
© Stefan Grothues
So geht es dem Stadtlohner Prinzenpaar in einer verkorksten Session
Karneval
Franz Schlüter und Birgit Robers haben sich so sehr auf die Tollen Tage gefreut. Nun fällt ausgerechnet in ihrer Prinzenregentschaft alles flach. Ein Hofbericht über Tränchen und Zuversicht.
Die Sonne strahlt. Aber die Prinzessin schaut mit ein wenig Wehmut in den blauen Februarhimmel. „Der Sturm auf das Rathaus hätte morgen so schön werden können ...“, sagt Birgit Robers. An diesem Mittwoch ist sie mit ihrem grauen Kapuzenpulli gar nicht prinzessinnenhaft gekleidet. Auch Franz Schlüter trägt zivil. Prinz Franz III. und Prinzessin Birgit II. sind Regenten ohne Königreich. Die Prinzenrobe und das Prinzessinnenkleid bleiben im Schrank.
„Ein paar Tränchen verdrückt“
Das Coronavirus hat die Session der Karnevalsgesellschaft „Üm Bütt un Pütt“ fast komplett vermasselt. Am 11.11. waren die beiden noch zuversichtlich. Mit einer Open-Air-Party unter strengen Pandemieauflagen wurden sie als Stadtlohns neues Prinzenpaar proklamiert. „Da haben wir noch gedacht, die Session könnte mit kleinen Einschränkungen durchlaufen.“
Dann aber schlug Corona mit der Omikron-Variante zu. Die Infektionszahlen explodierten. Am 2. Dezember zog der KG-Vorstand die Notbremse und beschloss: Es gibt 2022 keine Büttabende, keinen Kinderumzug und auch keinen Rosenmontagsumzug. „Da habe ich schon ein paar Tränchen verdrückt“, sagt Birgit Robers.

Die Proklamation am 11.11. bleibt der einzige große Auftritt für das Prinzenpaar Franz III. (Schlüter) und Birgit II. (Robers) in dieser Session. © Markus Gehring
Das gesteht auch Franz Schlüter gerne ein. „Mir hat das Herz schon ein wenig geblutet.“ Und jetzt, wo der Wetterbericht nach vielen grauen Regentagen Sonnenschein für den Rosenmontag prognostiziert, gibt es noch einmal einen kleinen Stich. „10 Grad und Sonne – das sind doch ideale Bedingungen!“, sagt Franz Schlüter.
Und nun gerät das Prinzenpaar ins Schwärmen: von der fröhlichen Menschenmenge, die die Straßen säumt, von den bunten Kostümen und prachtvollen Wagen. Und wie es wohl ist, auf dem hohen Prinzenwagen die De-Un-Da-Rufe zu hören und Blumen und Kamelle ins Narrenvolk zu werfen.
„Absage war die richtige Entscheidung“
Beide sind sich einig: Das wäre definitiv der Höhepunkt ihrer Regentschaft gewesen. Aber auch auf die Besuche bei den Wagenbaugruppen und den Abteilungen der KG, im Altenheim, im Krankenhaus und in den Kindergärten hatte sich das Prinzenpaar schon gefreut.

Der Regen konnte 2020 den Rosenmontagsumzug in Stadtlohn nicht stoppen. Das aber gelingt dem Coronavirus in diesem Jahr wie auch schon 2021. © Markus Gehring
So weh es auch tut, Birgit Robers und Franz Schlüter sind sich einig: Die Absage der KG war eine richtige Entscheidung, auch wenn jetzt andernorts in sogenannten Brauchtumszonen gefeiert werden kann. „Es gab ja keine Planungssicherheit.“
Karneval bringt die Menschen nicht nur zum Feiern zusammen
Für den Prinzen ist Karneval viel mehr als nur zwei, drei Feiertermine: „Hinter dem Karneval stecken ja Monate voller Arbeit. Das macht nur Spaß, wenn man auch mit allen Stadtlohnerinnen und Stadtlohnern feiern kann“, sagt Franz Schlüter. „Das Engagement in der KG bringt ja viele Menschen zusammen, die ehrenamtlich ein großartiges Programm auf die Beine stellen: für die Büttabende, im Wagenbau, in den Tanzgruppen, beim Kostümnähen – all das stärkt ja den sozialen Zusammenhalt in Stadtlohn.“
KG-Präsident Hagen Ebert sieht das genauso: „Wir haben uns die Absage ja nicht leichtgemacht. Aber die Verordnungslage lässt ja vieles einfach nicht zu. Für meine erste Session als Präsident hätte ich mir auch etwas anderes erhofft und gewünscht.“ Wie das Prinzenpaar will Hagen Ebert den Karneval „mit viel Vorsicht und wenig Leuten“ im kleinen privaten Rahmen feiern.

KG-Präsident Hagen Ebert hätte sich für seine erste Session als Präsident einen anderen Verlauf gewünscht. Jetzt setzt er seine Hoffnungen auf die nächste Session. © KG Stadtlohn
Die beiden sind mit dem Stadtlohner Karneval aufgewachsen. Als Gastwirtssohn hat Franz Schlüter schon als Zehnjähriger die Bierflaschen für die Narrengesellschaft im Festsaal geöffnet. Für Birgit Robers war die Weiberfastnacht immer ein Höhepunkt. „Dann bin ich mit meinen Freundinnen, von denen einige schon Prinzessin waren, losgezogen.“
Dass sie selber noch mal Prinzessin werden würde, damit habe sie schon gar nicht mehr gerechnet, sagt die 54-Jährige. „Aber ein Jugendtraum war das schon“, sagt sie. „Ich war total perplex, als ich im Sommer gefragt wurde“, sagt auch Franz Schlüter. Umso größer war die Freude der beiden. Und der Schmerz über die ausgefallene Session wird gemildert: Prinz und Prinzessin bleiben auch noch in der nächsten Session in Amt und Würden, dann, da sind sie zuversichtlich, mit vollem Programm.
Cowboyhut statt Prinzenkappe
Und jetzt? Wird Bäcker Franz Schlüter am Rosenmontag in der Backstube stehen? „Mit Sicherheit nicht!“, sagt Birgit Robers, noch bevor Franz Schlüter antworten kann. Die Tollen Tage werde das Prinzenpaar nicht einfach so vorüberziehen lassen. „Wir werden in kleinem, privatem Rahmen mit unseren Familien und engsten Freunden feiern und schön Essen gehen“, sagt Franz Schlüter.
Und am Samstagabend ist vielleicht auch eine kleine Kneipentour drin – aber nicht als offizielles Prinzenpaar. Franz Schlüter wird als Cowboy unterwegs sein. Birgit Robers weiß es noch nicht ganz genau. „Vielleicht ziehe ich ein Prinzessinnenkleid an, aber nicht das offizielle. Und ein Krönchen habe ich auch noch.“ Franz Schlüter sagt lachend: „So ganz können wir es ja nicht lassen. Der Karneval liegt uns ja doch im Blut.“