
© Christin Lesker
Hilgenbergkapelle in Stadtlohn: Totale Ruhe und mysteriöse Geschichten
Hilgenbergkapelle
Klein, familiär und sagenumwoben. Die Hilgenbergkapelle in Stadtlohn ist durch ihre mysteriöse Geschichte und die totale Ruhe im Inneren ein besonderer Ort für viele Stadtlohner.
Zwischen großen Buchen- und Kastanienbäumen steht am Rande von Stadtlohn die Hilgenbergkapelle. Eine kleine Kapelle, um die sich viele Mythen ranken. Ein ruhiger Ort zum Beten, zum Feiern und für einige Stadtlohner verbunden mit ganz persönlichen Geschichten.
Ein alter Eichenbalken der in der Nähe der Kapelle gefunden wurde, bestätigt ihre Ursprünge um 1525. Seither hat die Kapelle für viel Trubel gesorgt. Rita Voss, die Küsterin der Kapelle, erzählt gerne von alten Geschichten und ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit der Kapelle.
Wunder bis heute
„Es gab hier acht Wunderheilungen zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, erzählt sie. Und sie findet, das ist bis heute so geblieben. „Man kommt mit Sorgen beladen in die Kapelle rein, setzt sich, spürt die Ruhe, betet und geht verändert wieder hinaus“, meint Rita Voss. „Es geht einem besser. Ist das nicht auch ein Wunder?“
Die Wunderheilungen und das Madonnenbildnis in der Kapelle machten die Kapelle im 18. Jahrhundert berühmt. Stadtlohn wurde zum zweitwichtigsten Wallfahrtsort im Westmünsterland, viele Pilger kamen, und aus den umliegenden Städten gab es lange Prozessionen zur Hilgenbergkapelle.
Mysteriöse Madonna
Bis zu der Nacht vom 13. auf den 14. September 1886, als die Madonna aus der Kapelle gestohlen wurde. „Bis heute wurde sie nicht wiedergefunden“, erklärt Rita Voss. Und bis heute sei ein Mysterium, wer die Madonna gestohlen hat.
Vor einigen Jahren wurde mit einer Kunstaktion ein Versuch unternommen, die Madonna wieder zu finden. „Ein großer Vorhang aus Perlen mit dem Bild der Madonna stand vor der Kapelle“, erinnert sich Rita Voss. Darunter die Frage: „Wo bist du Maria?“ Aber auch das half nicht.

Rita Voss ist die Küsterin der Hilgenbergkapelle und kann Besuchern eine Menge über die Geschichte und die Mythen rund um die Kapelle erzählen. © Christin Lesker
„Manche meinen, die Industriellen der Textlindustrie haben damals jemanden beauftragt, die Madonna zu stehlen. Sie wollten wohl, dass die Stadtlohner mehr arbeiten und weniger beten“, erzählt Rita Voss und lacht. Andere wiederum glauben, es waren die Fahrgeschäftbetreiber der Stadtlohner Kirmes. Die Täter sind nach wie vor unbekannt, aber seit dem Diebstahl ist Stadtlohn kein Wallfahrtsort mehr. Ein besonderer Ort bleibt die Hilgenbergkapelle trotzdem.
Vom Himmel geschickt
So hat auch Rita Voss Dienst in der Kapelle ganz plötzlich begonnen. „Ich war nie viel in der Kapelle, aber im Mai 2010 hatte ich plötzlich das Gefühl, ich sollte zum Gottesdienst dorthin gehen“. An diesem Tag hatte Schwester Ortrud aus Stadtlohn einen schweren Autounfall. „Dich hat der Himmel geschickt“, sagte man dann zu Rita Voss, denn sie konnte spontan den Lektorendienst der Schwester in der Kapelle übernehmen.
Über die Genesung von Schwester Ortrud hinaus half Rita Voss weiter in der Kapelle und wurde bald Küsterin. Und sie ist es bis heute. Kommen Leute von außerhalb, erzählt sie gerne Geschichten von der Hilgenbergkapelle. Manche haben alte Anwohner ihr erzählt, andere lassen sich nachlesen. Und jede Geschichte und Erfahrung lässt vermuten, wie sehr die Küsterin ihrer Kapelle verbunden ist. Damit ist sie nicht die einzige.
Sitzt man in einer Bank der Kapelle, schaut man auf die Raesfelder Madonna, die 1954 den Platz der gestohlenen Madonna einnahm. Vor der Statue brennen viele Kerzen, durch die Fenster scheint die Sonne bunt in die Kapelle und es ist komplett ruhig.

In diesem Schaukasten spiegelt sich das bunte Fenster der Hilgenbergkapelle. © Christin Lesker
„Es ist dieses Gefühl, hier einfach zur Ruhe zu kommen“, meint Rita Voss und bringt damit wohl auf den Punkt, was die Hilgenbergkapelle für viele Stadtlohner so besonders macht. Und auch wenn wegen Corona aktuell keine Gottesdienste stattfinden, ist die Kapelle täglich von circa acht bis 18 Uhr für jeden geöffnet.