Das ist eine gute Nachricht für Stadtlohn: Eines der wenigen denkmalgeschützten Gebäude der Stadt wird aus einem langen Dornröschenschlaf geweckt. Der 120 Jahre alte Bahnhof wird gesichert und saniert. Wie er anschließend genutzt wird, ist aber noch unklar.
Hermann Josef Steverding ist die Freude anzusehen, als er vor dem eingerüsteten Bahnhof steht. Für den Stadtlohner Architekten ist der Denkmalschutz in seiner Heimatstadt ein Herzensanliegen. Er selbst bewohnt nur wenige hundert Meter entfernt das ebenfalls denkmalgeschützte „Haus Steverding“. Nun betreut er im Auftrag des Bahnhofseigentümers Heinrich Terfrüchte das aufwendige Sanierungsprojekt.

Der Bahnhof wurde am 1. Oktober 1902 feierlich eröffnet. 1988 fuhr der letzte Zug in Stadtlohn ab. In der alten Bahnhofsgaststätte wurde danach noch eine Pizzeria betrieben, von 2011 bis 2016 ein Blumenladen. Seither steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. Und der Zahn der Zeit nagte an dem Denkmal.
Das Dach ist undicht, im Keller stand lange Zeit Wasser, die Fugen sind mürbe, einzelne Ziegelsteine wackeln lose im Mauerwerk, durch die 120 Jahre alten Fenster pfeift der Wind. Eine große Aufgabe für den Architekten und die Handwerker, ein kostspieliges Vorhaben für den Eigentümer.
Im Denkmalförderprogramm des Landes NRW sind 90.000 Euro für die Außensanierung des alten Bahnhofs in Stadtlohn vorgesehen. „Die tatsächlichen Kosten werden sich aber mit Sicherheit auf mehr als 300.000 Euro belaufen“, sagt Hermann Josef Steverding.

Und diese stolze Summe ist notwendig, nur um die äußere Hülle instand zu setzen. Eine energetische Sanierung und der Innenausbau sind nicht in den veranschlagten Kosten enthalten. Dieser zweite große Sanierungsschritt soll erst dann getan werden, wenn die künftige Nutzung des historischen Gebäudes klar ist.
In den nächsten Tagen werden die Dachdecker mit den Arbeiten beginnen. „Das Gebälk ist in einem erstaunlich guten Zustand, da reichen kleinere Ausbesserungsarbeiten“, sagt Hermann Josef Steverding. Das Dach allerdings muss komplett neu eingedeckt werden.

Parallel zu den Dachdeckern beginnt eine Spezialfirma mit der Reinigung und Ausbesserung des Mauerwerks. Schadhafte rote und gelbe Klinker werden ausgetauscht. Dafür brennt das Klinkerwerk Iking eigens in einer kleinen Auflage neue Ziegelsteine nach historischem Vorbild.
Aufwendig restauriert wird ein Teil der 120 Jahre alten Fenster im Bereich des alten Haupteingangs. Das Eichenholz und die Drehgriffe aus Messing sind aus Sicht der Denkmalschützer zumindest in diesem Teilbereich erhaltenswert. Das gilt auch für die historische Einfachverglasung, die in Teilen noch original erhalten ist. Für den Wärmeschutz gibt es innen ein zusätzliches Zweitfenster.

Für die restlichen Gebäudeteile wird der Fensterbauer exakt nach dem Vorbild der Originalfenster neue Wärmeschutzfenster mit Doppelverglasung bauen. Restauriert wird auch die alte Eingangstür zur ehemaligen Schalterhalle.
Dort ist heute noch der alte Fahrkartenschalter hinter Glas zu sehen. Seit den 1970er-Jahren werden hier keine Fahrkarten mehr verkauft. „Die Schalterhalle soll möglichst originalgetreu erhalten bleiben. Ganz egal, wie das Gebäude später einmal genutzt wird, dieser Empfangsbereich hat auf jeden Fall Stil“, sagt Hermann Josef Steverding.,


Aber wie könnte das Gebäude genutzt werden? „Da ist vieles möglich“, sagt der Architekt. Selbst eine Hotelnutzung hält er für denkbar – „vielleicht mit einem funktionalen flachen Anbau als Bettentrakt.“ Auch eine Büronutzung kann sich Hermann Josef Steverding gut vorstellen.
Oder ganz andere Ideen. „Die Braut wird hübsch gemacht“, so beschreibt der Architekt die jetzige Sanierungsmaßnahme. Im Gebäudeinnern werden alle nachträglichen Einbauten entfernt, damit auf 300 Quadratmetern Nutzfläche viel Platz für neue Ideen entsteht. Hermann Josef Steverding ist gespannt darauf, welche potenziellen Mieter sich melden werden, wenn die Außenhülle des alten Bahnhofs im Frühjahr 2023 in neuem Glanz erstrahlt.

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