Ein Maisgebiss aus Stadtlohn hat den Sprung in das „Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“ geschafft. Der hochmoderne Mähvorsatz der Stadtlohner Traditionsfirma Maschinenfabrik Kemper ist jetzt in der aktuellen Ausstellung „Landwirtschaft und Ernährung“ des bedeutendsten deutschen Technikmuseums in München zu sehen. 2022 war für Kemper aber aus anderen Gründen ein Rekordjahr.
Das war schon eine besondere Anfrage“, sagt Georg Wigger, der Marketing- und Verkaufsleiter der Maschinenfabrik Kemper. Das Deutsche Museum hatte sich bei Kemper mit dem Wunsch gemeldet, einen Kemper-Mähvorsatz auszustellen. Das 1903 gegründete Museum ist mit rund 1,4 Millionen Besuchern im Jahr das meist besuchte Museum in Deutschland.

Kemper war nicht abgeneigt. Bei einem Abstimmungsgespräch in Stadtlohn konnten sich die Kemper-Vertreter aber nicht die Frage verkneifen, warum sich das Deutsche Museum gerade einen Mähvorsatz von Kemper ins Auge gefasst habe. Die Antwort der Ausstellungsmacher: „Wenn, dann wollen wir schon die modernste Landtechnik von den führenden Herstellern zeigen“.
Dieses „nette Kompliment“ sei von der Kemper-Geschäftsleitung gerne angenommen worden, sagt Georg Wigger. Die Entscheidung stand schnell fest: Kemper stellt dem Deutschen Museum einen neuen Mais-Erntevorsatz als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Die erste Anfrage aus München wurde bereits 2017 gestellt. Die Ausstellung Landwirtschaft sollte komplett neu erstellt werden und den Kontrast zwischen der einerseits idyllischen und andererseits hoch modernen Landwirtschaft aufzeigen. Der Umbau dauerte länger als gedacht. Eröffnet wurde die Ausstellung erst in diesem Jahr.
Allerdings brachte das Vorhaben einige Herausforderungen mit sich: Die Ausstellung befindet sich in dem historischen Gebäude in der vierten Etage. Daher musste zunächst die Statik geprüft werden. Aus Gewichtsgründen wurde ein achtreihiger Vorsatz 445 ausgewählt.
Außerdem führt zu der Ausstellung in der vierten Etage nur ein kleiner Lastenaufzug. Also zerlegten Kemper-Mitarbeiter der Vorsatz und bauten ihn im Museum wieder zusammen. Frank Völker, Werksbeauftragter der Firma Kemper, erklärte nach der offiziellen Eröffnung: „Ein Besuch im Deutschen Museum ist immer ein Erlebnis. Und ab jetzt gibt es noch einen guten Grund mehr, nach München zu reisen.“
„Sinnbild moderner Landwirtschaft“
Dr. Sabine Gerber-Hirt, die Kuratorin der Ausstellung in München, erklärt in einem Youtube-Video den Hintergrund der Ausstellung: „Es geht um den Strukturwandel in der Landwirtschaft, den wir ,Idyll und Wirklichkeit‘ genannt haben.“ Als Sinnbild für das Idyll steht in der Ausstellung eine Almhütte aus dem Jahr 1830.
Das Kemper-Maisgebiss, so Sabine Gerber-Hirt, sei das „Sinnbild einer industriellen Landwirtschaft“. Die Kuratorin warnt aber vor schnellen Urteilen über eine gute und eine verpönte Landwirtschaft. Ging es den Menschen und Tieren in der scheinbaren Idylle wirklich gut? Liefere nicht die moderne Landwirtschaft Lebensmittel, die so gut und so billig wie nie zuvor seien.
Sabine Gerber-Hirt: „Wir wollen zeigen, wie Lebensmittel früher und heute hergestellt wurden. Und wir wollen die Besucher zum Nachdenken über ihre eigenen Essgewohnheiten anregen.“
Kemper-Rekordjahr 2022
Die museale Ehre freut die 330 Kemper-Mitarbeiter und die Geschäftsleitung. Noch mehr Freude bereitet aber allen aber die aktuelle Auftragslage. „2022 war das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte“, sagt Georg Wigger. Nie zuvor hat das Stadtlohner Unternehmen mehr Mähvorsätze verkauft. Jeder zweite Mais-Mähvorsatz weltweit wurde in Stadtlohn produziert.
Der Anstieg der Soja- und Getreidepreise habe die Investitionsbereitschaft in der Landwirtschaft weltweit erhöht, sagt Georg Wigger. Dank kluger Einkaufspolitik der Kemper-Einkäufer sei das Unternehmen auch gut durch die Zeit der Lieferengpässe gekommen.

Geschäftsführer Benjamin Brill blickt optimistisch ins neue Jahr: „Das Jahr 2023 hält mit einer möglichen Gasmangellage, der hohen Inflation, fortdauernd angespannten Lieferketten und neuen und alten geopolitischen Risiken weiter signifikanten Unsicherheiten und Herausforderungen bereit. Bei langfristig guten Aussichten für die Landwirtschaft und aktuell stabilen Erzeugerpreisen, erwarten wir auch für 2023 eine gute Nachfrage.“
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