-Scheiben esse ich, die vierte mein Mann, und wir sind einer Meinung: Die Mischung der Zutaten stimmt. Das Brot ist angenehm geröstet und nicht total durchgeweicht, es liegen nicht zu viele Tomatenwürfel auf dem Brot und das Pesto auf dem Parmesan gibt dem Klassiker noch mal einen geschmacklichen Kick.
Beim Service – drei Leute kümmern sich unaufdringlich aber freundlich und aufmerksam um uns und die Nebentische – ordern wir Getränke zum Hauptgang. Mein Mann bleibt beim alkoholfreien Bier, ich schaue auf die Getränkekarte und finde meinen italienischen Lieblings-Wein gleich zweimal auf der Karte. Ich entscheide mich für den Lugana aus Venetien (5,50 Euro/0,2).

Ravioli tartufo e porcini - die hausgemachten Nudeln sind ein Geschmackserlebnis. © Anne Winter-Weckenbrock
Eine gute Wahl, wie ich später feststelle. Und der Wein ist ein gutes Getränk zu den edlen Ravioli. Ich genieße erst einmal den Anblick und werde etwas skeptisch: Der darauf gehobelte Käse sieht nicht nach Parmesan aus. Und ich hatte doch gehört, dass zu frischen Nudeln bei da Fabio schon mal am Tisch der Parmesan vom großen Laib auf die Pasta gehobelt wird. Ich probiere also erst einmal den Käse: Rauchkäse. Eigentlich nicht so mein Fall. Aber ich muss feststellen: Zu der Trüffelfüllung und der Steinpilzsauce ist der Käse genau der richtige. Die Steinpilze sind nicht zu viele und nicht zu wenige und verbinden sich gut mit einem Hauch Rosmarin in der zerlassenen Butter. Die Ravioli selbst und die Trüffelfüllung finde ich einfach lecker. Vergleichen kann ich allerdings nicht, was Trüffel angeht.

Kalbsmedaillons mit Parmaschinken in Salbei-Weißweinsauce © Anne Winter-Weckenbrock
Die Kalbsmedaillons mit Parmaschinken in Salbei-Weißweinsauce werden auf einem großen schwarzen Teller serviert, in der Mitte ist das Wesentliche drapiert, drumherum sind Kräuter gestreut. Die Fleischqualität ist gut, findet mein Mann. Die Sauce ist gut abgeschmeckt, mit einer dezenten Salbei-Note. Glücklicherweise. Der Parmaschinken ist hauchdünn geschnitten und über die Medaillons gefächert, ebenso hauchdünn wie der Salbei unter dem Fleisch. Die Beilage – Pommes in Chipsform – werden in einem kleinen Fritteusenkorb auf einem Extra-Teller gereicht. Da geht da Fabio einen Trend mit.
Mein Mann probiert meinen Wein, und er schmeckt offensichtlich nach mehr. Jetzt nehmen wir mal den Lugana Ca‘ dei Frati aus der Lombardei, der zwei Euro teurer ist ( 7,50 Euro/0,2). Und so trocken und dennoch vollmundig und fruchtig wie er ist, wird er auch gut zum Dessert passen. Wir warten ein paar Minuten, bis wieder Platz ist. Ein guter Vorschlag vom Service.

Das Schoko-Soufflé nach dem ersten Anstich. So muss es sein. © Anne Winter-Weckenbrock
Bei meinem Mann steht eigentlich schon der Nachtisch fest, wenn wir ein italienisches Restaurant betreten: Tiramisu. Ich lasse mir mehr Zeit mit der Karte. Panna cotta und Creme brulée sind allgemein nicht so meine Favoriten, um die Dessert-Variation für neun Euro zu schaffen, hätte ich wohl die Vorspeise weglassen sollen. Also entscheide ich mich für das hausgemachte Schokosoufflee. Und werde nicht enttäuscht. Nach dem Anstich des durchgebackenen Küchleins ergießt sich der flüssige Kern auf den Teller, so wie es sein soll. Schön schokoladig schmeckt das Soufflee, das dazu gereichte aromatische Vanilleeis und der Sahneklecks runden den absoluten Hüftgold-Genuss ab.

