Geldautomat in Stadtlohn hält Sprengung stand Täter müssen ohne Beute fliehen

Geldautomat am Breul hält Sprengung stand: Täter müssen ohne Beute fliehen
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„Das war echt heftig“, sagt Andrea Heming. Am Mittwochmorgen um kurz vor 4 Uhr schreckt sie im Bett hoch, so wie manch anderer Stadtlohner rund um den Breul. „Es hat einen Riesenknall gegeben. Zwei Mal hintereinander. Die Fensterscheiben haben gewackelt. Es war wie ein Überschallknall“, berichtet die 54-Jährige. Nur von einem Flugzeug war nichts zu hören.

„Und dann haben mein Mann und ich schon überlegt, ob das wohl der Geldautomat war.“ Andrea Hemings Vermutung traf zu. Der Sparkassen-Geldautomat am Nahversorgungszentrum „Breul“ in Stadtlohn ist am frühen Mittwochmorgen (22.3.) von bislang unbekannten Tätern gesprengt worden.

Bäckerei und Fahrschule betroffen

Den Polizeibeamten, die zum Tatort eilen, bietet sich ein Bild der Zerstörung: gesplittertes Glas, herausgerissene Türen, beschädigte Mauern. Die Detonation war nicht nur laut, sie hat offenbar auch eine große Sprengkraft gehabt. Beschädigt wurde nicht nur der Geldautomatenraum der Sparkasse. Auch die Bäckerei Ebbing und die Fahrschule Häusler wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Für Andrea Heming ist an Schlaf nicht mehr zu denken. „Ich habe mir viele Gedanken gemacht. Wenn ich Frühschicht gehabt hätte, wären mir die Täter über den Weg gelaufen. Und ich hab mir Sorgen um eine Freundin gemacht, die in der Bäckerei arbeitet. Sie fängt manchmal schon sehr früh an.“

Doch das ist die gute Nachricht des Tages bei all dem Schrecken: Verletzt wurde niemand, Menschen kamen nicht zu Schaden. Und Robert Klein, Pressesprecher der Sparkasse Westmünsterland, hat noch eine gute Nachricht: „Unser Geldautomat hat der Sprengung standgehalten. Die Täter konnten keine Beute machen.“

Unterdessen hat die Polizei am Mittwochmorgen den Tatort und Teile des Aldi-Parkplatzes abgesperrt. Die Spurensicherung hat mit ihrer Arbeit begonnen. Die Ermittler haben erste Hinweise auf die Täter. Polizeiangaben zufolge flüchteten diese mit einem dunklen Wagen über die Landstraße 608 in Richtung Gescher. Dort verliere sich allerdings die Spur, heißt es in einer Pressemitteilung.

Trümmer am SB-Terminal der Sparkasse am Breul in Stadtlohn
Die Explosion hat die Sparkassen-Filiale in Stadtohn stark beschädigt. © Michael Schley

Auch wenn die Täter ohne Beute fliehen müssen: Der Sachschaden ist enorm. Am Mittwoch kann ihn noch niemand genau beziffern. Der benachbarte Aldi-Markt konnte geöffnet werden, aber die direkt neben dem SB-Schalter liegende Bäckerei und die Fahrschule müssen vorerst geschlossen bleiben.

„Ein Statiker war schon vor Ort. Nähere Aussagen kann er aber erst treffen, wenn Teile des Mauerwerks freigelegt werden“, sagt Dietmar Brüning, Pressesprecher der Kreispolizei.

„Wettrüsten“ ohne Garantie

Für Ohrenzeugin Andrea Heming waren die Detonationen ein großer Schrecken. Eine große Überraschung waren sie nicht. Schließlich hat es in diesem Jahr allein im Kreis Borken schon sechs Geldautomatensprengungen geben. „Schon nach dem Vorfall in Velen habe ich zu meinem Mann gesagt: ,Der Geldautomat am Breul liegt doch auch günstig für Kriminelle‘. Von dort aus kann man schnell in Richtung Gescher flüchten.“

Müssen nach der Serie von Automatensprengungen die Sicherheitsmaßnahmen nicht von Grund auf neu überdacht werden? Sparkassen-Sprecher Robert Klein verweist auf vielfältige Maßnahmen. Er sagt aber auch: „Es ist ein Wettrüsten ohne Garantie – eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.“

Ein Bild der Verwüstung: Der Geldautomat der Sparkasse am Breul in Stadtlohn nach der Sprengung.
Ein Bild der Verwüstung: Der Geldautomat der Sparkasse am Breul in Stadtlohn ist von Unbekannten gesprengt worden. © Michael Schley

Können Farb- oder Klebepatronen für mehr Sicherheit sorgen? Robert Klein sagt, die Sparkasse setze die von den Sicherheitsbehörden empfohlenen Maßnahmen um. Dazu zählen: Schließung der SB-Foyers in der tatrelevanten Zeit (23 – 6 Uhr), Einsatz von Alarmanlagen, Einsatz von Vernebelungsanlagen, Einsatz von Färbesystemen, mechanische Schutzmaßnahmen am Geldautomaten und die Erhöhung des Gebäudeschutzes.

Robert Klein: „Klebesysteme sind zum einen noch nicht zugelassen, die Bundesbank hat bisher nicht erklärt, ob und wie verklebte Geldscheine erstattungsfähig sind. Zum anderen hat sich der Kleber bei Testsprengungen entzündet, was bei einer Verwendung eine neue Gefahr bedeuten würde.“

Unterdessen fahndet die Polizei nach den Tätern und bittet um Hinweise unter Tel. (02861) 9000. Das gilt insbesondere auch für Zeugen, die Foto- oder Videoaufnahmen im Zusammenhang mit dem Tatgeschehen angefertigt haben: Diese können hochgeladen werden beim Hinweisportal der Polizei unter https://nrw.hinweisportal.de/.

Sprengung verwüstet Stadtlohner Fahrschule: Thorsten Häusler (39) hatte erst kürzlich eröffnet