
© Stefan Grothues
Trumpf sticht: Skatfreund Karl Könning geht mit Zuversicht durch die Pandemie
Glücksumfrage
Glücklich trotz Corona? Das wollten wir in unserer Umfrage „Zwei Jahre mit Corona – Mensch, wie glücklich bist du?“ wissen. Karl Könning aus Stadtlohn ist einer von vielen Teilnehmenden.
Mit Skatstrategien durch die Corona-Pandemie? Für Karl Könning ist das nicht ganz abwegig. Ein Skatspieler braucht einen klaren Kopf. „Zählen ist ganz wichtig. Man muss schon ein gutes Gedächtnis haben“, sagt der 70-Jährige. Vertrauen in die Mitspieler sei auch wichtig, ein bisschen Psychologie und positives Denken. Aber: Ohne Trümpfe ist am Ende alles nichts.
Karl Könning muss es wissen. Skat ist für ihn das Spiel seines Lebens. Er hat Skat als Leistungssport betrieben und sogar in der Bundesliga gespielt. Das achtstündige Dauerspiel auf Turnieren wurde ihm wegen eines Herzleidens allerdings zu anstrengend. Die Leidenschaft fürs Spiel aber ist geblieben. Jeden Montagabend trifft er sich mit Gleichgesinnten des Skatvereins „Herzdame Stadtlohn“ zum Spiel im Töpferkrug.
Karl Könning ist einer von 70 Umfrageteilnehmern aus Stadtlohn
Wir haben Karl Könning getroffen, weil er einer von 70 Stadtlohner Teilnehmenden unserer großen Umfrage „Zwei Jahre mit Corona – Mensch, wie glücklich bist du?“ ist. Insgesamt haben über 4500 Menschen an der Umfrage teilgenommen und große Belastungen durch die Pandemie geschildert. Allerdings ohne in Schwarzmalerei zu verfallen: Differenzierte Ansichten und Zuversicht prägen viele Antworten.
Karl Könnings erster Blick gilt den vielen Opfern der Pandemie. „Es sind so viele Menschen sinnlos gestorben. Das hätte nicht sein müssen. Das hat mich sehr bewegt.“ Wenn der 70-Jährige sagt: „Gesundheit ist ja das A und O!“, dann ist das keine Floskel. Vor acht Jahren ereilte den Maurer auf der Baustelle ein schwerer Herzinfarkt, der ihn von jetzt auf gleich aus dem Beruf riss. „Ich war gerne Maurer. Und ich hätte gerne noch weitergearbeitet.“
„Das wollte ich auf keinen Fall erleben“
Vor vier Jahren lag er mit einer schweren Influenza zwei Monate lang im Krankenhaus. Es ging ums Ganze. „Das war ganz schön heftig“, sagt Karl Könning. Die Bilder, die er im Fernsehen von Corona-Patienten auf Intensivstationen sah, gingen ihm daher besonders nahe.
„Ich bin ja nicht ängstlich. Aber das wollte ich auf keinen Fall erleben“, sagt Karl Könning. Er setzte volles Vertrauen in seinen Hausarzt. Das taten übrigens mehr als Dreiviertel der Stadtlohner Umfrageteilnehmer. Als Risikopatient erhielt der 70-Jährige schon Anfang April seine erste Impfung und den Booster im November. Für den Skatspieler ist die Impfung der entscheidende Trumpf in der Pandemie. Der Weg in ein normales Leben.
„Die meisten Stadtlohner können mit den Extremen nichts anfangen“
Darum hat er auch keinerlei Verständnis für Impfgegner und für „Spaziergänger“, die gegen die Corona-Maßnahmen auch in Stadtlohn auf die Straße gehen. „Dann mache ich auch den Mund auf. Man darf sich nicht alles gefallen lassen.“ Er ist sich auch sicher: Die große Mehrheit der Stadtlohner sei vernünftig und könne wie er mit den Extremen nichts anfangen.
Inzwischen hat sich für den Rentner das „normale Leben“ in vielerlei Hinsicht schon wieder eingestellt. An die Wochen und Monate des Lockdowns denkt er ungern zurück. Mit seiner Lebensgefährtin konnte er zwar seinem zweiten großen Hobby nachgehen, dem Radfahren. „Aber wir konnten nirgendwo mal einen Kaffee trinken.“ Restaurantbesuche, Kneipe und Café, das vermissten übrigens über 75 Prozent der Stadtlohner Umfrageteilnehmer besonders schmerzlich.
Drei sind einer zu viel: Schmerzlicher Skatverzicht
Genauso bitter war für Dreiviertel der Stadtlohner Umfrageteilnehmer der Verzicht auf Treffen mit Freunden und auf Reisen. Verwandte und Freunde sah auch Karl Könning wie viele andere nur auf Abstand. „Die Regeln habe ich immer akzeptiert.“ Auch wenn eine neue Erfahrung für ihn besonders schmerzlich war: „Drei waren ja schon einer zu viel. Nicht einmal ein Skatspiel war drin. Aber ich habe ja einen Garten, da gibt es ja immer was zu tun.“
Karl Könning weiß, dass es Familien mit Kindern härter getroffen hat als ihn, dass Menschen in Altenheimen schwierige Wochen zu durchleben hatten. Er weiß von den Sorgen, die Corona-Fälle seinen Verwandten bereitet haben. Glücklicherweise seien die Infektionen in seinem Umfeld aber glimpflich verlaufen. Für sein Leben in der Pandemie hat er eine Strategie gewählt, wie es auch viele seiner Freunde und Bekannten getan hätten: „Vorsichtig sein, positiv denken und sich impfen lassen.“ Und ganz wichtig, so sagt der 70-Jährige: „Man darf nicht immer nur an Corona denken. Es gibt ja auch noch andere Dinge im Leben.“ Skat zum Beispiel.