Das Tiramisu als Türmchen – nicht nur ein Hingucker, auch extrem leckeres Hüftgold. © Anne Winter-Weckenbrock
Nichts zu meckern beim Restaurantcheck bei da Fabio, und beim Nachtisch gibt es sogar noch eine Auszeichnung: Das Tiramisu kommt unter die Top-Fünf der jemals international genossenen Tiramisus. „Von den klassischen Komponenten her hervorragend gemacht, Biskuit und Mascarpone im richtigen Verhältnis, nicht zu viel Espresso und in der richtigen Konsistenz – kriegt man nicht viel besser hin“ lautet das Urteil. Schön und mal anders angerichtet ist der Nachtisch ebenfalls und nimmt so quasi den Faden der Vorspeise wieder auf: Das Tiramisu wird als zwei kleine Törtchen-Türmchen mit einem Klecks Sahne in der Mitte und Schoko-Karamell-Spiegel serviert. „Ein drittes Türmchen wäre mit Sicherheit auch weggegangen“, ist sich mein Mann sicher.
Die Platzierung unter den Tiramisu-Top-Fünf freut den Chef des Hauses, Fabio Bettin, sichtlich, als wir uns nach dem Zahlen zu erkennen geben und uns mit ihm unterhalten. Und er hat gleich eine schlüssige Erklärung dafür, dass mein Mann im Internet andere Gerichte mit Kalbfleisch auf der Speisekarte gesehen hatte: Beim Googeln hatte mein Mann mit den Worten „Da Fabio Südlohn“ gesucht und hatte dann nicht auf „Südlohner Hof“, sondern bei „Ristorante Da Fabio“ geklickt. Und war so auf der Speisekarte des gleichnamigen Restaurants im rund 40 Kilometer entfernten Dorsten gelandet. Damit ist er nicht der einzige, wie Fabio Bettin erzählt: Es komme nicht selten vor, dass bei ihm alle Tische besetzt sind und Gäste, auch Gruppen, kommen in der Annahme, sie hätten bei ihm reserviert. Die ähnliche Telefonvorwahl von Dorsten, 02362, mag neben dem Google-Suchergebnis auch noch zu den Irrtümern beitragen. Es gibt auf jeden Fall einige Gäste, die sich auf ein gutes Essen in Südlohn freuen und dann überlegen, ob sie noch mehr als eine halbe Stunde Fahrt nach Dorsten auf sich nehmen wollen...

