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Mit Video: Norbert Rickings Weg vom Priester zum SPD-Kandidaten
Landtagswahl
Norbert Ricking tritt als SPD-Landtagskandidat in Ahaus, Heek, Legden, Stadtlohn, Schöppingen und Vreden an. Bei einem Redaktionsbesuch sprach er über seinen Lebensweg. Wendepunkte spielen eine besondere Rolle.
Mit Wendepunkten kennt Norbert Ricking sich aus. Beinahe wäre er Dachdecker geworden. Doch dann wird er katholischer Priester.
Zehn Jahre später gründet er eine Familie, wird Lehrer (unter anderem auch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stadtlohn), Berufsberater und engagierter Kommunalpolitiker. Jetzt will der 56-Jährige in den Düsseldorfer Landtag einziehen. Für die SPD.
Medizinische Versorgung, Nahverkehr und bezahlbares Wohnen
Als Direktkandidat tritt Norbert Ricking am 15. Mai im Wahlkreis Borken II (Ahaus, Gronau, Heek, Legden, Schöppingen, Stadtlohn, Vreden) an. Als eines seiner wichtigsten politischen Ziele sieht er die Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. „Es darf keine weiteren Krankenhausschließungen geben“, sagt der Gronauer.

Die Kandidatin und die Kandidaten im Wahlkreis Borken II (v.l.): Norbert Ricking (SPD), Nils Feldhaus (Linke), Heike Wermer (CDU), Jens Steiner (Grüne) und Sergej Kernebeck (FDP) nach einer Podiumsdiskussion mit dem Moderatorenteam Inga Trautmann und Sebastian Kavermann. © Stefan Grothues
Bessere Bus- und Bahnverbindungen, Bildung, insbesondere eine qualitätsvolle Offene Ganztagsschule und bezahlbares Wohnen stehen ganz oben auf seiner Prioritätenliste. „Dafür muss die Landespolitik die Leitplanken schaffen.“
Wie? Durch die Gründung einer Landeswohnungsbaugenossenschaft. Und durch eine Entschlackung der Bauleitplanungen. Bauen müsse einfacher und schneller gehen.
Eine Leidenschaft für Baustellen
Baustellen sieht er nicht ohne Leidenschaft. „Ich wäre auch gerne Architekt geworden“, verrät er beim Redaktionsbesuch der Münsterland Zeitung. „Mein Vater war selbstständiger Dachdecker in Rheinberg. Mit ihm bin ich schon als Kind oft auf Baustellen gewesen.
Beim Praktikum als Jugendlicher stellt sich aber heraus: Norbert Ricking ist nicht schwindelfrei. Aus der Übernahme des väterlichen Betriebes wird nichts.
Norbert Ricking studiert katholische Theologie in Münster. Zuvor ist er schon viele Jahre in seiner Heimatgemeinde aktiv gewesen, in der Jugendarbeit und als Messdiener. Als Pfarrer kommt er schließlich in die Pfarrgemeinde St. Antonius in Gronau.
„Ich wollte kein Versteckspiel“
„Ich mochte den Beruf sehr. Die Menschen zu begleiten an den Wendepunkten ihres Lebens, bei der Taufe, Hochzeit oder bei Beerdigungen ist sehr erfüllend“, sagt Norbert Ricking.
Dann aber lernt er seine spätere Frau kennen und lieben. „Ich wollte kein Versteckspiel.“ Das Zölibat lässt ihm keine Wahl. Im Alter von 34 Jahren gibt er das Priesteramt auf, trotz der drohenden beruflichen Ungewissheit.
Doch dann fügt sich alles. Norbert Ricking wird Studien- und Berufsberater an den Gymnasien im Arbeitsamtsbezirk Ahaus. Dort hilft er jungen Menschen, an einem Wendepunkt in ihrem Leben Entscheidungen zu treffen.
„Das waren meistens aber nur einmalige Beratungen. Ich wollte die jungen Menschen aber lieber in ihrer Entwicklung begleiten.“ Jetzt ist der Vater von vier Kindern jeweils mit einer halben Stelle Politik- und Religionslehrer in Bardel und Berufsberater.
„Der Blick auf die Menschen ist entscheidend“
Und was hat ihn bewogen, in die Politik zu gehen? „Ich war immer schon politikinteressiert. Schon mein Vater war CDU-Fraktionsvorsitzender in Rheinberg“, erzählt Norbert Ricking. „Er hat gesagt: Du kannst dich nicht immer über Politik aufregen. Du musst selbst was machen – oder ruhig sein.“
Norbert Ricking will gestalten, zusammen mit anderen Menschen. Aber warum bei der SPD? Hätte bei seiner Familien- und Berufsgeschichte die CDU nicht nähergelegen? „Als Sohn einer Handwerkerfamilie kenne ich den Wert der körperlichen Arbeit. Ich habe mich schon in meinem Studium sehr für die Soziallehre und für die Befreiungstheologie interessiert. Und ich war ja KAB-Präses“, sagt Norbert Ricking.
Und die Katholische Arbeitnehmerbewegung sei ja programmatisch eher links orientiert. In Gronau bringt Norbert Rickert es bis zum SPD-Fraktionsvorsitzenden. Jetzt will er nach Düsseldorf. Sein politisches Credo: „Der Blick auf die Menschen ist entscheidend.“