
© Stefan Grothues
Schrebergärten nahe der Bahnallee werden vorerst doch nicht überbaut
Bahnallee
Die Schrebergärten südlich der Bahnallee in Stadtlohn dürfen nun doch bleiben. Die Stadtlohner Politiker wollen sich zunächst auf die Bebauung des ehemaligen Spahn-Geländes konzentrieren.
Reiche Ernte: Schrebergärtner Stefan Resing hat die Zwiebeln getrocknet, Rote Beete eingekocht und Zucchini süßsauer eingelegt. Das macht einen Hobbygärtner glücklich. Was ihn noch mehr freut: Die dunklen Wolken, die die Schrebergartenanlage am Imminghof bedrohten, haben sich verzogen.
Konsens in der Arbeitsgruppe Bahnallee
Stefan Resings kleines Schrebergartenparadies südlich der Bahnallee bleibt wohl unangetastet. Die Überlegungen, hier Wohnbaugrundstücke zu schaffen sind vom Tisch. Die Grünflächen südlich der Bahnallee – Schrebergärten, Wald, Bolzplatz und Streuobstwiese – sollen „vorerst kein Bestandteil der Planung sein“.
Das hat die Arbeitsgruppe Bahnallee, die am Dienstag zum ersten Mal getagt hat, empfohlen. Der Arbeitsgruppe gehören Politiker aller Ratsfraktionen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung an. „In dieser Frage bestand Konsens in der Arbeitsgruppe“, erklärte Bürgermeister Helmut Könning auf Nachfrage unserer Redaktion.
Zur Vorgeschichte: Das nahegelegene Areal der ehemaligen Firma Spahn wird überplant. Hier soll Wohnbebauung entstehen. Im Auftrag der Stadt hatten Planerinnen der landeseigenen Stadtplanungsgesellschaft NRW.Urban in einem Entwurf für einen „Rahmenplan Bahnallee“ auch das Umfeld in den Blick genommen. Sie schlugen auch für den Bereich der Schrebergartenanlage eine Wohnbebauung vor.

Eine der Varianten des städtebaulichen Rahmenplanentwurfs für neue Wohnquartiere an der Bahnallee. Alle Varianten sind jetzt verworfen worden. Der Bereich südlich der Bahnallee soll bei den künftigen Überlegungen komplett ausgeklammert werden. © NRW.Urban
Der Entwurf des Rahmenplans stieß bei Bekanntwerden Anfang Mai nicht nur bei den Schrebergärtnern auf wenig Gegenliebe. Er löste eine lebhafte öffentliche Debatte rund um die Planungen an der Bahnallee aus. Bürgermeister Helmut Könning gesteht heute offen: „Die Anwohner sind auf die Barrikaden gegangen. Mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet.“
Interessengemeinschaft „Immings Grün“
Rasch gründete sich eine Interessengemeinschaft „Immings Grün“, die drei zentrale Forderungen aufstellte:
- Erstens: Erhalt der Grünflächen südlich der Bahnallee
- Zweitens: Die Bahnallee soll nicht für den Autoverkehr gesperrt werden.
- Und drittens: ein maßvollere und weniger verdichtete Wohnbebauung des Spahn-Areals.
Die Arbeitsgruppe Bahnallee ist am Dienstag diesen Forderungen weit entgegen gekommen. Bürgermeister Könning: „Es bestand einhellig die Auffassung, dass wir uns zunächst auf eine Bebauung des ehemaligen Spahngeländes, das ja jetzt der Stadt gehört, fokussieren.“ Inwieweit andere vormals gewerbliche Flächen wie zum Beispiel das Lichtgitter-Areal in die Aufstellung des Bebauungsplans einbezogen werden, müsse in Absprache mit den Eigentümern geklärt werden, so Helmut Könning.

Dieses Luftbild aus dem Jahr 2018 zeigt links das alte Lichtgitter-Areal und rechts das brachliegende Spahn-Betriebsgelände. Die Lichtgitter-Hallen sind in diesem Jahr abgerissen worden. Der Abriss der Spahn-Hallen soll bald erfolgen. © Geodaten Kreis Borken
Die Erschließung der Wohnbebauung soll nun anders als im Entwurf des Rahmenplans vorgesehen doch über die Bahnallee erfolgen, die in beide Richtungen für den Autoverkehr offen bleiben soll – „eventuell als Fahrradstraße“, so der Bürgermeister.

Die Bahnallee soll auch künftig in beiden Fahrtrichtungen für Autos geöffnet bleiben. Das hat die Arbeitsrgruppe Bahnallee einstimmig empfohlen. © Markus Gehring
Und die Bebauung soll weniger dicht sein. Im Rahmenplanentwurf war von bis zu 350 Wohneinheiten die Rede. „Es werden deutlich weniger werden. Ich meine, dass Vier- bis Sechsfamilienhäuser ausreichen, größer sollten die einzelnen Häuser nicht sein“, erklärte Bürgermeister Helmut Könning nach der Arbeitsgruppensitzung. Auch kleinere Häuser mit eigenen Gärten sollten eingeplant werden.
Pläne werden bald öffentlich diskutiert
Wie geht es nun weiter? Die Planer werden sich nun mit den Erschließungsmöglichkeiten und den anderen neuen Vorgaben befassen. Die konkreten Ergebnisse berät dann die Arbeitsgruppe in ihrer zweiten Sitzung Ende September oder Anfang Oktober. Danach werden die neuen Überlegungen auch den Anwohnern vorgestellt und in einer öffentlichen Sitzung im Planungs- und Bauausschuss besprochen.
Der Bebauungsplan soll dann nach den Worten des Bürgermeisters im Jahr 2021 aufgestellt werden. Der Abriss der alten Industriehallen auf dem ehemaligen Spahn-Gelände soll schon bald in Angriff genommen werden. Könning: „Die Ausschreibungen sind raus. Die Auftragsvergabe soll noch in diesem Jahr erfolgen.“
Interessengemeinschaft will am Ball bleiben
Ludger Möllers, einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft „Immings Grün“ freut sich über den Erfolg des Bürgerprotestes. „Wir haben unser Ziel erreicht, dass mit den Grünflächen sensibler umgegangen wird.“ In einem Wahljahr sei es für die Bürger wohl einfacher, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Möllers: „Da ist die Politik ein wenig flexibler.“
Auflösen werde sich die Interessengemeinschaft aber nicht. Ludger Möllers: „Wir bleiben am Ball und werden genau darauf achten, wie sich die Planungen ökologisch optimieren lassen.“ Auch auf das Maß der Bebauung und die Erschließung will die Interessengemeinschaft ihr besonderes Augenmerk richten.
Wie lange dauert „vorerst“?
Auch Schrebergärtner Stefan Resing bleibt auf der Hut. Schließlich heiße es ja in der Empfehlung der Arbeitsgruppe, die Schrebergärten sollten „vorerst“ aus der Planung genommen werden. Nun fragt sich Stefan Resing, wie lange „vorerst“ wohl dauern wird. „Ich hab mich ja auf ein Leben als Rentner im Garten gefreut.“