
Telemedizin (Symbolbild) bietet viele neue Chancen im Gesundheitsweisen. Dr. Volker Schrage, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, drängte in Stadtlohn aber auf ein praxisorientiertes Vorgehen. © picture alliance/dpa
Virtuelles Krankenhaus kann Spezialisten-Wissen überall hinbringen
Telemedizin
Telemedizin birgt viele Chancen für Patienten und Mediziner. In Stadtlohn sparte Dr. Volker Schrage von der Kassenärztlichen Vereinigung in dieser Woche aber auch nicht mit Kritik.
„Das war eine tolle Veranstaltung, kritisch, aber auch konstruktiv und vor allem sehr informativ.“ Mathias Redders vom Kuratorium der Stiftung Mariahilf war am Ende hocherfreut. Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am Mittwochabend in das Kultur-, Heimat und Integrationszentrum Stadtlohn an der Eschstraße (KIZS) gekommen, um sich über das breite Spektrum digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen zu informieren.
Hausärzte, Fachärzte, Apotheker, Hebammen, Physiotherapeuten oder auch interessierte Laien saßen im Publikum, als ausgewiesene Expertinnen und Experten die großen Chancen der Telemedizin vorstellten. Dr. Sandra Dohmen nannte beispielhaft eine beeindruckende Zahl: Am Universitätsklinikum Aachen konnte mithilfe der Telemedizin die Sterblichkeitsrate bei beatmeten Covid-19 Patienten um rund 20 Prozent gesenkt werden.

Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am Mittwochabend an der Informationsveranstaltung zum Thema Telemedizin im KIZS in Stadtlohn teilgenommen. © privat
Wie auch Dr. Andreas Bückmann vom Universitätsklinikum Münster sprach sie die „Einladung“ aus, sich an dem von der Landesregierung geförderten Projekt „Virtuelles Krankenhaus“ zu beteiligen, und vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen die Expertise ausgewiesener Experten beispielsweise der Universitätskliniken in NRW einzuholen. Andreas Bückmann berichtete, wie die Telemedizin gerade in der palliativen Versorgung vielen Patienten lange Wege ersparen könne.
„Ärzte und Apotheker durch Digitalisierung nicht überfordern“
Wie die Televisite und die Videosprechstunde auch für Pflegeeinrichtungen sehr hilfreich sein kann, erklärte Dr. Hans-Jürgen Beckmann vom Ärztenetz MuM (Medizin und Mehr) aus Ostwestfalen. Er wies aber auch auf die nach seiner Ansicht unzureichende Finanzierung vor allem des Telemonitorings hin.
Mathias Redders vom Kuratorium der Stiftung Mariahilf gab einen Überblick über zahlreichen Anwendungen, die auf die Mediziner und Patienten zukommen. Er empfahl, „dass vor Ort nach dem E-Rezept der elektronische Arztbrief und die elektronische Fallakte in die Fläche gebracht werden“ sollten. Er betonte zugleich: „Ärzte und Apothekerschaft dürften nicht in ihren Praxen überfordert werden.“ In Stadtlohn, Vreden und Legden sei die schrittweise Einführung bisher sehr gut angekommen.
Johanne Elias, Apothekerin aus Stadtlohn, berichtete, dass das Pilotprojekt zur Einführung des E-Rezepts gut angelaufen sein. Allein in ihrer Apotheke wurde inzwischen über 150 E-Rezepte eingelöst.
Dr. Volker Schrage, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe und Allgemeinmediziner aus Legden, sparte nicht mit Kritik am bisherigen Vorgehen zur Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Ärztinnen und Ärzte seien nach wie vor Befürworter der Digitalisierung, die Anwendung technisch wie inhaltlich müssten aber praxisorientiert weiter entwickelt werden, wenn sie auf Akzeptanz in der Ärzteschaft wie auch bei Patientinnen und Patienten stoßen sollen.
E-Rezept kann künftig auf Gesundheitskarte gespeichert werden
Als Beispiel brachte er das E-Rezept, das zukünftig auch über die elektronische Gesundheitskarte ausgelesen werden müsse. Bisher geht es nur über einen QR-Code und eine App, die gerade für ältere Menschen keine Perspektive darstelle. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe habe inzwischen beim Bundesgesundheitsministerium erreicht, dass die elektronische Gesundheitskarte in Zukunft für die Speicherung des E-Rezeptes genutzt werden könne.
Die anschließende Diskussion im Publikum zeigte nach Einschätzung von Mathias Redders sehr gut die aktuelle Stimmungslage. Diese reiche von Skepsis bis zur Zustimmung vor allem für das schrittweise Vorgehen in der Region. Mathias Redders: „Einigkeit bestand aber darin, dass an der Digitalisierung des Gesundheitswesens kein Weg vorbei führt. Der Aufbau des Telemedizinischen Kompetenz- und Versorgungszentrums (TMVZ) auf dem Gesundheitscampus der Stiftung Maria-Hilf spielt dabei eine große Rolle.“