Ein Champion und seine stolze Besitzerin: Dobermann Franyo hat dem Lebensweg von Sonja Lanfer eine neue Richtung gegeben.

© Stefan Grothues

Sonja Lanfer (32): Stadtlohnerin verlor mit elf ihr Herz an den Dobermann

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Sonja Lanfer und ihr Dobermann Franyo sind in Stadtlohn und in der Toskana zuhause. Der Champion auf vier Pfoten hat dem Leben der 32-jährigen Stadtlohnerin eine neue Richtung gegeben.

Stadtlohn

, 03.01.2022, 10:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Freiherr hat Temperament. Und er ist stark. Sonja Lanfer hat Mühe, das ungestüme Muskelpaket zu halten. Aber sie ist die Chefin. Ein Wort, ein Fingerzeig und der Freiherr nimmt Platz. Schließlich ist Franyo Freiherr von Hohenzollern ein gut erzogener Dobermann.

Vom Berkelstrand ans Mittelmeer

„Franyo hat mein Leben ganz schön verändert“, sagt die 32-jährige Stadtlohnerin und lacht. Schließlich spielte er eine große Rolle in ihrer Liebesgeschichte. Und die führte die 32-jährige Stadtlohnerin vom Berkelstrand ans Mittelmeer. Seit drei Jahren ist sie nicht mehr nur in Stadtlohn zuhause, sondern auch in Vada an der Küste der Toskana.

45 Autominuten vom Schiefen Turm in Pisa entfernt lebt sie mit ihrem Freund Giovanni Creatini zusammen. Ihn hätte sie ohne Franyo wohl nie kennengelernt. Giovanni Creatini ist Dobermann-Züchter.

Ausflug nach Pisa: Bis zum Schiefen Turm hat es Sonja Lanfer nicht weit.

Ausflug nach Pisa: Bis zum Schiefen Turm hat es Sonja Lanfer nicht weit. © privat

Sonja Lanfers Liebe zum Dobermann ist aber viel älter. Als Elfjährige begleitete sie ihre Mutter regelmäßig zum Hundeplatz. Ihre Familie besaß einen Golden Retriever und einen Sheltie. „Auf dem Hundeplatz aber habe ich zum ersten Mal einen Dobermann gesehen. Da war es um mich geschehen.“

„Eine Erscheinung von einem Hund“

Der Dobermann, den Sonja Lanfer als Kind sah, hatte noch kupierte spitze Ohren. Damit wirkte er eher scharf als kuschelig. Manch einer wechselt da lieber aus Respekt die Straßenseite.

Was hat die Elfjährige dennoch fasziniert? Sonja Lanfer sucht nach den richtigen Worten. „Das war einfach eine Erscheinung von einem Hund“, sagt sie und strahlt ihren Begleiter an: „So wie Franyo“.

Der Dobermann-Verein formuliert es so: „Die Dobermannzucht erstrebt einen mittelgroßen, kräftigen und muskulös gebauten Hund, der trotz aller Substanz in der Linienführung des Körpers Eleganz und Adel erkennen lässt.“

Das Wesen des Dobermanns soll nach dem Willen der Züchter freundlich friedlich, in der Familie sehr anhänglich sein. Aber: Mut, Härte und eine mittlere Schärfe sind ebenfalls erwünschte Charaktereigenschaften.

Mit 17 den ersten eigenen Dobermann bekommen

Dass das Kupieren inzwischen verboten ist, findet Sonja Lanfer richtig. „Es nimmt die Welpen ja doch ganz schön mit.“ Sie findet, dass ihr Franyo auch mit Schlappohren eine gute Figur macht.

Sonja Lanfer mit ihren Hunden am Strand von Vada, neben Stadtlohn ihre zweite Heimat.

Sonja Lanfer mit ihren Hunden am Strand von Vada, neben Stadtlohn ihre zweite Heimat. © privat

Mit 17 bekam Sonja Lanfer ihren ersten eigenen Dobermann. Vor acht Jahren kam Franyo als Welpe und Zweithund hinzu.

Mit beiden Hunden absolvierte sie die Schutzhundeausbildung: Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst. Sie selbst erlernte zunächst den Beruf der Bürokauffrau. Direkt im Abschluss absolvierte die Stadtlohnerin die Ausbildung zur Landwirtin. „Weil ich immer schon sehr tierlieb und naturverbunden war“, sagt Sonja Lanfer.

Franyo ist nationaler und internationaler Champion

Und reisefreudig. Mit Franyo besucht sie Dobermann-Ausstellungen, in ganz Deutschland, in den Niederlanden, Belgien, Polen, Slowakei und Ungarn zum Beispiel.

Nicht aus Ehrgeiz, wie sie sagt, sondern aus Spaß. „Es macht einfach Freude, viele Menschen mit der Leidenschaft für den Dobermann kennenzulernen.“ Nebenbei sammelt Franyo Titel: vom Baby-Sieger in Niedersachsen 2014 bis hin zu den Titeln Deutscher Champion, Polnischer Champion und Internationaler Champion.

Wenn der Fotograf ein Leckerli hat ...

Wenn der Fotograf ein Leckerli hat ... © Stefan Grothues

Auf einer der Schauen lernte Sonja Lanfer Giovanni Creatini, den Dobermannzüchter aus der Toskana, kennen. Jetzt hat Sonja Lanfer zwei Wohnsitze. Und Franyo natürlich auch.

„Er freut sich wie ein Schneekönig, wenn wir in die Toskana fahren. Da genießt er den Sonnenschein in Giovannis Olivenhain.“ Und natürlich auch die Ausflüge zum nahegelegenen Mittelmeerstrand.

Ihre Wohnung in Stadtlohn hat Sonja Lanfer behalten. „Ich wohne hier einige Monate im Jahr, weil ich ja meine Familie und meine Freunde in Stadtlohn auch sehen möchte.“

Arbeitsplatz im Internet gibt Freiheit zum Reisen

Und wie lässt sich der deutsch-italienische Wohnungsspagat mit der Arbeit vereinbaren? Mit Selbstvertrauen und Findigkeit. „Ich habe mich gefragt: Was kann ich? Und wie kann ich flexibel sein?“, sagt Sonja Lanfer. Sie kündigte ihre Festanstellung in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Rhede und verlegte ihren Arbeitsplatz kurzerhand ins Internet.

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Mit ihrer breit angelegten beruflichen Bildung und ihren Erfahrungen im Hunde- und Pferdesport bot sie Firmen und Privatleuten eine virtuelle Assistenz an: von der Unterstützung bei Bewerbungen, über Datenpflege, Kundenkontakte, Präsentationen bis hin zu Recherchen.

Zu ihren Kunden gehörte auch ein niederländisches Unternehmen, für das sie heute als festangestellte Mitarbeiterin online Kunden betreut. Ob sie das im Münsterland oder in der Toskana tut, spielt keine Rolle.

So schön sind die Sonnenuntergänge an der Berkel nicht: Sonja Lanfer am Strand von Vada.

So schön sind die Sonnenuntergänge an der Berkel nicht: Sonja Lanfer am Strand von Vada. © privat

Genug geredet. Franyo zieht noch mal kurz an der Leine. Sonja Lanfer lacht ihn an. „Wir hätten es nicht besser treffen können“, sagt sie. Ihr bleibt Zeit für das große Hobby, den Dobermann. Und für die Dobermann-Zucht.

Franyo ist ein begehrter Rüde und hat schon etliche Nachkommen. Für 2022 gibt es schon neue Pläne. Franyo ist ja nicht mehr der Jüngste. In diesem Jahr startet er erstmals in der Veteranenklasse.