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Stadtlohner Röstmanufaktur: Kaffeeliebhaber erfüllt sich einen Traum
Kaffeerösterei
Ein langgehegter Traum geht in Erfüllung. Bald weht der Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen durch die Eschstraße. Es war ein weiter Weg für Ralf Strotmannn zur Stadtlohner Röstmanufaktur.
Das geht wohl nur mit echter Leidenschaft. Seit über sechs Jahren sucht Ralf Strotmann in Stadtlohn und Umgebung nach dem richtigen Raum für seinen Traum von einer eigenen Kaffeerösterei. Dutzende Gebäude hat er sich angeschaut, acht hat er für gut befunden, darunter war vor Jahren auch der alte Stadtlohner Bahnhof.
Aber jedes Mal zerbrach der Traum: Weil die Raumhöhe nicht den behördlichen Normen entsprach. Weil Fluchtwege oder Brandschutz nicht machbar waren. Oder weil die Mietforderungen zu hoch waren. Jetzt aber wird es was. Mit Hilfe des Stadtlohner Citymanagers Giampietro Salerno hat Ralf Strotmann in der Eschstraße das passende Ladenlokal gefunden: 70 Quadratmeter groß, 3 Meter hoch. Macht über 200 Kubikmeter Raum, die Ralf Strotmann bald mit edelsten Röstaromen füllen will.

Kaffee-Experte Ralf Strotmann (l.) und Citymanager Giampietro Salerno freuen sich auf die baldige Eröffnung der Stadtlohner Kaffeemanufaktur. © Stefan Grothues
Die Leidenschaft des 51-Jährigen für den Kaffeegenuss reicht weit in die Kindheit zurück: Als die Alternative noch der Muckefuck war. Als der Opa seinen Kaffee mit rohem Ei verfeinerte. Als der Kaffee noch in der guten Porzellankanne auf den Tisch kam, wenn Onkels und Tanten sich am Sonntagnachmittag im Hause Strotmann einfanden.
„Meine Eltern waren Kaffeeliebhaber. Wir hatten drei oder vier Sorten zuhause, auch Mokka. Ich habe schon als Kind die verschiedenen Aromen erschnuppert“, sagt Ralf Strotmann. Und auf Klassenfahrten schüttelten seine Klassenkameraden den Kopf, als Ralf wieder mal sein ganzes Taschengeld in irgendeiner Rösterei in Kiel, Lübeck, Bamberg oder Augsburg für ein Pfund Kaffee ausgegeben hatte.
Als Student mit der Kaffeeröstpfanne experimentiert
Als junger Student der Sozialwissenschaften und Theologie erwarb Ralf Strotmann eine alte Röstpfanne, wie er sie schon als Kind bei seiner Großtante gesehen hatte. „Auf einem Grill habe ich meinen ersten Kaffee geröstet“, sagt Ralf Strotmann und lacht, wenn er an das Ergebnis denkt. „Das war nichts. Da sind die meisten Bohnen als Futter im Hühnerstall gelandet.“
Doch Ralf Strotmann verfeinerte seine Kenntnisse. Sammelte chromblitzende Oldtimer-Kaffeemaschinen, freundete sich mit dem aus Spanien stammenden Barista und Kaffeeröster Karim Eloy Lamarti an. „Ein echter Experte“, sagt Ralf Strotmann und freut sich, dass Karim Eloy Lamarti in der Stadtlohner Rösterei regelmäßig rösten und Kaffeeseminare für Liebhaber des schwarzen Goldes abhalten wird.

Es gibt noch jede Menge zu tun, bis die Kaffeedüfte durch die Eschstraße wehen. © Stefan Grothues
„Stadtlohner Röstmanufaktur“, diesen Namen hat sich Ralf Strotmann für seine Rösterei in der Eschstraße 19 ausgesucht. Möglichst noch vor Weihnachten sollen die ersten grünen Bohnen geröstet werden, gut 20 Minuten bei 180 bis 200 Grad und nicht nur wenige Minuten bei über 600 Grad wie in Großröstereien. „Das macht einen Riesenunterschied. Bei dem schonenden Verfahren mit niedrigeren Temperaturen entwickeln sich viele Aromen besser“, sagt Ralf Strotmann. Auf die Röstmaschine freut er sich schon: „Sie sieht ein wenig so aus wie die Dampflok Emma von Lukas.“
Die grünen Bohnen bezieht Ralf Strotmann aus kleinbäuerlichen Produktionen in Uganda, aus Costa Rica, Äthiopien und dem brasilianischen Hochland. „Hohe Qualität, Ökologie und faire Produktion müssen Hand in Hand gehen“, betont Strotmann. Die Kaffeebauern in Uganda hat er über berufliche Kontakte kennengelernt, die anderen kennt Karim Eloy Lamarti. Seine Anstellung bei Haus Hall will Strotmann auch nicht aufgeben. Seine Kaffeemanufaktur soll vorerst nur mittwochs bis samstags geöffnet werden.
Spanisches Mandelgebäck und Muffins
Citymanager Giampietro Salerno freut sich. Auf den Kaffee, auf das spanische Mandelgebäck, auf die Brownies und Muffins, die in der Röstmanufaktur frisch gebacken und im Stehcafé neben den Kaffeespezialiäten angeboten werden. Vor allem aber freut sich Salerno für die Eschstraße.
„Mit Unterstützung des Förderprogramms des Landes konnte hier wieder ein Leerstand gefüllt werden. Und das mit einem Angebot, das als echtes Alleinstellungsmerkmal auch Menschen aus den Nachbarstädten nach Stadtlohn lockt. Das ist eine Mega-Aufwertung für das ganze Eschquartier.“ Das Landesförderprogramm zur Belebung der Innenstädte übernimmt für zwei Jahre bis zu 80 Prozent der Mietkosten. Citymanager Salerno verspricht: „In der Eschstraße wird sich bald noch mehr tun.“