Neue Stolpersteine in Stadtlohn gelegt Erinnerungen an sechs Schicksale aus der NS-Zeit

Neue Stolpersteine gelegt: Erinnerung an sechs Schicksale aus der NS-Zeit
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Stolpersteine sollen im Alltag auffallen und an Schicksale erinnern, die viele Menschen vergessen haben. Konkret geht es dabei um vom NS-Regime verfolgte und ermordete Jüdinnen und Juden, die einst an der Stelle der Stolpersteine ihr Zuhause hatten, oder die man mit diesem Ort in Verbindung bringen kann. Auch in Stadtlohn gibt es solche Erinnerungen und am Montag (18. Dezember) sind nochmal sechs Steine dazugekommen.

Schülerinnen und Schüler der Herta-Lebenstein-Realschule singen im Hintergrund ein Lied über den Frieden, während Künstler Gunter Demnig aus Köln die ersten vier Stolpersteine an der Rezepterstraße 7 verlegt. Bis 1938 lebten dort Nathan Nisen Sturmlaufer und seine Familie.

Weil sein Geburtsort nach dem Ersten Weltkrieg an Polen fiel, sahen die Nationalsozialisten ihn als polnischen Juden an. Infolgedessen wurde er mit seiner Familie am 28. Oktober 1938 verhaftet und im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ nach Polen ausgewiesen. Trotz einiger Bemühungen schaffte es Nathan Sturmlaufer nie mehr, nach Stadtlohn zurückzukehren. Nathan Sturmlaufer starb im Januar 1988 in den USA.

Künster Gunter Demnig verlegt Stolpersteine
Schülerinnen und Schüler der Herta-Lebenstein-Realschule beobachten, wie Künstler Gunter Demnig aus Köln die Stolpersteine verlegt. © Jenny Kahlert

An diesem Montag bringen vier Stolpersteine die Erinnerung an die Familie zurück an die Rezepterstraße. „Die Steine sollen im Alltag ein Signal sein, dass nicht alles im Laufe der Zeit vergessen wurde, sondern es immer noch Orte gibt, an denen Erinnerungen festgehalten werden“, betont Berthold Dittmann, Bürgermeister von Stadtlohn.

Ein weiterer dieser Orte befindet sich nun auch an der Dufkampstraße 12. Der Stolperstein soll dort den damaligen Vikar Johannes Klumpe ehren. Er war von der Gestapo wegen einer Aussage verhaftet worden, die er am 6. Oktober 1941 während des Religionsunterrichts im Annastift gemacht hatte.

„Die Juden seien ebensogut wie wir Menschen, und darum habe ich auch eine Jüdin auf der Straße gegrüßt, warum müssen sie eigentlich den gelben Stern tragen? Ich wollte damit sagen, dass man Juden ihrer Religion wegen nicht verhöhnen und verspotten dürfe“, gab er nach dem Krieg zu Protokoll.

Diese Aussage brachte ihn erst in das Polizeigefängnis in Münster und am 25. Dezember 1941 in den Priesterblock des Konzentrationslagers in Dachau. Erst über drei Jahre später wurde Klumpe am 6. April 1945 aus der Haft entlassen und kehrte nach Stadtlohn zurück.

Gunter Demnig setzt den Stolperstein an der Dufkampstraße ein.
An der alten Vikarie der Dufkampstraße 12 erinnert nun ein Stolperstein an das Leben von Vikar Johannes Klumpe. © Jenny Kahlert

Der letzte neue Stolperstein wurde an der Hagenstraße 3 verlegt. Dieser erinnert an das Leben von Elisabeth Kaiser, die am 17. Juli 1912 in Stadtlohn geboren wurde. Mit 18 Jahren kommt sie als Hausgehilfin auf den Bauernhof Schlettert und lernt dort den polnischen Arbeiter Bulinski kennen und die beiden verlieben sich ineinander, was nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen streng verboten war.

Elisabeth Kaiser wird schwanger und bekommt ihren Sohn in der Frauenuniversitätsklinik Münster. Kurz nach der Geburt ihres Sohnes im März 1942 wird sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück transportiert und dort am 5. Januar 1944 ermordet.

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