Das Bild ist einheitlich: In vielen Märkten in Stadtlohn sind die Regale weiß und leer. Mehl, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel sind seit Tagen schwer zu kriegen.

© Christin Lesker

Stadtbummel trotz Corona: Ungewissheit liegt in der Luft

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Das Wetter ist schön und es sind überraschend viele Menschen in der Stadtlohner Innenstadt unterwegs. Trotz scheinbarer Normalität herrscht wegen des Virus eine verunsicherte Stimmung.

Stadtlohn

, 16.03.2020, 18:39 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist einiges los in der Stadtlohner Innenstadt. Das Wetter ist sonnig, manche essen Eis oder fahren Fahrrad. Eigentlich ist alles normal. Und trotzdem ist es anders. Es liegt eine seltsame, eine fremde Atmosphäre in der Luft. Das ist natürlich nicht das Coronavirus selbst, es ist die Angst davor, die Ungewissheit über das, was kommt. Damit gehen die Leute unterschiedlich um. Wir haben uns bei einem Stadtbummel in Stadtlohn umgehört.

Leere Regale im Drogeriemarkt

„Katastrophe“, meint Silke Rathmer und schüttelt ungläubig den Kopf, während sie vor einem der leeren Regale im Drogeriemarkt dm in Stadtlohn steht. Sie arbeitet dort schon 20 Jahre als Verkäuferin, „aber so etwas habe ich in der Zeit noch nie erlebt.“ In den Regalen fehlen die Dinge, die auch in allen anderen Läden ausverkauft sind: Mehl, Desinfektionsmittel und natürlich Toilettenpapier.

Vor Ladenöffnung um 9 Uhr stehen manchmal schon 30 Leute vor der Tür und warten – und die beiden Kassen sind dauerhaft besetzt, erzählt Silke Rathmer. Sie und ihr Team hatten in den letzten Tagen einen Haufen Arbeit. „Wir bräuchten eigentlich mehr Personal“, findet die Verkäuferin. Und weiter als für den kommenden Tag kann im Moment schwer geplant werden. Ware kommt nur spärlich nach. „Aber wir freuen uns über jedes Kartönchen“, erzählt Silke Rathmer und schmunzelt.

Leergefegte Läden

In anderen Läden hingegen ist Flaute. Klamotten, Parfüm und Lottoscheine. Wo es nichts „Lebenswichtiges“ zu kaufen gibt, bleiben auch die Kunden aus. Auf dem Tresen im Bekleidungsgeschäft Trend Box in Stadtlohn steht ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel. Hinter der Kasse steht Manuela Schedler und zeichnet T-Shirts aus. Viel mehr ist nicht zu tun. „Es ist nichts los, das verstehe ich auch“, sagt sie. Wo sonst mehrere Frauen arbeiten, ist sie jetzt alleine.

In der Hand hält sie eine lange Liste mit Anweisungen und Informationen. Die kam am Morgen vom Geschäftsführer, erklärt sie. Durch den Austausch und die Sicherheitsvorkehrungen fühlt Manuela Schedler sich von ihrem Arbeitgeber gut betreut. Aber auch sie meint: „Trotzdem weiß ich nicht, ob wir morgen noch aufmachen“.

Auch eine Straße weiter bei Tabakwaren Busche ist nichts los. „Es ist erschreckend ruhig“, findet Rita Busche. Seit 33 Jahren führt sie den Laden und auch sie meint: „Das hat es noch nicht gegeben.“ Um sich selbst mache sie sich keine Sorgen, aber in den letzten Tagen steht vor allem die Frage im Raum: Wer kommt für all das auf, was die Händler an Einbußen haben werden?

Lesestoff gegen Langeweile

Darüber denkt auch Christel Hinnemann, Inhaberin der Bücherzeit nach. „Bis jetzt ist es recht positiv.“ Eine mögliche Quarantäne übersteht sich eben besser mit gutem Lesestoff. So ist auch die 13-jährige Samar mit ihrem kleinen Bruder gekommen, um Bücher für die schulfreie Zeit zu besorgen. „Ich wäre aber viel lieber weiterhin in der Schule“, erzählt sie.

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Trotz der jetzt höheren Umsätze ist unsicher, ob auch in Deutschland die Geschäfte irgendwann geschlossen werden. „Das wäre schlecht“, meint Christel Hinnemann. Denn der Einzelhandel vor Ort hat es in Zeiten von Online-Handel ohnehin nicht einfach. „Natürlich könnte man dann zum Beispiel einen Kredit aufnehmen, aber was nützt der mir, wenn ich hoch verschuldet aus dieser Krise herausgehe?“ So bleibt auch in der Bücherzeit die Ungewissheit über die Zukunft.

Keiner weiß, was morgen ist, was mit seinem Geschäft passiert und mit den eventuell fehlenden Einnahmen. Das ist zu spüren. „Aber es ist eben für alle neu“, meint Rita Busche. Eine ältere Dame, die ihren Rollator in der Nachmittagssonne über den Kirchplatz schiebt, meint: „Ich hoffe einfach, dass die Menschen jetzt verstehen: Es gibt nicht nur mich und der Rest ist egal. Man kann in dieser Zeit nicht alles alleine haben: Denn wir sind alle betroffen.“