
© Bastian Becker
Interessengemeinschaft fordert deutlich mehr Geld für Wirtschaftswege
Bürgerantrag
Eine Interessengemeinschaft will einen Bürgerantrag in den Rat einbringen, um die Unterhaltung der Wirtschaftswege zu verbessern. Hier sei seit Jahrzehnten nicht genug getan worden.
Klaus Pries findet deutliche Worte für den Zustand der Wirtschaftswege in Stadtlohns Außenbereich. „Seit 40 Jahren herrscht Stillstand, von einer ordnungsgemäßen Instandhaltung sind wir meilenweit entfernt“, stellt der Landwirt beim Gespräch auf seinem Hof im Schützenweg fest.
Dem kurzzeitigen Bürgermeisterkandidaten und sechs Mitstreitern war klar: Es muss sich etwas tun. Deswegen hat sich jetzt die „Interessengemeinschaft für ein starkes Wegenetz im Außenbereich“ formiert. Sie fordert in ihrem Bürgerantrag, der dem Bürgermeister vorliegt, einen „lösungsorientierten Diskurs und eine hohe Handlungsbereitschaft“. 50 Teilnehmer hätten bei einer Veranstaltung vor vier Wochen intensiv über das Thema diskutiert.
Städtische Investitionen für Wirtschaftswege zu gering
Eigentlich sei in der Flurbereinigung im Jahre 1962 beschlossen worden, dass die Anlieger die Wirtschaftswege vorrangig nutzen dürfen. Vor zwei Jahren wurde aber darüber diskutiert, einige Wege zur Fahrradstraße umzubauen. „Da wurde das eigentliche Verhältnis auf den Kopf gestellt“, meint Hermann Lensker, ein weiterer Unterzeichner des Antrags.
Die Interessengemeinschaft will nun einen ersten Vorschlag in den Rat einbringen, der als Diskussionsgrundlage dienen soll. „Wir im Außenbereich bringen einen hohen Ertrag für die Stadtkasse“, erklärt Klaus Pries und nennt als Zahl jährlich etwa 5 Millionen Euro. Dafür sei die Summe, die die Stadt in den Außenbereich investiere (jährlich laut Klaus Pries um die 150.000 Euro), deutlich zu gering.
700.000 Euro jährlich gefordert
Für die Unterhaltung der 220 Kilometer Wirtschaftswege in Stadtlohn soll die Stadt ab 2021 nach dem Antrag der Interessengemeinschaft jährlich 700.000 Euro bereitstellen. Dieser Wert solle in den kommenden Jahren gemäß der Inflationsrate angepasst werden.
„Wir wollen zeigen, dass Werte im Außenbereich geschaffen werden und wir kein Fass ohne Boden sind“, betont Hermann Lensker, der für die CDU im Stadtrat sitzt. Gerade in Corona-Zeiten diene der Außenbereich auch vermehrt als Naherholungsgebiet.
Verhaltensregeln für Wirtschaftswege sollen aufgehängt werden
Zudem müsse das Verhältnis zwischen Landwirten und der übrigen Bevölkerung wieder verbessert werden. „Es gibt Leute, die sich aufregen, wenn wir am Freitag oder Samstag noch Erdarbeiten durchführen“, stellt Klaus Pries fest. Das sei aber je nach Wetterlage im Außenbereich ganz normal.

Die Wirtschaftswege sind relativ schmal. Deshalb setzt sich die Interessensgemeinschaft für ein besseres Miteinander auf den Wegen ein. © Bastian Becker
Den Besuchern im Außenbereich sollen laut Antrag Verhaltensregeln für den Umgang auf Wirtschaftswegen mit auf den Weg gegeben werden. Diese könnten zum Beispiel in den Schutzhütten aufgehängt werden. „Die Bürger müssen sensibilisiert werden“, glaubt Klaus Pries.
Manche Fahrradfahrer würden an engen Stellen nicht ausweichen, sondern einfach die halbe Straße für sich beanspruchen, sodass die Fahrer von Landmaschinen nicht vorbeikommen. Dabei nennt er die Gäste aus dem nahen Nachbarland als Positivbeispiel: „Die Niederländer haben das Verständnis grundsätzlich im Kopf.“
Zudem soll Ersatzinfrastruktur für Wirtschaftswege geschaffen werden, die dem städtischen Wachstum zum Opfer gefallen sind. Als Beispiel nennen die Vertreter der Interessengemeinschaft den Hessenweg. Die neu entstandenen Wohngrundstücke hätten dafür gesorgt, dass Landmaschinen einen großen Umweg fahren müssen.
Anlieger im Außenbereich fordern mehr Mitsprache
Eine wichtige Forderung der Interessensgemeinschaft ist mehr Mitspracherecht. „Es darf nicht alles über unsere Köpfe hinweg entschieden werden“, erklärt Klaus Pries. Deswegen wünscht sich die Interessengemeinschaft, dass ein Vertreter aus jeder Bauerschaft mit der Stadt zusammenarbeite und seine Meinung dazu äußern kann, wofür die Mittel der Stadt genutzt werden. Das werde in Ahaus bereits erfolgreich praktiziert.
„Wir wollen gemeinsam ein Konzept für die nächsten Jahre, vielleicht sogar für die nächste Generation, erarbeiten“, nennt Klaus Pries als Fernziel.
Berichtet gerne von Menschen, die etwas zu erzählen haben und über Entwicklungen, über die viele Menschen sprechen.
