Stadtlohner Kneipengeschichte Werner Ellers weckt mit seinem Buchprojekt viele Erinnerungen

Kneipengeschichte: Werner Ellers weckt mit Buchprojekt viele Erinnerungen
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Der ausgestopfte Fuchs an der Wand ist noch da. Und auch die drei possierlichen Eichhörnchen in der Upkamer, die von schweren Eichenbalken gerahmt wird. Bier aber wird hier schon seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr ausgeschenkt. Wo früher die Gaststätte Kresken war, dreht sich heute alles um das Thema Computer.

„Das hier war früher meine Stammkneipe“, erzählt Werner Ellers. Sie wurde geschlossen wie so viele andere Gaststätten in Stadtlohn. „Das ist vorbei“, sagt der 72-jährige Stadtlohner und zuckt mit den Achseln.

Wehmut will er sich verkneifen. Aber vergessen werden soll die goldene Zeit der Kneipenkultur in Stadtlohn nicht. Darum hat Werner Ellers sie in einem digitalen Fotobuch festgehalten. Das ist jetzt kostenlos zu haben.

Joachim Wilde zeigt die Eichhörnchen der alten Upkamer.
Joachim Wilde führt jetzt in der ehemaligen Gaststätte Kresken einen Computershop. Teile des Kneipeninventars wie die drei Eichhörnchen hat er in sein Geschäft integriert. © Stefan Grothues

Es begann mit einer Stadtlohner Kneipenliste, die im Internet kursierte. „Das hat mich neugierig gemacht“, sagt Werner Ellers. Er dachte an die Zeit zurück, als er bei Kresken an der Eschstraße ein- und ausging.

„Da traf man immer jemanden, mit dem man beim Bier ein gescheites Pröatken führen konnte“, erzählt Werner Ellers. Und sonntags war er ein gefragter Mann, weil er bei der Zeitung arbeitete. „Da hab ich nach dem Sonntagsdienst die Korrekturseite mit den aktuellen Fußballergebnissen mitgebracht. Da warteten ja alle schon drauf.“ Es war eben die Zeit vor den Online-Nachrichten.

Ehrgeiz entfacht

Die Kneipenliste entfachte Ellers‘ Ehrgeiz. Es müsste doch möglich sein, zu jeder Gaststätte mindestens ein altes Foto zu finden. Werner Ellers setzte dabei auf die Unterstützung der Stadtlohner und rief eine Facebookgruppe „Kneipengeschichte Stadtlohn“ ins Leben. Sie zählt mittlerweile fast 700 Mitglieder.

„Ich war überrascht, wie groß die Unterstützung war“, sagt Werner Ellers. Die Reaktionen zeigten, dass er nicht der einzige war, der viele schöne Erinnerungen mit der guten alten Kneipenzeit verband. Über 100 Gaststätten, Cafés, Bars, Restaurants und Diskotheken standen am Ende auf der Liste. Und zu fast allen konnten Werner Ellers und seine Unterstützer am Ende auch ein Foto auftreiben.

„Annelieses Schnitzel“

Wie groß die Verbundenheit vieler Stadtlohner mit ihren Kneipenerinnerungen ist, das spürt auch Joachim Wilde, der den Computershop an der Eschstraße führt. 25 Jahre nach der Schließung der Gaststätte Kresken kommen immer wieder mal Stadtlohner in seinen Laden, die gar keine digitalen Anliegen haben.

Joachim Wilde erzählt: „Die kommen hier herein und sagen: ,Ich möchte nichts kaufen, ich möchte nur mal gucken, wie es in meiner ehemaligen Kneipe aussieht.‘“ Und denen kann Wilde noch einiges zeigen, weil er sehr behutsam renoviert hat. Selbst das Schild „Mittwoch Ruhetag“ hängt noch an den alten Holzbalken.

Dann sprudeln die Erinnerungen. Und auch Joachim Wilde selbst denkt an seine Jugend zurück: „Hier waren wir Karneval immer Schnitzel essen. Da vorne haben wir immer gesessen.“ Werner Ellers lacht und sagt: „Jaja, Annelieses Schnitzel waren berühmt.“

Altes Ruhetagsschild in der Upkamer der ehemaligen Gaststätte Kresken
Früher war nur mittwochs Ruhetag. Seit einem Vierteljahrhundert ist die Kneipe Kresken an der Eschstraße geschlossen. Teile der Einrichtung sind immer noch dort. © Stefan Grothues

Ob Blauer Täuber, Pütt oder Gietmann, die meisten der klassischen Stadtlohner Kneipen gibt es nicht mehr. Werner Ellers hat ihnen aber auf 100 Buchseiten ein kleines Denkmal gesetzt. Er betont: „Meinerseits gibt es mit diesem Projekt keinerlei finanzielle Interessen. Mir hat das viel Spaß gemacht, an verregneten Tagen oder spät abends daran zu basteln.“

Das digitale Buch ist ab sofort kostenlos zu haben unter dem aktualisierten Link https://kneipengeschichtestadtlohn.chayns.site.

Hochaufgelöste Fotos gibt es unter dem Link https://drive.google.com/drive/folders/11XGXNicsvh6nS8Oh0fhafZRJgUTnGjbX?usp=sharing. Diese Daten können zum Beispiel auch zur Erstellung eines Fotobuches genutzt werden, sagt Werner Ellers.

Dieser Artikel erschien zuerst am 7. Dezember 2023.

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