Saisonstart im Eisenbahnmuseum Heinz Garwer (79) macht Bahnhofsgeschichte wieder lebendig

Saisonstart im Eisenbahnmuseum: Bahnhofsgeschichte wird wieder lebendig
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Hoch oben am First des alten Stadtlohner Bahnhofs dampft es gewaltig. Ein Arbeiter auf dem Gerüst richtet den heißen Hochdruckstrahl auf das über 120 Jahre alte Gemäuer. Unten blinzelt Heinz Garwer in die Maisonne. Er freut sich, dass das Denkmal bald wieder in neuem Glanz erstrahlt.

Und er freut sich, dass die Stadt in den nächsten Wochen auch die Fassade der angebauten Güterabfertigung reinigen wird. Hier ist seit fast 30 Jahren das WLE-Eisenbahnmuseum des Eisenbahnclubs untergebracht. Heinz Garwer ist die Seele des Museums. Am Sonntag (7. Mai) startet das Museum in die neue Saison.

Ein Mann reinigt mit einem Hochdruckreiniger die historische Bahnhofsfassade.
Das historische Bahnhofsgebäude wird zurzeit aufwendig saniert. © Stefan Grothues

Heinz Garwer freut sich auf junge und alte Eisenbahnfreunde, die in der alten Güterabfertigung Stadtlohns Eisenbahngeschichte kennenlernen können – von der historischen Fahrkarte bis hin zur riesigen Dampflok.

„Zwei Drittel der Besucher kommen ja von außerhalb“, sagt der 79-jährige Hobbyeisenbahner, während er am historischen Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters im Gästebuch blättert. Auf einen Eintrag aus dem Jahr 2001 ist er besonders stolz: VW-Vorstand Dr. Werner Schmidt bedankt sich für die Führung. „Der ist ja im Stadtlohner Bahnhof geboren, weil sein Vater hier Dienststellenleiter war und eine Dienstwohnung hatte.“

Heinz Garwer blättert am historischen Schreibtisch im Gästebuch des WLE-Eisenbahnmuseums.
Heinz Garwer blättert am historischen Schreibtisch im Gästebuch des WLE-Eisenbahnmuseums. © Stefan Grothues

Das ist eine von ungezählten Anekdoten, die Heinz Garwer den Besuchern erzählen kann, während die Kinder in die alte Draisine klettern, die Modelleisenbahn bestaunen oder die großen Stellwerkhebel bedienen.

„Für mich ist das immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn mit dem Saisonstart wieder viele Menschen ins Museum kommen, die sich für Stadtlohns Eisenbahngeschichte interessieren“, sagt Heinz Garwer. Das Museum ist von Mai bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.

Heinz Garwer betrachtet eine historische Ansicht des Stadtlohner Bahnhofs.
Alte Pläne und Fotos dokumentieren die Baugeschichte des Stadtlohner Bahnhofs. © Stefan Grothues

In diesem Jahr dokumentiert Heinz Garwer anlässlich der laufenden Sanierungsarbeiten auch die Baugeschichte des Bahnhofs mit Plänen, Briefen und alten Ansichten.

Ein Brief des Bahnhofswirts an die Direktion zeigt, warum der Bahnhof schon 1903 kurz nach seiner Fertigstellung erweitert werden musste: „Von Tag zu Tag der Einsicht nähergetreten, daß es eine furchtbare Aufgabe ist, die Wirtschaft mit zwei jungen Mädchen zu führen, hat mich bewogen, mich zu verloben.“ Mit der Heirat sei der Schwiegervater aber nur einverstanden, wenn es eine größere Wohnung gäbe, schrieb der Wirt. Sein Brief fand Gehör, der Bahnhof wurde erweitert.

Blick in den historischen Personenwagen
Der historische Personenwagen wird von vielen Brautpaaren für die standesamtliche Trauung genutzt. © Stefan Grothues

Der niedrige Eintrittspreis des Museums reicht bei Weitem nicht, um die laufenden Kosten des Museums zu decken. „Für die notwendigen Einnahmen sogt die Parkbahn im Losberpark“, sagt Heinz Garwer.

Das 30-jährige Bestehen der Bahn wird am Sonntag, 7. Mai, von 14 bis 18 Uhr im Losbergpark gefeiert. An dem Tag werden Fahrkarten für die Parkbahn zum halben Preis angeboten. Fragen zur Parkbahn und zum Eisenbahnclub, der rund 45 Mitglieder zählt, beantwortet der Klubvorsitzende Rembert Vehlken unter Tel. (0163) 9294633.

Reserviert für die Standesbeamtin: Schilder im historischen Personenwagen
Reserviert für die Standesbeamtin: Schilder im historischen Personenwagen © Stefan Grothues

Für Einnahmen sorgen auch die standesamtlichen Hochzeiten, die im historischen Personenwagen am Eisenbahnmuseum gefeiert werden können. Dafür reisen die Brautpaare von weither an: aus Duisburg, Köln und München beispielsweise. Allein für diesen Mai sind schon sieben Trauungen gebucht.

Auch für gemütliche Kaffeerunden zum Beispiel nach einer Pättkesfahrt kann der Wagen gemietet werden. Alle Fragen rund um das Eisenbahnmuseum und zu Gruppenführungen im Museum beantwortet Heinz Garwer gerne unter Tel. (0170) 5483557.

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