Jürgen Weddewer ärgert sich über die Spritpreise in Stadtlohn, die zu oft über den Preisen in den Nachbarstädten liegen.

Jürgen Weddewer ärgert sich über die Spritpreise in Stadtlohn, die zu oft über den Preisen in den Nachbarstädten liegen. © Stefan Grothues

Stadtlohner tanken teurer: Bürgermeister schreibt Brief an Mineralölfirmen

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Stadtlohn ist das neue Vreden. Jedenfalls bei den Spritpreisen. Hier müssen die Autofahrer tiefer in die Tasche greifen. Der Bürgermeister schreibt Briefe an die Mineralölgesellschaften.

Stadtlohn

, 11.08.2022, 16:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Jürgen Weddewer lässt die Finger am Abzug der Tankpistole. Bloß nicht zu viel tanken. Obwohl er eine längere Fahrt vor sich hat, macht er den Tank nicht voll. Aus gutem Grund: „Ich kann ja überall anders billiger tanken als hier in Stadtlohn“, sagt er und lacht.

„Überall ist das Tanken günstiger als in Stadtlohn“

Fröhlich ist er, weil er zum Wandern ins Sauerland fährt. Kurzurlaub mit Freunden. Die Benzinpreise findet er gar nicht lustig. Die Preise sind überall hoch. Und in Stadtlohn sind sie noch höher. „Das ist schon ein echtes Ärgernis. In Ahaus, Gescher und jetzt sogar in Vreden – überall ist das Tanken günstiger. Aber man kann ja nicht immer nach auswärts fahren, um zu tanken.“

Diesel kostet an diesem Donnerstagmorgen an der Westfalen-Tankstelle in Stadtlohn 1,90 Euro. An der Westfalen-Tankstelle in Südlohn sind es nur 1,85 Euro. Beim Benzin sind die Preisunterschiede noch viel größer. Sie liegen bei 10 bis 15 Cent.

Die Avia-Tankstellen an der Grabenstraße in Stadtlohn

Die Avia-Tankstelle an der Grabenstraße in Stadtlohn © Stefan Grothues

Wie kommt es zu den Preisunterschieden selbst bei den Tankstellen einer Marke? Eine Antwort gibt Kamil Glabica vom Presseteam der Westfalen AG: „Die Kraftstoffpreise unterliegen starken Schwankungen im Tagesverlauf. Die Preisfestlegung an unseren Tankstellen orientiert sich dabei im Wesentlichen am jeweiligen lokal individuellen Marktgeschehen und hängt selbstverständlich ab von Einkaufspreisen, Transportkosten und so weiter.“

Freie Tankstelle sieht keine Spielräume

„Marktgeschehen“ ist für den Tankkunden Jürgen Weddewer das richtige Stichwort: „Bis vor kurzem waren die Preise ja in Vreden immer am höchsten. Dort sind die Preise aber insgesamt gesunken, nachdem die K+K-Tankstelle als preiswerter Anbieter hinzugekommen ist.“

Auch in Stadtlohn gibt es eine Freie Tankstelle, die SB-Tankstelle Bialdyga. Für Betreiber Günter Vogtt ist die Preisgestaltung der Konzerne auch ein Rätsel. „Wir Freien sind ja Einzelkämpfer. Trotzdem sind mir bei der Preisgestaltung die Hände gebunden – wegen der Einkaufspreise. Für weniger Geld kann ich Benzin nicht verkaufen.“

Die Team-Tankstelle an der Dinkellandstraße in Stadtlohn

Die Team-Tankstelle an der Dinkellandstraße in Stadtlohn © Stefan Grothues

Jürgen Weddewer ist nicht der einzige Stadtlohner Tankkunde, der sich über die Preise an den vier Stadtlohner Tankstellen ärgert. Autofahrer Frank Roleff hat vor wenigen Tagen seinen Ärger auf Facebook Luft gemacht. „Als Berufspendler habe ich die Preise ja immer im Blick“, sagt er.

Nachdem er jüngst in Borken Super E10 tankte, fiel ihm auf dem Nachhauseweg auf, das der Preis in Stadtlohn 21 Cent über dem Preis in Borken lag. „Es wäre ja nicht nachhaltig, nur wegen niedriger Preise zum Tanken extra in eine Nachbarstadt zu fahren“, sagt Frank Roleff.

Bürgermeister erhält Antworten von Mineralölgesellschaften

Seine Preis-Beobachtung veröffentlichte er in einem Facebookpost. Der erwies sich als Stich ins Wespennest. Zahlreiche Kommentare bestätigten die Eindrücke, nicht nur gefühlt, sondern mit konkreten Zahlen und Online-Preisvergleichen. Und ein Kommentator wandte sich mit der Frage, wie das denn sein könne, direkt an Bürgermeister Berthold Dittmann.

Der Bürgermeister teilt die Beobachtung der Kunden an den Zapfsäulen. „Die auffällig hohen Spritpreise hier vor Ort belasten die Menschen unnötig höher als andernorts“, so Berthold Dittmann. Er nahm die vielen Klagen zum Anlass, sich an die überregionalen Mineralölgesellschaften zu wenden.

Die Freie Tankstelle Bialdyga an der Eschstraße in Stadtlohn

Die Freie Tankstelle Bialdyga an der Eschstraße in Stadtlohn © Stefan Grothues

Inzwischen hat er Antworten bekommen. „Westfalen und Avia haben schnell reagiert, das war schon mal positiv“, erklärte Berthold Dittmann am Donnerstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Was ihn noch mehr freute: „Die Westfalen AG schreibt, dass ein zu großes Preisgefälle nicht in ihrem Sinne sei und dass man die Preisgestaltung überprüfen und bei Bedarf anpassen werde.“

Auch Avia habe versprochen, noch einmal genauer auf die Preisgestaltung in Stadtlohn zu schauen. Der Vertriebsleiter sei darüber im Gespräch mit der Geschäftsführung. Was aus den Ankündigungen wird, sei natürlich offen, räumt der Bürgermeister ein. Avia habe aber auch darauf hingewiesen und mit Beispielzahlen unterfüttert, dass hin und wieder das Benzin auch in Stadtlohn günstiger sei als anderswo.

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Die Kunden an den Zapfsäulen müssen vorerst noch eigene Strategien entwickeln. Nicht morgens, sondern abends tanken, rät zum Beispiel der ADAC mit Blick auf die dann günstigeren Notierungen. Günter Vogtt von der Freien Tankstelle in Stadtlohn ist skeptisch: „Ja, in der Vergangenheit waren die Preise abends oft niedriger. Aber das ist längst nicht mehr immer so. Ich erkenne oft keine Logik mehr in der Preisgestaltung, auf die wir immer reagieren müssen.“