Eine der beiden Schaukel, die den Blick auf die Kirche verändern können. In dieser Woche sollen sie für Kinder freigegeben werden, sagt Jana Liemann vom Sachausschuss Jugend der Pfarrgemeinde St. Otger.

Eine der beiden Schaukeln, die den Blick auf die Kirche verändern können. In dieser Woche sollen sie für Kinder freigegeben werden, sagt Jana Liemann vom Sachausschuss Jugend der Pfarrgemeinde St. Otger. © Stefan Grothues

Schaukeln in der Stadtlohner St.-Otger-Kirche sorgen für Irritationen

rnSt. Otger

Schaukeln in der Kirche? In St. Otger ist das bald möglich. Jana Liemann erklärt, wie der Jugendausschuss der Gemeinde auf diese Idee kam, die nicht alle Kirchenbesucher gut finden.

Stadtlohn

, 21.09.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch hängen sie still. Ein rot-weißes Flatterband versperrt den Zugang zu den beiden Kinderschaukeln. Doch für Irritationen und Kopfschütteln haben sie schon gesorgt. Und für die verwunderte Frage: Was um Himmels willen hat das Spielgerät im Kirchenraum von St. Otger zu suchen?

Jana Liemann kennt die Antwort. Die 28-Jährige gehört dem Sachausschuss Jugend der Pfarrgemeinde an, der die Schaukel-Idee hatte. Erklärtes Ziel des Ausschusses ist es, auch Kinder und Jugendliche auf altersgerechte Weise mit der Botschaft Jesu vertraut zu machen. „Sie sollen christliche Gemeinschaft erfahren und in der Kirche ihren Platz finden“, so heißt es auf der Internetseite der Gemeinde.

Zwei Kinderschaukeln im Kirchenschiff von St. Otger

Zwei Kinderschaukeln im Kirchenschiff von St. Otger sollen für frischen Wind in der Gemeinde sorgen. © Stefan Grothues

Aber sollen Kinder nun in den Gottesdiensten schaukeln dürfen? „Wenn das so ist, dann ist das nicht mehr meine Kirche“, erklärte eine ältere Gottesdienstbesucherin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, nach der Sonntagsmesse. Andere beklagen, dass es bislang keinerlei Informationen über das Projekt gibt.

„Neue Perspektiven und Aufschwung sind nötig“

„Nein, in den Gottesdiensten soll nicht geschaukelt werden“, sagt Jana Liemann im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber nach den Gottesdiensten schon. Noch in dieser Woche soll die Schaukel freigegeben werden.

„Kinderlachen gehört in die Kirche.“ Davon ist Jana Liemann zusammen mit dem Sachausschuss Jugend überzeugt. Ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter zum Beispiel von Messdienern, Junger Kirche, Pfadfinderinnen, Ferienspielen und Ferienlager an. Jana Liemann verweist auf die große Bedeutung, die Jesus dem Kindsein zugemessen habe.

Wie aber kamen die jungen Leute auf die Schaukel-Idee? Jana Liemann erklärt: „Es hat mit dem Jahresmotto der Gemeinde zu tun. Das heißt ,Frischer Wind‘. Dazu haben wir unseren Gedanken freien Lauf gelassen. Dann sind wir aufs Schaukeln gekommen: auf den frischen Wind, der einem dabei um die Nase weht, auf die Glücksgefühle, die es bereitet, auf die neuen Perspektiven, die sich auftun. Und wir finden, dass die Kirche einen Aufschwung braucht.“

„Manchmal ist es gut, das Unübliche zu tun“

Die Schaukel ist also nicht nur ein Kinderspaß, sondern auch ein Symbol, ein Vehikel, um dem Himmel ein wenig näher zu kommen. Den jungen Leuten gelang es, Kirchenvorstandsmitglieder von dieser Idee zu überzeugen. „Die Kirche ist ja groß genug, um ein paar Bänke beiseite räumen zu können“, sagt Jana Liemann. „Wenn das schon ein Problem sein sollte, dann schafft die Kirche nicht die notwendigen Veränderungen. Dann ist sie bald tot.“

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Die 28-Jährige findet es spannend, dass die Schaukel Kontroversen auslöst, dass in der Gemeinde darüber gesprochen wird. „Eine lebendige Kirche braucht den offenen Diskurs, um bestimmte Dinge aufzubrechen“, sagt sie.

Und die Kirche brauche die Kinder und Jugendlichen. Für den frischen Wind und für die Zukunft. Der Sachausschuss Jugend würde sich freuen, wenn Familien einfach in die Kirche kommen und die Kinder in Gemeinschaft einfach Spaß haben – auch wenn sie nicht beten.

Jana Liemann: „Manchmal ist es einfach gut, das Unübliche zu tun.“