
Viele Bilder aus Stadlohn: Umgebaute Lkw bieten was das Herz begehrt
Lkw-Oldtimer in Stadtlohn
Campingurlaub mal anders: 20 Oldtimerliebhaber aus ganz Deutschland tourten in den letzten neun Tagen mit ihren liebevoll umgebauten Lkw von der Nahe, durch die Eifel bis ins Münsterland.
Er ist ein Koloss, 35 Jahre alt und war am Samstag ein begehrtes Fotomotiv: Der Scania T 143 von Gudrun und Horst Anhalt. Geht man an das Ende des großen, blau-weiß lackierten Lkw, wird man schnell in eine vergangene Zeit zurück geholt.
Schon an der Tür hängen viele kleine Plaketten von den vielen Reisen. Betritt man das alte Schätzchen, vergisst man schnell, dass man sich auf einem Lkw befindet. Die Wände sind mit dunklem Holz verkleidet, eine große Couch füllt den Raum und überall hängen Erinnerungen aus alten Zeiten.
Die ganze Familie fährt Lkw
Mitten im gemütlichen Ambiente: Gudrun und Horst Anhalt aus Bargen. Die beiden Rentner sind seit 57 Jahren verheiratet und gerne auf Achse. Sie führten eine eigene Spedition. Das Lenkrad liegt mittlerweile schon in den Händen der nächsten Generation. „Die ganze Familie fährt Lkw“, freut sich Horst Anhalt.

Burkhard und Brigitte Könning auf ihren MAN 13.168 HA. © Astrid Witte
Vor 30 Jahren erfüllten sie sich dann ihren Lebenstraum. Innerhalb von zwei Jahren bauten sie den Auflieger, der eigentlich mal hängende Textilien kutschierte, zu einem Wohnmobil aus. Schlafzimmer, Bad, Küche und Wohnzimmer - nichts fehlt. Seither nehmen sie regelmäßig an geführten Touren teil. Oft sind alle drei Generationen dabei.
Tour von Stadtlohnern organisiert
Mittlerweile hat der Truck dadurch 100.000 Kilometer auf dem Buckel. Rund 4.000 Kilometer legen sie im Jahr zurück. Es ging quer durch Deutschland, Skandinavien, Holland, England, Österreich, Schweiz und Frankreich. Jetzt ging es für sie von der Nahe und Mosel, durch die Eifel über Xanten ins Münsterland.

Das Schlafzimmer von Gudrun und Horst Anhalt - klein, aber gemütlich eingerichtet. © Astrid Witte
Organisiert wurde die Fahrt von Burkhard und Brigitte Könning aus Stadtlohn. Die Spediteure sind die Frischlinge in der Runde. „Man wird sofort aufgenommen“, freut sich Brigitte Könning. Erst 2017 hat sich Burkhard Könning seinen Kindheitstraum erfüllt. Er baute eine kleine Camper-Wohnung auf seinen MAN 13.168 HA. Auch bei ihnen lässt es sich leben.
Kleine Gruppen sind viel interner
Ein großes Bett, Toilette, eine Sitzmöglichkeit und eine kleine Küche mit fließend Wasser - alles schlicht und modern. Für die Tour organisierten sie Lebensmittel, Stellplätze, gemeinsame Abende und zahlreiche Besichtigungen von Museen und Firmen - unterstützt von Sponsoren.

Norddeutsche Gelassenheit und viele Erinnerungen aus alten Tagen. Gudrun und Horst Anhalt aus Schleswig-Holstein in ihrem geliebten Scania-Oldtimer. © Astrid Witte
„Während der Tour dreht sich alles um Lkw‘s“, erzählt Brigitte Könning. In diesem Jahr gab es aufgrund von Corona, anstatt der 40 Teilnehmer, nur 20 Oldtimerliebhaber. „Es ist viel schöner, die Gruppe ist viel interner“, sagt Brigitte Könning und schaut schon wieder auf ein Handy mit Oldtimerfotos. Für ein kleines Startgeld kamen sie für ihr außergewöhnliches Hobby von überall her - Oberhausen, Köln, Hattingen, Bargen, Bad Rotenfels und viele mehr.
Lkw-Oldtimer-Treffen
Oldtimer-Tour schweißt zusammen
Unter ihnen Spediteure, Zimmerleute, Schlachter und ein Chirurg. „Die Liebe zu den Oldtimern schweißt alle zusammen“, freut sich Gudrun Anhalt. „Zu Weihnachten schreiben wir viele Karten“, fügt sie hinzu. Das Familiäre zeigt sich auch bei den Touren. „Wir hatten zu Beginn eine Panne, aber alle haben sofort geholfen“, berichtet eine Teilnehmerin aus Köln.

Der Scania T 143, Baujahr 1986, von Gudrun und Horst Anhalt. © Astrid Witte
Am Samstag endete die Tour in Stadtlohn. Bei schönem Wetter und Kaffee und Kuchen kamen viele Interessierte, um die Oldies zu bestaunen und die alten Geschichten zu hören. Einige kamen mit ihren Oldtimer-Autos. „Es ist ein wahrer Traum“, ist von vielen Besuchern zu hören.
„Ich kenne jede Schraube“
Der älteste Truck war an diesem Tag ein Opel Blitz aus dem Jahr 1943. „Es ist ein restaurierter Traum. Ich kenne jede Schraube“, sagt der stolze Besitzer Dr. Peter Kraas aus Hattingen. Am Abend gab es für die Teilnehmer noch ein münsterländisches Abendessen mit Ausklang. „Die Gastfreundschaft im Münsterland ist sehr gut“, ist von vielen zu hören.
Am Sonntag ging es für die Reisenden nach Hause. Auch Gudrun und Horst Anhalt machen sich dann mit einem weinenden Auge auf den Rückweg nach Norddeutschland. Aber nur für kurze Zeit, denn Ende August geht es mit 80 LKWs schon wieder auf zur nächsten Tour. Denn eins haben sie alle: Diesel im Blut.