Zweiter Weihnachtstag. Auf der Harrierbrücke flanieren im Sonnenschein viele schaulustige Spaziergänger. Sie wollen sich selbst ein Bild von der Hochwasserlage an der Berkel machen. Bernd Mesken ist auch da. Der Fachbereichsleiter für Ordnung und Sicherheit ist an diesen Weihnachtstagen quasi im Dauerdienst. Gerade telefoniert er mit dem Bürgermeister. Der Kernsatz: „Jetzt ist alles tiefenentspannt hier.“
Das ist die gute Nachricht nach Tagen des Bangens. Dauerregen ließ den Pegel der Berkel unaufhörlich steigen. Für Ernst Kalmbach (86), Berkelanrainer am Erlenweg, waren das Tage großer Sorge. „Wir haben versucht, alles mit Sandsäcken abzusichern. Eine Pumpe lief auch schon“, berichtet er am Zweiten Weihnachtstag. „Aber wenn das Wasser noch auch acht oder zehn Zentimeter gestiegen wäre, dann wäre alles in meine Küche gelaufen.“

Am frühen Nachmittag des ersten Weihnachtstages, so sagt Ernst Kalmbach, sei die Lage besonders kritisch gewesen. Dann stagnierte der Hochwasserpegel. „Ich war sehr besorgt. Auch heute Nacht um drei bin ich noch mal aufgestanden, um nach dem Rechten zu sehen“, erzählt der 86-Jährige. Da ging das Hochwasser bereits wieder leicht zurück.
Das bestätigt auch Ordnungsamtsleiter Bernd Mesken am Dienstag. „Wir waren sehr in Sorge. Aber es ist alles gut gegangen. Ich habe gerade mit der Feuerwehr telefoniert. Es gab keine Hochwassereinsätze.“

Das kann möglicherweise auch als ein Erfolg der millionenschweren Investitionen für den Hochwasserschutz gewertet werden. Mesken: „Hydrologisch ist das natürlich im Detail schwer nachweisbar. Aber ich glaube schon, dass die neuen Retentionsflächen zur Entspannung beigetragen haben.“
Retentionsflächen sind Überflutungsräume, die im Hochwasserfall einen Teil des Wassers zurückhalten. Die neue Harrierbrücke spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Als massives Betonbauwerk drosselt sie im Hochwasserfall den Durchfluss und staut das Wasser vor dem Stadtgebiet auf.

Aber alle Schutzmaßnahmen bieten keine Sicherheit, wenn der Pegel immer weiter steigt. Letztlich hat die Regenpause die entscheidende Entspannung gebracht. Und die dauert auch nur ein paar Tage. Zum Wochenende wird neuer Regen erwartet. Die Zitterpartie könnte dann neu beginnen.
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