„Ich bin Vater, Ehemann, Münsterländer, Handwerker, Musiker.“ So beschreibt sich der Stadtlohner Tobias Harmeling selbst. Als ob das alles nicht genug wäre – jetzt malt er auch noch. Und schon bald werden seine Bilder erstmals ausgestellt.
Der 46-Jährige bannt Menschen auf die Leinwand: Familie, Freunde oder jeden anderen, der es möchte. Aber er bestimmt die künstlerischen Spielregeln. Ob das Porträt realistisch wird, sich im Kubismus auflöst oder expressionistisch Grenzen sprengt, bleibt seine Entscheidung.

Eigentlich hat Tobias Harmeling ja auch ohne die Malerei schon genug um die Ohren. Er führt den über 100 Jahre alten Familienbetrieb Elektro Harmeling, er ist verheiratet, hat drei Söhne, 13, 11 und 7 jahre alt, und er ist vielen Stadtlohnern als Bassgitarrist und Sänger der Band „Bullte aus Bo“ bekannt.
„Ich bin seit jeher an jeder Form von Kunst interessiert“, sagt Tobias Harmeling. Schon in der Schule kursierten seine Comiczeichnungen. In witzigen Strichzeichnungen hielt er für seine Freunde selbst erlebte Geschichten fest.

Über ein Künstlerlaufbahn dachte er damals aber nur sehr kurz nach. Genauso über das Studium der Physik. Stattdessen studierte er BWL, um nach dem Abschluss noch einmal neu anzufangen: Elektrolehre, Meisterbrief, Übernahme der elterlichen Firma.
Da blieb nur noch für ein Hobby Zeit. Und das war die Musik. Dann kam Corona. Die Proben fielen aus, Konzerte wurden abgesagt. Tobias Harmeling griff zum Pinsel.

Er probiert sich in Öl aus. Aber dann entscheidet er sich für Acrylfarben. „Das ist schneller, direkter. Das mag ich“, sagt der Stadtlohner. Und er malte sich in einen wahren Rausch. Über 50 Bilder hat er seither gemalt, zumeist Porträts: von seiner Frau, von seinen Kindern, von Freunden oder Prominenten.
Oft sind Fotografien seine Vorlage. Aber jedes Mal lässt er sich neu inspirieren. Mal steht die realistische Detailtreue im Vordergrund, mal der Rausch der Farben, mal die Auflösung nahezu aller Formen. Tobias Harmeling ist davon überzeugt: „Porträts zeigen den echten Menschen. Kein Foto kann Einblick in ihn geben, wie es die Malerei vermag.“

Seine liebsten Vorbilder findet er in der klassischen Moderne, im Kubismus, im Expressionismus und in der Neuen Sachlichkeit. Besonders schätzt er Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner, von denen er sich gerne inspirieren lässt.
Die Freude an der bildnerischen Gestaltung liegen offenbar auch in der Familie: Seine Schwester Katja wie auch seine Frau Jane sind beide studierte Diplom-Restauratorinnen.

Corona ist vorbei, die Freude an der Malerei ist geblieben. „Das ist heute neben der Musik mein großes Hobby“, sagt Tobias Harmeling. Musizieren, das tun auch seine drei Jungs. Die Leidenschaft für die Malerei teilt er vor allem mit seinem jüngsten Sohn Gustav (7).
Noch malen die beiden an Staffeleien im Wohnzimmer. „Aber ich richte mir jetzt ein Atelier ein“, sagt Tobias Harmeling. Die Malleidenschaft ist offenbar kein Strohfeuer. „Weil Kreativität einfach Freude macht“, sagt der Künstler. Auch die Freude und die Anerkennung der Porträtierten beflügeln ihn.
Ausstellung in Planung
Eine weitere Motivation hat Tobias Harmeling jetzt im Kalender stehen. Im September werden seine Bilder erstmals überhaupt öffentlich ausgestellt. Das Kultur- und Integrationszentrum Stadtlohn (KIZS) plant eine Werkschau an der Eschstraße 23. Die genauen Daten stehen noch nicht fest.
Bei der Arbeit an der Staffelei kann man Tobias Harmeling heute schon über die Schulter schauen. Auf Instagram (www.instagram.com/tobpaintings) zeigt er nicht nur viele seiner Bilder, sondern auch deren Entstehungsgeschichte.
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