Marie Theres Derksen und Gerd Große Fericks haben die Pläne für die naturnahe Berkelaue am Molkereiweg vorgestellt.

Marie Theres Derksen und Gerd Große Fericks haben die Pläne für die naturnahe Berkelaue am Molkereiweg vorgestellt. © Stefan Grothues

Molkereiweg in Stadtlohn: Schrebergärten müssen weichen, Bolzplatz bleibt

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Die Tage der Schrebergärten am Molkereiweg sind gezählt. Die Hecken werden im Herbst gerodet, die Lauben abgeräumt. Sie machen Platz für eine naturnahe Flussaue, die dem Hochwasserschutz dient.

Stadtlohn

, 08.09.2022, 17:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Absperrgitter, eine dicke Eisenkette, ein Vorhängeschloss. Hier ist kein Durchkommen. Der schmale Pfad, gesäumt von hoch wuchernden Hecken, führt in die Schrebergartenanlage am Molkereiweg. Hier hat schon lange kein Schrebergärtner mehr Hand angelegt.

Die Schrebergärten am Molkereiweg sind abgesperrt. Hecken und Hütten werden im Herbst beseitigt. Hier soll eine natürliche Berkelauenwiese entstehen.

Die Schrebergärten am Molkereiweg sind abgesperrt. Hecken und Hütten werden im Herbst beseitigt. Hier soll eine natürliche Berkelauenwiese entstehen. © Stefan Grothues

Da, wo früher Gemüse in akkuraten Reihen stand und Hühner gezüchtet wurden, wuchern Unkraut und wilder Wein. Gartenhütten und die Ställe fürs Federvieh zerfallen. Nur noch die leuchtend roten Äpfel am Baum erinnern an bessere Zeiten. Die Tage der Schrebergartenanlage sind gezählt.

Manchem Stadtlohner ist die Verwilderung und der Verfall schon negativ aufgefallen. Dahinter steckt aber keine Nachlässigkeit. „Im Oktober und November werden die Gärten bis auf einen abgeräumt“, sagt Marie Theres Derksen, Mitarbeiterin des Fachbereichs Umwelt, Planen und Bauen der Stadt Stadtlohn.

Nach der Kündigung der Pachtverträge wuchern die Pflanzen und verfallen die Lauben und Hühnerställe in den Schrebergärten am Molkereiweg.

Nach der Kündigung der Pachtverträge wuchern die Pflanzen und verfallen die Lauben und Hühnerställe in den Schrebergärten am Molkereiweg. © Stefan Grothues

Den sechs großen Gärten auf insgesamt rund 3400 Quadratmetern ereilt damit das gleiche Schicksal wie die Gärten zwischen Molkereiweg und Berkel, die bereits 2017 verschwanden. Die Flächen waren früher in Privatbesitz und an die Schrebergärtner verpachtet worden.

Die Stadt Stadtlohn hat die Fläche 2018 erworben. Seit damals wissen die Schrebergärtner, dass die Tage ihrer Gärten am Molkereiweg gezählt sind. Offiziell sind Pachtverträge in diesem Frühjahr ausgelaufen. Die Stadt hat für diese Flächen andere Pläne: Hochwasserschutz und ökologische Verbesserungen in der Berkelaue. Nur ein Garten in der Nähe der Kita Spielkiste bleibt.

Natürliche Flussaue dient gleichzeitig dem Hochwasserschutz

„Die Flussaue an der Berkel wird so umgestaltet, dass sie bei Hochwasser überflutet werden kann“, erklärt Gerd Große Frericks, Tiefbauexperte der Stadt Stadtlohn. Das Zurückhalten des Wassers dient dem Hochwasserschutz. Die Experten sprechen von „Retentionsräumen“. Gleichzeitig entstehen natürliche Auenbereiche, wie sie in früheren Zeiten vorhanden waren. Das schafft spezielle Lebensräume für Pflanzen und die Tiere.

Südlich des Molkereiwegs auf dem etwa 20 Meter breiten Streifen zwischen Weg und Berkel, werden dem Fluss noch mehr Freiheiten eingeräumt. Hier darf die Berkel das Ufer „anknabbern“ und sich selbst ihren Weg suchen. Erst in Wegnähe gibt es „schlafende Sicherungen“. Diese versteckten bauliche Sicherungen verhindern, dass die Berkel den Molkereiweg beschädigt.

Auenprojekt wird ab 2024 umgesetzt

Und auf der anderen Seite des Molkereiwegs verschwinden nun die Schrebergärten. Hier entsteht eine natürliche Auenwiese. „Die Eiche und die Obstbäume bleiben so weit es geht erhalten“, sagt Marie Theres Derksen. Der Zeitplan sieht für 2023 Erkundungsbohrungen vor, die sicherstellen sollen, dass im Erdreich keine Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern.

Ab Mitte 2024, wenn die große Baustelle am Mühlenwehr abgeschlossen ist, wird die naturnahe Aue und die Hochwasserlinie zur Bebauung hin fertiggestellt. Ob Deich oder Spundwände, dass werde noch mit den Anliegern erörtert, sagt Gerd Große Fericks.

Bolzplatz bleibt

Der Bolzplatz in der Berkelaue am Molkereiweg wird bleiben. „Er wird noch rege genutzt“, sagt Gerd Große Fericks. Daher denke die Stadt nicht über eine Beseitigung nach, zumal der Bolzplatz das Konzept der natürlichen Berkelaue rundherum nicht beeinträchtige.

Übrigens: Der Bagger in der Berkel, der zurzeit in Höhe des Molkereiwegs aktiv ist, hat mit dem Auenprojekt nichts zu tun, wohl aber mit dem Hochwasserschutz. Es handelt sich um Entsandungsarbeiten im Flussbett, die regelmäßig erfolgen, um die Abflussleistung wiederherzustellen.

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Und schafft die Stadt anderswo Ersatzflächen für Schrebergärtner? Das ist nicht geplant. Nach Auskunft von Christa Büter, die im Rathaus für Liegenschaften zuständig ist, gibt es in Stadtlohn „keine immens große Nachfrage“ nach Schrebergärten. Auch sei die Nachfragen in den letzten Jahren „nicht signifikant gestiegen“.