Die Zeit für Hülsta läuft ab. Dass die Tage des Traditionsmöbelherstellers gezählt sind, das schien schon früh nach Bekanntwerden des neuerlichen Insolvenzverfahrens Mitte April klar. Schon acht Tage darauf hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen von einer „drohenden Betriebseinstellung“ berichtet. Vorhandene Aufträge sollten noch erfüllt werden.
Mit der jüngsten Mitarbeiterversammlung am Dienstagmittag (28.5.) war klar: Die Hoffnungen auf einen Fortbestand haben sich endgültig zerschlagen. Die offizielle Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Juni ist gleichbedeutend mit dem Aus von Hülsta. Über acht Jahrzehnte bewegte Möbelgeschichte gehen damit zu Ende.
„Eine Fortführung des Betriebs ist aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive nicht möglich. Ich musste die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb auf einer Versammlung informieren, dass mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. Juni leider die Betriebseinstellung erfolgen wird“, teilte Dr. Christoph Morgen auf Nachfrage mit.
Insolvenzgeld bis einschließlich Mai
Die Indizien, die für das Ende des einstigen Möbelriesen sprachen, verdichteten sich in den vergangenen Wochen. So wurde bekannt, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Insolvenzgeld konkret für die Monate März, April und Mai 2024 durch die Agentur für Arbeit gewährt werde.
Ebenso wurde bekanntlich die Job-Börse von Stadt Stadtlohn, IG Metall, Betriebsräten und Agentur für Arbeit unterstützt, bei der insgesamt 580 betroffenen Hülsta- und SLC-Mitarbeiter bereits Kontakt zu möglichen neuen Arbeitgebern finden konnten. Wie man hörte, wurden vielfach schon vorher neue Partnerschaften geschlossen, andere Beschäftigte hatten sich dem Vernehmen nach selbst auf den Weg gemacht. Auch nach Beratung seitens der Agentur für Arbeit.
Die Gründe, die letztlich für diesen (endgültigen) Schritt angeführt wurden, blieben in den offiziellen Mitteilungen meist vage. Massive Umsatzrückgänge und externe Faktoren gefährdeten den wirtschaftlichen Fortbestand. Ebenso ein Schaden nach einem Unwetter im Dezember.
Die MWS Westfalen Werke NDS GmbH & Co. KG (vormals Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG) und deren Komplementärin MWS Werke Westfalen GmbH (vormals Hülsta Werke GmbH) aus Stadtlohn hatten entsprechend am 12. April vor dem Amtsgericht Münster einen Insolvenzantrag eingereicht.
Dies nach Umfirmierung und dem Einsetzen eines neuen Geschäftsführers, Dr. Stefan Hainke aus Hamburg. Die Marke Hülsta sei bereits an einen Dritten veräußert worden. Parallel übernahm Dr. Hainke weitere Gesellschaften der Hülsta Gruppe als Geschäftsführer – einschließlich des Gangs zum Amtsgericht.
„Sehr bedauerlich“ für die Mitarbeiter
Das Aus für den Möbelhersteller sei „sehr bedauerlich“, erklärte Dr. Christoph Morgen – Insbesondere, da die aktuell 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – an diesem traditionsreichen Standort für Möbelfertigung im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder ihren Beitrag im Rahmen verschiedener Sanierungsprojekte geleistet haben“.
Ein Blick in die Nachbarschaft: Noch bis Ende Juni sei die Zahlung der Löhne und Gehälter über eine durch den vorläufigen Insolvenzverwalter bereits eingeleitete Insolvenzgeldvorfinanzierung beim Logistiker SLC gesichert. Erste Hoffnungen auf eine positive Investorenlösung zerschlugen sich im Mitte Mai.
Während es für den SLC-Standort Mötzingen mehrere Interessenten gebe, bestehe ein ebensolches am Standort Stadtlohn nicht. Als Grund wurde die Abhängigkeit eben von Hülsta genannt. Ebenso ein Hinweis auf das, was am Dienstag nun unweigerlich bekanntgegeben wurde.
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