
© Stefan Grothues
Gesundes Fastfood: Junge Stadtlohner eröffnen ein Restaurant in Ahaus
Salat-Bowls
So viel steht fest: Es wird bunt. Es wird lecker. Und es wird gesund. Zwei junge Stadtlohner eröffnen ein Bowl-Restaurant. Allerdings nicht wie zunächst geplant in Stadtlohn, sondern in Ahaus.
„Wann, wenn nicht jetzt?“, sagt Milan Tendahl. Sein Freund und Kompagnon Jan Hintemann sagt: „Es ist ja ein Vorteil, dass wir so jung sind und noch keine Familie versorgen müssen.“ Die beiden 22-jährigen Stadtlohner wollen mehr als nur Theorie. Mehr als nur das Studium der Betriebswirtschaft und der Wirtschaftspsychologie.
Die beiden Stadtlohner machen den spannenden Praxistest. Da muss das Studium ein wenig zurückstehen. Als Jungunternehmer gründen sie ein Bowl-Restaurant in Ahaus: Im Mai 2022, vielleicht auch ein wenig früher, soll es ernst werden. Der Name ist Programm: „its.fresh“.

Bunt und gesund: die Bowl-Salate sollen für jeden Geschmack etwas bieten. © Markus Gehring
Frisch soll es also sein. Und schnell. Ein Fastfood-Restaurant. Vor allem aber auch gesund. „Wer wie wir sportlich aktiv ist, der weiß, wie wichtig eine gute Ernährung ist“, sagt Milan Tendahl, offensiver Linksaußen in der 1. Mannschaft des SuS Stadtlohn. „Wenn wir aber mal im Freundeskreis etwas bestellen wollen, dann dreht sich bislang immer alles um Döner, Pizza, Pommes“, sagt Jan Hintemann lachend. Er steht beim SuS im Tor.
„Das ist keine Spinnerei mehr“
„Es war schon immer unser Traum, uns selbstständig zu machen“, sagt Jan Hintemann. Träumer aber wollen die beiden nicht sein. „Ich weiß von meinem Vater, der selbstständig ist, dass das vor allem viel Arbeit und Verantwortung bedeutet, und zwar ‚selbst‘ und ‚ständig‘“, sagt Jan Hintemann. Milan Tendahl, gelernter Industriekaufmann, setzt auch lieber auf nüchterne Zahlen und Analysen als auf Träume.
Er sagt: „Wir haben uns seit Februar akribisch vorbereitet. Das ist keine Spinnerei mehr.“ Das sieht auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Borken so. „Wir wollten uns dort eigentlich nur beraten lassen“, sagt Milan Tendahl. Am Ende sprang aber eine finanzielle Starthilfe dabei heraus: Das Gründerstipendium NRW unterstützt die Stadtlohner Gründer mit einem monatlichen Stipendium in Höhe von 1000 Euro pro Kopf für ein Jahr.
Salat-Bowls mit Falafel und Quinoa
„Wir haben die Gastroszene in der Region sehr genau beobachtet. Es fehlt hier ein Angebot für gesundes Fastfood“, sagt Milan Tendahl. In diese Lücke wollen die beiden jungen Gründer mit ihren Salat-Bowls stoßen. Bowls sind ein Trend, der die Großstädte längst erreicht hat. Als Bowl bezeichnet man Gerichte, bei denen alle Zutaten in eine Schüssel (Bowl) kommen.
„Wir haben mit verschiedenen Lieferanten gesprochen und uns von Köchen beraten lassen. Und wir haben selbst ganz viel ausprobiert und getestet“, erzählt Jan Hintemann. Farbenfrohe Kompositionen aus verschiedensten Salaten, Gemüse, Nudeln, Reis sind so entstanden, verfeinert mit Granatapfel, Quinoa, Kichererbsen, Ziegenkäse, Linsen, Hummus oder Falafel. „Wir wollen ja eine gute Mischung aus Energielieferanten und Proteinen“, sagt Milan Tendahl. Und er betont: „Der Profi-Koch hat bei den Kreationen das letzte Wort.“ Vor Ort aber soll die Systemgastronomie auch ohne Koch funktionieren.
Vegetarische Varianten und Fleischgerichte
Jeder Gast soll aus einer großen Vielfalt ein Bowl nach seinem persönlichen Geschmack zusammenstellen können. Wer bei seiner Ernährung auf Fleisch und Fisch verzichten möchte, der wird an den Bowl-Rezepten viel Freude haben, da sind sich die beiden Restaurantgründer sicher. „Fleisch kann eine Zutat sein, muss es aber nicht“, sagt Jan Hintemann. Wichtig aber ist beiden die Qualität. Tendahl: „Unser Fleischlieferant garantiert Transparenz und Rückverfolgbarkeit per QR-Code bis auf den Hof.“
Als die Gründer Anfang 2021 begannen, ihre kulinarischen und geschäftlichen Ideen zu sortieren waren sie noch zu Dritt. Mit im Boot war noch der Freund und SuS-Teamkollege Jan-Luca Weiß. „Damals planten wir das Restaurant noch in Stadtlohn – schon aus Lokalpatriotismus“, sagt Milan Tendahl. „Citymanager Salerno hat sich sehr für uns ins Zeug gelegt. Wir hatten auch eine Lokalität ins Auge gefasst. Aber da hätten wir viel zu viel investieren müssen.“

Milan Tendahl (l.) und Jan Hintemann wagen mit Salaten den Schritt in die Selbstständigkeit. © Markus Gehring
Die Gründer verlegten dann ihre Standortsuche auf Ahaus. Für Jan-Luca Weiß war das der Zeitpunkt zum Absprung – „im Guten“ wie Milan Tendahl und Jan Hintemann betonen. „Jan-Luca will sich auf sein BWL-Masterstudium konzentrieren.“ Ahaus sei aber größer als Stadtlohn und biete der Idee noch mehr Chancen, sagen die verbliebenen Gründer.
Nur Nutzungsänderung fehlt noch
Gesucht haben die beiden eine Lokalität, die die Modernität und Atmosphäre miteinander verbindet. „Wir wollen ja keine Pommesbude aufmachen“, sagt Milan Tendahl. Fündig geworden sind sie in der Ahauser Innenstadt. Die Absprachen sind in trockenen Tüchern. Noch ist aber eine Nutzungsänderung erforderlich. Eine Formsache, aber erst danach wird das Geheimnis gelüftet, wo genau das „its.fresh“ in Ahaus eröffnet wird.
Und was sagen die Eltern? Das darf man bei 22-Jährigen ja noch fragen. „Die stehen voll dahinter“, sagt Jan Hintemann. „Unsere Begeisterung und unser Konzept haben sie überzeugt.“ Doch die jungen Existenzgründer wollen auf eigenen Beine stehen. Der neben dem Gründerstipendium fällige Kredit geht auf ihre eigene Kappe. Milan Tendahl: „Its.fresh ist ja unser Baby!“