Die Stoffservietten werden im Restaurant Da Fabio kunstvoll gestaltet und sind ein Blickfang auf den sparsam dekorierten Tischen. © Markus Gehring
Ich erkenne, dass Fabio Bettin einer von den Dreien ist, der auch im Service mitangepackt hat. „Unsere Servicekräfte haben ihre Bereiche, und ich bin immer noch oben drauf da, hier und da“, erklärt der 50-jährige Italiener. Uns war aufgefallen, dass bei da Fabio viel Personal unterwegs ist, und Fabio Bettin bestätigt, dass ihm guter Service am Herzen liegt, damit die Gäste sich wohl fühlen. Und sein Personal – durchweg aus Italien – sei seit Jahren gut eingearbeitet in dem Restaurant des „Südlohner Hofs“. Denn ein Hotel gehört auch zum Betrieb, den Fabio Bettin und seine Familie seit 2011 an der Kirchstraße in Südlohn führen.
Fabio Bettin hat in seinem Heimatland eine Ausbildung zum Koch absolviert und hat einige Jahre in Italien gearbeitet, bevor er nach Deutschland kam. Sein Weg führte ihn nach Norderney, und dort kreuzten sich die Wege des Italieners und des Südlohner Unternehmers Dieter Bauer. Dieser sprach ihn in seinem Lokal auf der Nordseeinsel an, um ihn ins Westmünsterland zu holen mit dem Angebot, seine Immobilie, den Südlohner Hof, mit Leben zu füllen.
Den Schritt haben Fabio Bettin und seine Familie nicht bereut, erzählt er. 180 Plätze fasst sein Restaurant an der Kirchstraße. Und oft ist am Wochenende kein Platz mehr zu bekommen. Also ist auch Südlohn und Umgebung offensichtlich froh, dass die Bettins von Norderney an die niederländische Grenze gezogen sind.
Eingespieltes Team im Service und in der Küche
Der 50-jährige Gastronom setzt auf ein eingespieltes Team in der Küche, damit an den vielen Tischen ungefähr gleichzeitig das Essen serviert werden kann. „Und wenn eine Pizza, die direkt auf dem Steinofenboden gebacken wird, dann einmal zu dunkel geworden ist, dann sagen wir lieber am Tisch Bescheid und backen eine neue“, sagt der Chef. Seine Augen leuchten, wenn Fabio Bettin über seinen Weinkeller spricht. Uns hat ja der Lugana schon geschmeckt und wir haben die kleine Karte am Tisch als vielfältig empfunden. Aber er hat im Keller noch viel mehr zu bieten, erzählt er, von der 30-Euro- bis zur 300-Euro-Flasche. Ein Tisch steht dort auch für besondere kulinarische Events in kleinerem Kreis.
Die Preise
Wir haben alles in allem 84,60 Euro bezahlt – ein absolut gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bruschetta (6 Euro) und Vitello tonnato (10 Euro) ergeben bei den Vorspeisen schon einen guten Preis für die gebotene Qualität. Die Preise für die Hauptspeisen mit 14,50 Euro für die frische Pasta und 19,50 Euro für die Kalbsmedaillons waren angemessen. Das Tiramisu für 5,50 Euro und das Schokosoufflee für 7 Euro sind auch kein Argument, den Nachtisch wegzulassen. Die Getränkepreise – 5,50 und 7,50 Euro für den Wein, 2,50 Euro fürs San-Pellegrino-Mineralwasser, 4,80 Euro für zwei alkoholfreie Bier und 1,80 für einen Espresso – liegen völlig im Rahmen.
Das Angebot
9 Seiten lang ist die Speisekarte. Und reicht damit völlig aus. Von allem wird nicht zu viel oder nicht zu wenig angeboten. Allerdings verwundert, dass der Klassiker Minestrone bei den Suppen nicht dabei ist und „nur“ Tomatensuppe im Angebot ist.
Kinderfreundlichkeit
Die sprichwörtliche Kinderfreundlichkeit der Italiener findet bei da Fabio Ausdruck auf der Speisekarte: Gleich sechs Gerichte gibt es für die Kinder, von der kleinen Pizza über Schnitzel mit Pommes bis zu Nudeln mit verschiedenen Saucen zu Preisen von 4,50 bis 6 Euro.
Das sagt das Netz
Ein sehr gut und vier Punkte bekommt da Fabio bei Tripadvisor. Dort heißt es unter anderem zum Hotel „Das angeschlossene italienische Restaurant besticht durch Freundlichkeit, gutes Essen und ausgezeichnete Weine. Unschlagbar die Terrasse im Hinterhof“, oder „(...) das Essen in Restaurant ein Gedicht!“ Die Note „Fabelhaft“ gibt es bei Booking.com, wo vor allem auch das Hotel bewertet wird, aber auch das Restaurant: „Schönes italienisches Restaurant – tolles Abendessen!“ oder „Im Haus ist ein ausgezeichnetes italienisches Restaurant“, heißt es dort.
Barrierefreiheit
Eine kleine Stufe gibt es am Haupteingang, der Hintereingang aber ist stufenlos.
Anfahrt und Parken
Wer an der Kirchstraße direkt am Ort keinen Parkplatz findet, kann sein Auto auch an der Bahnhofstraße parken und ist mit ein paar Schritten am zweiten Eingang des Restaurants.
Restaurant-Infos
Südlohner Hof, Restaurant da Fabio
Kirchstraße 3,
46354 Südlohn
Telefon: 02862 99880
E-Mail info@hotel-suedlohner-hof.de
Internetseite www.hotel-suedlohner-hof.de