Nach der Sprengung des Geldautomaten im Erdgeschoss ihres Hauses an der Dufkampstraße konnten Ludger und Irmgard Gevers am Montagmorgen noch nicht in ihre Wohnung zurück. Ein Statiker muss die Standfestigkeit des Hauses untersuchen.

Nach der Sprengung des Geldautomaten im Erdgeschoss ihres Hauses an der Dufkampstraße konnten Ludger und Irmgard Gevers am Montagmorgen noch nicht in ihre Wohnung zurück. Ein Statiker muss die Standfestigkeit des Hauses untersuchen. © Stefan Grothues

„Tatort live“: Nachbarn beobachten Räuber nach Geldautomatensprengung

rnExplosion in Stadtlohn

Eine gewaltige Explosion hat in der Nacht Anwohner der Dufkampstraße in Stadtlohn aufgeschreckt: Unbekannte haben den Geldautomaten der Deutschen Bank gesprengt. Nachbarn störten die Täter.

Stadtlohn

, 01.08.2022, 12:49 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Das war ein Riesenknall. Wir wussten sofort, dass das kein Gewitter ist.“ Der nächtliche Schreck sitzt Ludger und Irmgard Gevers noch tief in den Knochen. Um kurz nach drei in der Nacht zum Montag wird das Ehepaar von einer Explosion aus dem Schlaf gerissen. „Wir standen senkrecht im Bett“, sagt Ludger Gevers.

Zwei Unbekannte haben den Geldautomaten der Deutschen Bank gesprengt. Der Schalterraum liegt im Erdgeschoss des Hauses, das Ludger und Irmgard Gevers im Obergeschoss bewohnen. Nur wenige Momente später ruft ihre Nachbarin Isabell Heming an: „Der Geldautomat ist gesprengt worden!“

Ermittler der Spurensicherung untersuchen den durch die Explosion völlig zerstörten Schalterraum der Deutschen Bank an der Dufkampstraße.

Ermittler der Spurensicherung untersuchen den durch die Explosion völlig zerstörten Schalterraum der Deutschen Bank an der Dufkampstraße. © Stefan Grothues

Isabell Heming und ihr Mann sind in ihrer Wohnung über der „Alten Krone“ ebenfalls vom Knall aufgeschreckt worden. „Mein Mann ist direkt zum Fenster gelaufen und hat so laut er konnte geschrien.“ Denn als er auf die Straße blickt, die Scherben sieht, die weißen Schwaden aus der Vernebelungsanlage, die aus dem Schalterraum dringen, während ein Alarmton piept, ist die Lage für ihn sofort klar: Hier sind Geldautomatensprenger am Werk.

Rufe irritieren die Täter

„Mein Mann wollte die Täter irritieren und stören“, sagt Isabell Heming. Das gelingt ihm offenbar. Die Täter ignorieren ihn nicht. „Fuck you!“, habe einer von beiden mit rauer Stimmer zurückgeschrien, berichtet Isabell Heming. Während ihr Mann die Szenerie beobachtet, alarmiert sie geistesgegenwärtig die Polizei und gibt die Informationen weiter. „Das war wie Tatort live“, sagt sie.

Dann geht alles so schnell. Trotz der Vernebelung des Schalterraums seien nur Sekunden vergangenen, bis die beiden dunkel gekleideten Männer mit ihrer Beute davon liefen. „Kleinere Geldscheine auf dem Boden haben sie liegengelassen“, so Isabell Heming. Sie und ihr Mann sind sicher: Das müssen Profis gewesen sein, die genau wussten, was sie taten.

Dritter Komplize wartete offenbar im Fluchtauto

Noch während die beiden Männer zu Fuß stadtauswärts flüchten, hören die Hemings einen PS-starken Motor aufheulen. Offenbar wartet ein dritter Komplize im Fluchtauto. Und dann taucht ein Polizeiwagen auf. „Die hatten wohl zufälligerweise einen anderen Einsatz in der Nähe“, sagt Isabell Heming. Die Fahrzeuge stehen sich gegenüber. Das dunkle Fluchtauto schert aus und rast mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Gescher davon. Trotz schnell eingeleiteter Großfahndung verliert sich die Spurt der Täter.

Montagmorgen, halb elf. Ludger und Irmgard Gevers sitzen im Schankraum der Alten Krone, der Gaststätte der Hemings. Hier haben sie „Asyl“ gefunden. Zunächst durften sie in der Nacht eine halbe Stunde lang nach der Explosion ihre Wohnung nicht verlassen. Jetzt dürfen sie nicht wieder zurück. Im völlig verwüsteten Eingangsbereich ihres Hauses suchen Beamte der Spurensicherung in weißen Overalls akribisch nach Hinweisen. Mit rotweißem Flatterband ist der Tatort weiträumig abgesperrt. Die Dufkampstraße ist für Autos nicht befahrbar.

Standfestigkeit des Gebäudes muss untersucht werden

Doch nicht nur die polizeilichen Untersuchungen verhindern eine Rückkehr des Ehepaars Gevers in ihre Wohnung. Auch ein Statiker muss noch untersuchen, ob die Explosion möglicherweise auch die Standfestigkeit des Gebäudes in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Ehepaare Heming und Gevers haben unterdessen den Schrecken gut verdaut. „Die Hauptsache ist ja, dass Menschen nicht verletzt worden sind“, sagt Ludger Gevers.

Zur Höhe der Beute gibt es von Seiten der Polizei keine Aussage. „Sicher ist aber, dass an dem Gebäude ein ganz erheblicher Schaden entstanden ist“, sagt Polizeisprecher Dietmar Brüning. Genau beziffern lasse sich dieser Schaden aber noch nicht. Eine gute Nachricht erreichte Ludger und Irmgard Gevers am Montagnachmittag. Ihre Wohnung ist weiterhin bewohnbar. Auch die benachbarten Geschäftsräume, so Dietmar Brüning, seien wieder nutzbar.