
Das E-Rezept kommt. Ab dem 1. September kann es in allen vier Apotheken in Stadtlohn eingelöst werden. Vorerst gibt es das E-Rezept noch in Papierform mit QR-Code, wie es der Stadtlohner Apotheker Stefan Heetpaß zeigt. © dpa/privat
Stichtag naht: Apotheken in Stadtlohn und Vreden sind fürs E-Rezept gerüstet
E-Rezept
Das E-Rezept kommt. Am 1. September ist der Starttermin. Die vier Stadtlohner Apotheken sind vorbereitet. Apotheker Stefan Heetpaß hat schon Erfahrungen gesammelt. Er kann die Patienten beruhigen.
Die Bundesbürger lösen in den Apotheken jedes Jahr 500 Millionen Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente ein. Das E-Rezept soll die Zettelwirtschaft eindämmen und Wege einsparen. Ab dem 1. September hält das digitale Rezept Einzug in die Arztpraxen und Apotheken in Westfalen-Lippe. Worauf müssen sich Patienten gefasst machen?
Die Stadtlohner und Vredener Apotheken sind technisch und organisatorisch gut auf den überfälligen Schritt ins digitale Zeitalter vorbereitet. Davon ist der Apotheker Stefan Heetpaß überzeugt. Er ist Inhaber der Kiepenkerl-Apotheke in Stadtlohn und der Burgapotheke in Borken-Gemen. Er sagt: „In Borken haben wir bereits erste Erfahrungen gesammelt. Dort nutzen zwei Arztpraxen schon vorab die Möglichkeit, E-Rezepte auszustellen.“
„Es wird nicht alles gleich glatt laufen“
Stefan Heetpaß sagt aber auch: „Es funktioniert nicht immer alles sofort. Es wird auch nach dem 1. September nicht gleich alles glatt laufen.“ Vor allem auf die Arztpraxen und Apotheken sieht er einen erheblichen Umstellungsaufwand zukommen. Was ihm aber ganz wichtig ist: „Die Patienten müssen sich keine Sorgen machen. Für sie wird es nicht komplizierter.“ Das gelte auch für ältere Menschen, die noch kein Smartphone oder andere digitale Möglichkeiten haben.
Das hat auch mit der schrittweisen Einführung des E-Rezeptes zu tun. Denn auch nach dem 1. September erhalten die Patienten in den Arztpraxen das digitale Rezept in Papierform. Das neue digitale Papierrezept (DIN A5) ist sogar doppelt so groß wie das alte Standardrezept. „Mit dem Rezept können die Patientinnen und Patienten wie gewohnt in die Apotheke ihres Vertrauens gehen“, sagt Stefan Heetpaß.
Ärzte und Apotheker tauschen Erfahrungen aus
Nach wie vor stehen auch noch die verschriebenen Medikamente in gedruckter Form auf dem Papier. Digital wird das Rezept durch einen QR-Code. So kann der Apotheker die vom Arzt digital hinterlegte Verschreibung von einem speziell gesicherten Server abrufen. Der Server wird von der Gematik betrieben. Die Gematik ist die „Nationale Organisation für Digitale Medizin“. Die Gesellschafter der Gematik sind das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer, der Deutsche Apothekerverband und andere Spitzenverbände aus dem Gesundheitswesen.
Ärzte und Apotheker aus Stadtlohn und Vreden haben sich am vergangenen Donnerstag zu einem Erfahrungsaustausch im neuen Kultur- und Integrationszentrum (KIZS) an der Eschstraße in Stadtlohn getroffen. Zugeschaltet waren auch die für die Einführung des E-Rezeptes in der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe zuständige Mitarbeiterin, Beate Kalz, und Carsten Fischer von der Abteilung IT in der Apothekerkammer Westfalen Lippe.
Einstieg für Arztpraxen am 1. September noch freiwillig
Beide erläuterten die stufenweise Einführung des E-Rezeptes in den Pilotregionen Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. Ab dem 1. September können 250 Arztpraxen in Westfalen-Lippe einsteigen – noch bevor die Ausgabe elektronischer Rezepte verpflichtend wird.
Eingeladen hatte Mathias Redders, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Maria-Hilf. Er sagt: „Es war eine ehrliche aber auch sehr konstruktive Sitzung und dies ist auch wichtig, denn der Weg kann noch steinig werden. Aber es führt an der Digitalisierung kein Weg vorbei.“
„Ohne breite Akzeptanz läuft hier gar nichts“
Im KISZ in Stadtlohn sollen weitere Informationsveranstaltungen zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen sowohl für die Angehörigen der Fachberufe wie auch für die Bevölkerung angeboten werden. „Ohne breite Akzeptanz läuft hier gar nichts, das hat die Vergangenheit gezeigt“, sagt Mathias Redders.
Der Stadtlohner war früher Vorsitzender der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Thematiken Gesundheitswesen und Vorsitzender des Beirats der Gematik.
Der QR-Code auf dem Papierrezept ist nur der erste Schritt zum echten digitalen Rezept. In weiteren Schritten, so erklärt der Apotheker Stefan Heetpaß, werde das digitale Rezept auch per Handy oder auf der elektronischen Gesundheitskarte ganz papierlos zu haben sein.

In einem zweiten Schritt wird es das E-Rezept auch ohne Papierausdruck direkt aufs Smartphone geben. © picture alliance/dpa
Auch wenn die Einführung mit viel Aufwand verbunden sei, ergäben sich am Ende für alle Beteiligten Vorteile, sagt Stefan Heetpaß. Apotheken bliebe die Zettelwirtschaft bei der Abrechnung der Rezepte erspart. Und Patienten könnten auf digitalem Wege von ihrem Arzt Rezepte erhalten, ohne jedes Mal die Praxis aufsuchen zu müssen. Das könne ein großer Vorteil sein, wenn es sich um Fachärzte handele, die nicht am Wohnort des Patienten praktizieren.
Aber ist noch Zukunftsmusik. Überhaupt gibt es in Sachen E-Rezept auch nach dem 1. September noch ein paar Ausnahmen. Das digitale Rezept für Privatversicherte wird wohl noch etwas länger auf sich warten lassen, sagt Stefan Heetpaß. Und auch für Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, gibt es weiterhin das alte Papierrezept. Ebenso gelten für Hilfsmittel wie zum Beispiel Blutzuckertests oder Bandagen noch besondere Übergangsfristen.