Auch vier Wochen nach dem Fund eines toten Rehs in Stadtlohn ist unklar, ob ein Wolf das Reh gerissen hat. Ein Spaziergänger hatte den Kadaver am 1. Dezember auf einer Naturschutzwiese im Waldgebiet Bockwinkel entdeckt.
„Kampfspuren und Rissbild lassen vermuten, dass ein Wolf Verursacher gewesen sein könnte“, sagte Hegeringsleiter Ulrich Behmenburg damals. Er informierte umgehend das Landesamt für Natur und Umwelt (Lanuv), das daraufhin eine DNA-Probe anordnete. Ein Ergebnis aber gibt es noch nicht.

Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin des Lanuv, erklärte am Dienstag (2. Januar) auf Anfrage unserer Redaktion, warum die Gen-Analyse noch Zeit braucht: „Alle bundesweit genommenen Wolfsproben werden im ,Nationalen Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Luchs und Wolf‘ untersucht.“
Dieses Zentrallabor wird vom Senckenberg-Institut als Außenstelle in Gelnhausen betrieben. „Da machen die Wild- und Nutztierrisse aus Nordrhein-Westfalen nur einen kleinen Teil aus. Die Zahl der Verdachtsfälle aus Niedersachsen und Brandenburg ist um ein Vielfaches höher“, so die Lanuv-Sprecherin. Wann mit einem Untersuchungsergebnis der Stadtlohner Probe zu rechnen sei, könne daher nicht gesagt werden.
„Gefährdung unwahrscheinlich“
Der Wolfsverdacht sorgt in Stadtlohn indes nicht für große Unruhe. „Das Interesse ist da, das zeigen Nachfragen von Spaziergängern“, sagt Hegeringsleiter Ulrich Behmenburg. Von großer Sorge oder Panik könne aber gar keine Rede sein.
„Dafür besteht auch kein Anlass“, sagt der erfahrene Jäger, der selbst bereits Wolfserfahrungen in Brandenburg gesammelt hat. Eine Begegnung zwischen Spaziergängern und Wolf sei sehr unwahrscheinlich. Noch unwahrscheinlicher sei eine Gefährdung.
Infos für Waldkindergarten
Das vermittelte Ulrich Behmenburg auch den Kindern und Erzieherinnen des Wenningfelder St.-Marien-Kindergartens, der im Bockwinkel eine Waldgruppe betreibt. Auf Wunsch des Kita-Teams hatte der Hegeringsleiter mit der Rollenden Waldschule den Kindergarten besucht, um über den Wolf zu informieren sowie Sorgen und Ängste zu nehmen.
„Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Ulrich Behmenburg. „Die Kinder haben den Wolfsverdacht locker genommen. Die haben auch gar kein Problem mit dem Wolf“, so der 72-Jährige.
„Nicht einfach wegrennen“
Dennoch, so schärfte Ulrich Behmenburg den Kindern ein, seien einige Regeln wichtig. Sollte es zu einer Begegnung mit dem Wolf kommen, dürfe man nicht einfach wegrennen. Das wecke nur den Jagdinstinkt des Wolfes. Sich groß zu machen und zu lärmen sei die bessere Strategie, um den Wolf zu vertreiben.
Aus Sicht des Hegeringsleiters sind wildernde Hunde für Kinder im Wald eine größere Gefahr als die Wölfe. „Wölfe meiden die Menschen. Hunde tun das nicht.“ Kinder und Erzieherinnen, so Ulrich Behmenburg, seien sehr dankbar gewesen für die Informationen zu einem Waldbewohner, der möglicherweise nach Stadtlohn zurückgekehrt ist.
Bundesweit über 1300 Wölfe
Faktisch galt der Wolf seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland nach jahrhundertelanger Verfolgung als ausgerottet. Heute ist der Wolf eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Tierart. Nach 1990 siedelten sich Paare und Rudel beinahe im gesamten Bundesgebiet an.
In ganz Deutschland lebten nach den aktuellen Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf im Monitoringjahr 2022/2023 insgesamt 184 bestätigte Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere. Das waren insgesamt 1339 nachgewiesene Wölfe.
Im Jahr 2009 wurde der erste Wolf in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen, 2018 gab es die erste dauerhafte Ansiedlung einer Wölfin, die aus Niedersachsen zuwanderte. Im Kreis Borken wurden Wölfe vor allem im Bereich Reken nachgewiesen. Ein Wolfsnachweis erfolgte nach einem Nutztierriss in Vreden im März 2023. Im April 2023 war ein Wolf auf dem Bild einer Fotofalle in Legden zu erkennen.