Hülsta will 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben
Interview mit Geschäftsführer Andreas Bremmer
Der Markenmöbelhersteller Hülsta hat schwere Zeiten hinter sich. Geschäftsführer Andreas Bremmer blickt nun optimistisch in die Zukunft – auch wegen des Verkaufs von Sofahersteller Rolf Benz.

Andreas Bremmer zeigt in der Hülsta-Ausstellung auf den „Bug“ einer Vitrine des vom Schiffsbau inspirierten Programms „Navis“. Um im Bild zu bleiben: Der Hülsta-Kapitän will das Unternehmensschiff bis 2020 wieder in sichere Gewässer steuern. © Stefan Grothues
Für Schlagzeilen hat Anfang März der Verkauf des Polstermöbelherstellers Rolf Benz nach China gesorgt. Es war nicht der erste Unternehmensverkauf der Stadtlohner Hüls-Gruppe. Was bedeutet das für die Kernmarke Hülsta? Darüber sprach Redakteur Stefan Grothues am Donnerstag mit Hülsta-Geschäftsführer Andreas Bremmer.
War der Verkauf von Rolf Benz durch die Hüls-Gruppe ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für die Menschen, die in den Hülsta-Werken in Stadtlohn und Ottenstein arbeiten?
Natürlich ist das ein gutes Zeichen! Hülsta fokussiert sich auf seine Kernkompetenz und das sind die Kastenmöbel. In diesen Bereich wollen wir weiter investieren.
Erst Parador und Ruf, dann Rolf Benz: Was sagen Sie denen, die sorgenvoll von einem Verkauf des Tafelsilbers sprechen?
Zu Fragen der Hüls-Gruppe möchte ich mich als Hülsta-Geschäftsführer nicht äußern. Soviel kann ich aber sagen: Dass Unternehmen gekauft und verkauft werden, das ist ein ganz normaler Prozess. Und dem Unternehmen Hülsta, das ja seit 2014 in einem Restrukturierungsprozess ist, hilft das.
In welche Bereiche investieren Sie denn konkret?
In die Produktion, in Maschinen und Technologie, und in die Digitalisierung. Damit haben wir längst angefangen. Und das ist auch unumgänglich, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit behalten wollen.
Wie steht Hülsta denn nach den drei Jahren der Restrukturierung heute wirtschaftlich da?
Wir schreiben zurzeit keine schwarzen Zahlen, sondern befinden uns aktuell noch im Restrukturierungsprozess mit Fokus auf Investitionen für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Es gibt aber einen klaren Fahrplan. Die Restrukturierungsphase dauert noch bis 2019 an. Ab 2020 werden wir wirtschaftlich wieder auf eigenen Füßen stehen und schwarze Zahlen schreiben.
Was speist ihren Optimismus?
Wir haben schon 2017 unseren Umsatz steigern können. Wir genießen das Vertrauen des Handels, der die Marke Hülsta unterstützt. Und vor allem: Wir haben gute Produkte, die die Menschen interessieren. Das ist ja das wichtigste Thema: Die Menschen mit neuen Ideen zu animieren, ihre Einrichtung zu verändern. Da haben wir bisher immer ein gutes Händchen gehabt.
Wie wollen Sie denn die Menschen animieren, neue Hülsta-Möbel zu kaufen?
Die langlebige Qualität der Marke Hülsta ist ja bekannt. Neulich bekamen wir einen Dankesbrief von einem Goldhochzeitspaar mit einem Foto ihres Hülsta-Schlafzimmers, das es vor 50 Jahren gekauft hat. Das sah immer noch tipptopp aus. Der Brief hat uns sehr gefreut. Aber Langlebigkeit ist aus Absatzsicht natürlich ein Problem. Herausragendes Design kann aber neue Anreize schaffen. Wir arbeiten jetzt mehr als früher mit externen Spitzen-Designern zusammen. Viele renommierte Designer stellen ihre neuen Ideen bei Hülsta vor, weil sie Interesse an der Marke haben. Wir entwickeln auch neue Produkte für junge Leute. Das Programm „Now for you“ ist ein Beispiel. Da gehen wir auch neue Wege im Mitnahmebereich und im Online-Möbel-Handel. Da gibt es schon sehr erfreuliche Ansätze.
Vor wenigen Wochen wurden die Reste des Stadtlohner Traditionsunternehmens Spahn versteigert. Für den Untergang der Stuhlfabrik wurden auch Niedriglöhne in Osteuropa verantwortlich gemacht. Drückt Hülsta das Problem des Lohngefälles auch?
Die Firma Spahn haben wir bis zum Schluss mit Aufträgen unterstützt. Natürlich gibt es den Lohndruck aus Osteuropa. Mit dem Lohngefüge dort können wir nicht mithalten. Wir müssen mit innovativen Produkten punkten, mit dem Vertrauen, für das unsere Marke steht. Dann ist der Verbraucher auch bereit, mehr auszugeben. Und das gilt nicht nur für den deutschen Markt.
Auf welchen Märkten liegen für Hülsta die Zukunftschancen?
Wir sind in den Benelux-Ländern sehr erfolgreich, auch in Osteuropa. Dort erholt sich gerade der Markt nach der Ukraine-Krise. Enormes Potenzial liegt in Asien, vor allem in China. Ich komme gerade aus China zurück und habe mir dort ein Bild von unseren Stores gemacht. In China bietet sich die Chance ganze Hochhäuser und Hotels zu möblieren. Wir haben ja schon im Schiffsbau bei der Aida-Flotte bewiesen, dass 1000 Kabinen für uns kein Problem sind.
In wenigen Wochen laden Sie Möbelhändler zu den Partnertagen nach Stadtlohn ein. Was wollen Sie ihnen zeigen?
Viele neue Multifunktionsmöbel, das Schlafzimmerprogramm Citada in eher gediegenem Design für den Mainstream. Die Händler kennen bislang nur Fotos, trotzdem wird es schon jetzt geordert. Da versprechen wir uns sehr viel von. Wir zeigen auch ganz neue, designorientierte Massivholzmöbel für den deutschen Markt und internationalen Markt mit dem Namen Persis. Die Materialität ist patentiert…
... kann man das schon sehen?
Das Geheimnis lüften wir erst im April. Die Ausstellung gleicht noch einer Großbaustelle: 1800 von 6000 Quadratmetern werden mit großem Aufwand umgebaut. Das soll auch ein Zeichen für Skeptiker sein.
2020 kann Hülsta auf 80 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblicken. Wo wird das Unternehmen dann stehen?
Wir werden eine höhere Exportquote haben. Wir werden zusätzliche Segmente besetzen, zum Beispiel Badezimmer- und Gartenmöbel. Social Media werden für uns eine größere Rolle spielen. Und wir werden auf gesunden Beinen stehen: Fit für die Zukunft.
Und was ist mit den Arbeitsplätzen in Stadtlohn und Ottenstein?
Wir beschäftigen heute 730 Mitarbeiter in den beiden Werken. Ob es 2020 mehr oder weniger sein werden, lässt sich heute schwer sagen. Das wird sich an die Höhe der Umsätze und der Absatzerfolge anpassen. Mehr wäre natürlich besser. Wir haben noch viel mit unserem Team vor und stellen die Zeichen auf Zukunft.