Die Immobilienbranche habe eine brachiale Entwicklung in den letzten Jahren hingelegt, sagt Holger Glück, Immobilienmakler aus Stadtlohn: „Die Preise haben bei vielen zu Unsicherheiten und Zurückhaltung geführt. Menschen, die beispielsweise ein Haus bauen oder kaufen wollten, müssen sich erst neu sortieren. Die Zinssteigerung trägt ihren Teil dazu bei.“ Eine Beobachtung, die auch durch Zahlen des aktuellen Grundstücksmarktberichts des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Borken belegt werden kann.
Hier heißt es, dass die Umsätze auf dem Immobilienmarkt rückläufig sind und das, was dennoch verkauft wird, teuer bleibt. Für Stadtlohn bedeutet das konkret: Hat im Jahr 2021 der Quadratmeter Bauland für ein Wohngrundstück noch durchschnittlich 185 Euro gekostet, so waren es im vergangenen Jahr schon 190 Euro. Auch der Kaufpreis für bebaute Grundstücke mit Ein- und Zweifamilienhäusern ist im Vergleich angestiegen. Ein Beispiel: Kostete im Jahr 2021 ein Haus mit dem Baujahr 1975 bis 1994 noch durchschnittlich 2.097 Euro pro Quadratmeter (circa 308.000 Euro Verkaufspreis), waren es 2022 bereits 2.218 Euro (circa 340.000 Euro Verkaufspreis).
Trotz Preisanstieg gingen die Grundstücksverkäufe für Stadtlohn aber leicht nach oben: Insgesamt 206 Kauffälle, davon 93 bebaut und 35 unbebaut, gab es im letzten Jahr. 2021 waren es mit 200 sogar sechs weniger. 2020 waren es 235 gewesen.
Holger Glück ordnet diese Zahlen ein: „Die Nachfrage nach Immobilien steigt derzeit wieder an, weil auch die Mietpreise immer höher werden. Interessiert sind die Menschen dabei insbesondere an älteren Objekten, die allerdings energetisch nicht fit sind. Dieses Thema ist jetzt seit eineinhalb Jahren omnipräsent. Die Häuser müssen also durch eine Renovierung einen vernünftigen Standard erreichen. Vor allem handwerklich begabte Käufer setzen sich damit auseinander und versuchen, nach dem Kauf viel in Eigenregie zu sanieren, um die Kosten im Rahmen zu halten.“
Seiner Erfahrung nach sind es insbesondere Immobilien um die 300.000 Euro, die intensiv nachgefragt werden. „Vor eineinhalb Jahren war das noch anders. Da war es das 600.000 Euro Eigenheim, das ein klassischer Selbstläufer war“, so Holger Glück.
Quadratmeterpreise
Die Zahlen des Grundstücksmarktberichts belegen das: Ein Haus mit Baujahr 1950 bis 1974, das also energetisch aufgerüstet werden muss, kostete im Jahr 2022 pro Quadratmeter rund 1.759 Euro in Stadtlohn. Bei einem Haus neueren Baujahres, zwischen 1995 und 2009, waren es schon 2.593 Euro pro Quadratmeter. Und Holger Glück geht sogar noch weiter: „Auch hier in der Region kann es vorkommen, dass bei einem Neubau Quadratmeterpreise von über 4.000 Euro verlangt werden.“
Daher sei es nur menschlich und auch logisch, sich für ein älteres Haus zu entscheiden, findet der Makler: „Natürlich können Hausbesitzer hier unterschiedliche Ansprüche in die Tat umsetzen, um die gewünschte Energieeffizienzstufe zu erreichen. Wer handwerkliches Geschick mitbringt, oder einen großen Freundeskreis mit vielen helfenden Händen hat, kann einiges schaffen“, so der Makler.
Große Zurückhaltung
Aber trotz des großen Interesses an einem Eigenheim beobachtet der Immobilien-Experte auch immer wieder große Zurückhaltung. Die hohen Material- und Handwerkerkosten und insbesondere das Zinsniveau führen zu Bauschmerzen, wie er sagt.
„Jetzt, bei einem höheren Zinssatz, ist das Eigenkapital wieder wichtig. Viele bekommen von den Banken keinen ‚Daumen hoch‘ für einen Kredit. Dahingehend muss man sich nun neu sortieren.“ Was dazu führt, dass viele Menschen, die eigentlich geplant hatten, ein Haus zu bauen oder zu kaufen, weiterhin erst einmal zur Miete wohnen.
„Hinzu kommen noch weitere Faktoren und in der Summe ergibt das höhere Mieten - Angebot und Nachfrage. Eine Mietwohnung ist heutzutage ein kostbares Gut“, so Glück. Wer im letzten Jahr in Stadtlohn Wohnungseigentum kaufen wollte, musste durchschnittlich 2.730 Euro pro Quadratmeter für eine rund 88 Quadratmeter große Wohnung mit dem mittleren Baujahr 2015 auf den Tisch legen.
Wohnen zur Miete
Und wer gar eine Wohnung zur Miete in Stadtlohn sucht, hat es aufgrund der großen Nachfrage auch nicht leicht: „Vor zwei oder drei Jahren war das noch nicht so. Hier kommen viele Dinge zusammen. Wir leben in einer sehr bewegten Zeit seit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg. Wohnungsanfragen kommen teilweise aus ganz Deutschland“, so der Makler.
Einen eigenen Mietspiegel gibt es dabei nach Angaben der Stadt für Stadtlohn nicht. Man orientiere sich generell in der Region an den Richtwerten für Ahaus (zwischen 4,85 und 11,80 Euro pro Quadratmeter). „Wobei 11,80 Euro schon dem Neubaubereich entspricht“, ordnet Holger Glück ein. Aber: „Die Miete ist natürlich von vielen Faktoren abhängig und hat dementsprechend eine große Spannbreite.“
Neue Entwicklung
Aber auch eine neuere Entwicklung lässt sich derzeit in Stadtlohn beobachten: Wohnungen bereits möbliert zu vermieten. „Die Nachfrage wird immer größer. Es handelt sich zwar bisher um ein eher kleines Feld und keine blühende Landschaft - aber das Ganze wird noch wesentlich mehr Wurzeln schlagen“, ist sich der Makler sicher.
Es bleibt also spannend in der Immobilienbranche, findet Holger Glück: „Wir leben in hektischen Zeiten. Gerade deshalb ist es wichtig, die Kunden intensiv zu begleiten. Außerdem liegt mir Stadtlohn natürlich am Herzen und ich bin stolz, in dieser lebenswerten Stadt selber zu wohnen.“
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