
© Christin Lesker
Selbstverteidigungskurs für Mädchen: Schlagen, treten und ein gestärktes Selbstbewusstsein
Selbstverteidigung für Mädchen
Das Auftreten ist selbstbewusst, der Schlag sitzt und die Stimme ist laut und deutlich. Beim Selbstverteidigungskurs am GSG haben 14 Schülerinnen gelernt, sich gegen Angreifer zu behaupten.
Ein gezielter Tritt in die Weichteile, ein Griff, um sich aus dem Schwitzkasten zu befreien und klare Ansagen. „Täter wollen keine Opfer, die treten, beißen und kratzen“, macht Trainerin Martina Beier den Mädels klar. Sie und ihr Kollege Kai van Look zeigen 14 Mädchen vom Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Stadtlohn an diesem Samstagvormittag in einem Kurs, wie sie sich bei Übergriffen wehren können. Neben den gezielten Handgriffen komme es vor allem auf eins an, erfahren die Schülerinnen: Selbstbewusstsein.
Wichtige Handgriffe werden trainiert beim Selbstverteidigungskurs
Ein Besuch beim Kurs: Schon von draußen ist lautes Knallen zu hören. In der kleinen Sporthalle des Geschwister-Scholl-Gymnasiums tritt ein Mädchen nach dem anderen mit voller Wucht in ein Polsterkissen, das Kai van Look vor seinen Körper hält. Da sitzt richtig Schmackes hinter, dabei trainieren die Mädels erst seit zwei Stunden. An zwei Tagen sollen sie hier wichtige Handgriffe zur Selbstverteidigung lernen.
Auf einem Plakat an der Wand haben die Mädchen aus den Klassen 7 bis 9 zu Beginn gesammelt, was sie im Kurs besonders interessiert. Wie befreie ich mich aus dem Schwitzkasten oder wenn mich jemand umklammert? Oder was tue ich im Fall einer Vergewaltigung? Die Liste ist lang.
Mit einem Griff am Boden
Gerade hat Martina Beier der Gruppe gezeigt, wie sie ihren Gegenüber mit einem Handgriff zu Boden bringen. Während die Schülerinnen auf den blauen Matten üben, zeigt Martina Beier im Schnelldurchlauf einige Handgriffe. Würgen, Schwitzkasten, Umklammern. Für alles gibt es einen Ausweg. Man muss nur wissen, wie.
Deshalb sind einige Mädchen schon zum zweiten Mal hier. „Ich werde älter, gehe vielleicht mal feiern, da ist das sehr sinnvoll“, findet Jana. Sie ist 15 und möchte die Griffe vom Kurs vor einem Jahr noch einmal auffrischen. Sie wirkt sehr selbstbewusst und meint: „Ich glaube, viele ahnen nicht, dass man sich manchmal selbst zum Opfer macht.“
Denn: Ein Täter sucht sich Opfer, die ihm keinen Stress machen, die sich nicht wehren, nichts sagen. „Wie ein Raubtier wägt ein Täter ab. Wehrt sein Opfer sich, lohnt sich der Angriff nicht mehr“, erklärt Kai van Look in einer Sitzrunde, in der es um Täter- und Opfer-Profile geht.
Sieben Jahre Selbstverteidigung am GSG
Martina Beier selbst macht seit 1991 Jiu-Jitsu und gibt seit 1993 Kurse. Die Kurse des GSG in Kooperation mit dem Kreissportbund Borken werden finanziell von Sponsoren unterstützt. Caroline Bröckerhoff ist Sport-Lehrerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium und hat den Kurs vor sieben Jahren ins Leben gerufen.
„Es geht nicht nur um Verteidigung im Notfall, sondern auch um mehr Selbstbewusstsein im Alltag“, erklärt sie. Es seien kleine Stellschrauben, die gedreht werden und eine große Wirkung haben.
Der Kurs soll und wird den Schülerinnen viel bringen. Nicht, weil jeder Handgriff am Ende perfekt sitzt, sondern weil sich an der Haltung, am Selbstbewusstsein etwas geändert haben sollte. Kai van Look fasst zusammen: „Wenn ein Opfer bereit ist, sich zu wehren, spielt die Größe oder Stärke keine Rolle.“